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Finnegan Downie Dear gewinnt Mahler Competition 2020 Mit Verstand und Herzenswärme

Ein Wettbewerb mit internationaler Beteiligung – das ist in diesen Tagen schon etwas Herausragendes. Aber auch unabhängig von Corona ist der Nachwuchsdirigenten-Wettbewerb der Bamberger Symphoniker etwas Besonderes: 2004 hieß der Gewinner Gustavo Dudamel – Startschuss für die sehr erfolgreiche Karriere des Venezolaners. Und gleichzeitig Maßstab dafür, auf welchem Niveau dieser Wettbewerb in Bamberg ausgetragen wird. Den ersten Preis hat dieses Jahr der Brite Finnegan Downie Dear gewonnen.

Finnegan Downie Dear, junger Dirigent aus Großbritannien und Gewinner des Gustav-Mahler-Dirigierwettbewerbs 2020. | Bildquelle: Frank Bloedhorn

Bildquelle: Frank Bloedhorn

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Die Entscheidung sei einstimmig gewesen, verkündet der Juryvorsitzende Jakob Hrůša, als er das Votum der Jury bekannt gibt. Der erste Preis geht – unter dem großem Jubel aller Beteiligten – an den 30-jährigen Briten Finnegan Downie Dear. Der guckt ungläubig, fast erschrocken. Und auch am Tag danach bleibt der Gewinner zurückhaltend, fast bescheiden. Eigentlich sei ihm egal gewesen, welchen Preis er bekommen würde.

Ich hatte so viele schöne Erlebnisse mit dem Orchester, das Ergebnis war da gar nicht so wichtig.
Finnegan Downie Dear, Gewinner der Mahler Competition 2020

Der Dirigent Finnegan Downie Dear am Pult der Bamberger Symphoniker. | Bildquelle: WildKat PR Mit Verstand und Herzenswärme: Finnegan Downie Dear am Pult der Bamberger Symphoniker. | Bildquelle: WildKat PR Hinter dem Briten liegt eine sehr intensive Woche: Mozart, Webern und eine Uraufführung von Miroslav Srnka standen auf dem Programm. Und natürlich ein Werk von Gustav Mahler: seine Vierte Symphonie. Überzeugen konnten dabei auch der zweitplatzierte Deutsche Thomas Jung, sowie die drei Drittplatzierten: Wilson Ng aus Hong Kong, Katharina Wincor aus Österreich und der Brite Harry Ogg. Von der Leistung Dears zeigte sich die Jury, der neben Jacob Hrůša zum Beispiel auch die Sängerin und Dirigentin Barbara Hannigan angehörte, allerdings besonders beeindruckt. So heißt es in der offiziellen Begründung: "Finnegan Downie Dear besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit, in seinem Dirigat brillanten Verstand und Herzenswärme zu kombinieren. Sowohl in Mahlers Musik als auch in zeitgenössischen Werken schafft er magische Momente. Ganz so, als gäbe es nichts Leichteres auf der Welt."

In diesen Zeiten brauchen wir mehr denn je eine Musik, deren Schönheit durch Authentizität und Aufrichtigkeit entsteht.
Aus der Jurybegründung zur Vergabe des 1. Preises an Finnegan Downie Dear

Der Jury ging es auf der einen Seite um die technischen Fähigkeiten des Einzelnen, erklärt Jakub Hrůša, Chefdirigent der Bamberger Symphoniker: Wie setzt der Kandidat oder die Kandidatin die Partitur um? Wie bewegt er sich, um mit dem Orchester zu kommunizieren? Hinzu kommt laut Hrůša ein tiefes Verständnis für die Werke. Und die Fähigkeit, eine Atmosphäre zu schaffen. "Am Ende des Tages", so Hrůša, "ist es aber am wichtigsten, dass man etwas sehr Individuelles schafft."

Tipps von einem ehemaligen Preisträger

Finnegan Downie Dears ist das offenbar gelungen. Nicht umsonst heißt es in der Jurybegründung, er habe "magische Momente" geschaffen. Diese Einschätzung teilt auch der israelische Dirigent und Juror Lahav Shani. Shani hat die Mahler Competition 2013 gewonnen und gibt dem aktuellen Preisträger einen Tipp mit auf dem Weg: Man dürfe nicht davon ausgehen, nach so einem Wettbewerbsgewinn laufe alles von selbst. "So ist das Leben nicht. Man muss immer neugierig bleiben und an die Musik denken!"

Motto: Besessen bleiben

Die Gefahr, es sich in seinem Erfolg zu gemütlich zu machen, sieht Finnegan Downie Dear allerdings nicht. Dear war bereits als Korrepititor und Assistent einiger namhafter Dirigenten engagiert – wie Simone Young, Daniel Harding oder Matthias Pintscher. Unter anderem auch an der Bayerischen Staatsoper in München. Jetzt kehrt der junge Pultstar erstmal nach London zurück – und dann wird er weiter Musik machen. Sein Ziel: "Ich bin total besessen von diesem Erlebnis, von der Frage, wie man ein ganzes Orchester dazu bringen kann, ein echtes Ereignis zu schaffen. Deshalb mache ich, was ich mache."

Sendung: "Allegro" am 6. Juli 2020 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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