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Jazzalbum des Monats: Lucia Cadotsch "Aki" Wie geträumt

Lakonischer Gesang, bekannte Stücke, großer Zauber: 2016 feierte Lucia Cadotsch mit dem Album "Speak Low" ihren Durchbruch. Nun überrascht sie auf ihrem zehnten Album "AKI" mit neuer Band.

Lucia Cadotsch - AKI | Bildquelle: Lucia Cadotsch/ Heartcore Records

Bildquelle: Lucia Cadotsch/ Heartcore Records

Jazzalbum des Monats: Lucia Cadotsch "AKI"

Wie geträumt

Sie erfüllt eines der wichtigsten Gebote für Jazzmusiker:innen: Lucia Cadotsch hat einen ganz eigenen, sofort wiedererkennbaren Sound. Ihre Stimme, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jazzpreis 2021, entfaltet ohne Vibrato und ohne Druck – also quasi mit einem gewissen Understatement –  eine enorme Intensität und das verlässlich immer in jedem musikalischen Kontext. Beim Opener ihres neuen Albums klingt der zunächst mehr nach Art Pop als nach Jazz. Doch genau dort sind die drei englischen Musiker zu verorten, die der Sängerin den spielerischen Kontext liefern: Pianist und Organist Kit Downes, Bassist Phil Donkin und Schlagzeuger James Maddren. Absolute Spitzenkräfte des Jazz und schon seit Jahren auch im Trio "Enemy" für Furore sorgend. Wie und was Lucia Cadotsch singt, inspiriert sie zutiefst. Es sind Melodien wie geträumt, bevor sie aufs Notenblatt geschrieben oder gesungen wurden.

Jenseits der Rollenzuordnungen

Die Band, zu der bei einigen Stücken noch der Gitarrist Kurt Rosenwinkel stößt, umhüllt und kontrastiert sie mit hochkomplexen rhythmischen und harmonischen Geflechten, die in diskreter Virtuosität absolut packend das Griffige mit dem Abgehobenen verbinden. Die meisten Kompositionen auf ihrem neuen Album hat Lucia Cadotsch zusammen mit den Musikern der Band und auch mit dem Saxophonisten Wanja Slavin geschrieben, mit dem sie in ihrem großen Ensemble "LIUN & THE SCIENCE FICTION ORCHESTRA" zusammenarbeitet. Die Texte allerdings stammen alle von ihr. Es sind Reflexionen über persönliche Erfahrungen – über Rollenzuweisungen und deren Überwindung etwa. Bisweilen schlüpft sie dabei auch in die Perspektive weiblicher Protagonistinnen, die sie neu ausdeutet – wenn sie etwa auf die sinnlichen Aspekte der zur Schrecklichkeit verdammten, aber einst doch wunderschönen Medusa aus der antiken Mythologie abhebt.              

Die Zone ohne strikte Zuordnung

"AKI" – so hat Lucia Cadotsch ihr zehntes Album genannt. Das ist einfach ein Name: in Finnland für Jungen, in Japan für Mädchen. Diese Art von Doppeldeutigkeit gefällt der komponierenden Sängerin. Vielleicht ja auch, weil strikte Zuordnungen nicht ihre Sache sind – weder lebensanschaulich noch in der Musik. Und genau dort, in dieser Zone ohne strikte Zuordnung findet sich der Raum, in dem ein ganz eigener, unverkennbarer Stil entstehen kann, wie man ihn hier erlebt.                 

INFOS ZUR CD

Lucia Cadotsch: "AKI"
Lucia Cadotsch, Gesang
Kit Downes, Klavier
Phil Donkin, Bass
James Maddren, Schlagzeug
Kurt Rosenwinkel, Gitarre

Label: Heartcore Records

Sendung: "Leporello" am 9. Juni 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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