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Max-Reger-Tage in Weiden Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Am 14. September starten wieder die Max-Reger-Tage, in Weiden in der Oberpfalz und feiern ihr 20. Jubiläum. Max Reger soll korpulent gewesen sein, gerne gegessen und viel Alkohol getrunken haben. Bekannt für seine Anekdoten, Sprüche, seinen ungehobelten Humor, gab es in seinem Leben auch viele depressive Phasen. Schon in der Kindheit wurde er mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Drei seiner Geschwister starben im Säuglingsalter. BR-KLASSIK hat sich in seinen Heimatort Weiden auf Zeitreise begeben.

Max Reger | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Max Reger

Sein Leben in Weiden

"Max Reger soll mit seiner Mutter auf den Friedhof gegangen sein, um eins seiner Geschwister zu besuchen. Er soll sehr geweint und gesagt haben: Bitte grab ihn wieder aus." Traurig steht er also da, der kleine Max. Drei Geschwister liegen vor ihm beerdigt. Keine leichte Kindheit, weiß Susanne Popp vom Max-Reger-Institut in Karlsruhe zu berichten. Trost findet er in der Musik, die ihn in allen Phasen seines Lebens begleiten wird.

Max Reger wächst in Weiden in der Oberpfalz auf. Dass er musikalisch ist, wird den Eltern schnell klar. Musiker werden ist, besonders für Regers Vater, keine Option. Max soll ihm nachfolgen und Schullehrer werden - doch der Sohn setzt sich durch. Mit 15 Jahren hat er ein Schlüsselerlebnis: Reger besucht die Bayreuther Festspiele. Zum ersten Mal erlebt er ein großes Orchester und ist davon so begeistert, dass er einen Entschluss fasst: "Als ich als 15-jähriger Junge zum ersten Mal in Bayreuth den Parsifal gehört habe, habe ich 14 Tage lang geheult, und dann bin ich Musiker geworden".

Reger – die gescheiterte Existenz?

Nach seinem Musikstudium in Wiesbaden muss er ein Jahr Militärdienst leisten. Für Reger eine schreckliche Zeit: "Da vergeht einem die Lust am Leben". "Und so soll es nun jahraus-jahrein gehen. Nun, ich verliere den Mut nicht; ich lebe und sterbe für meine heilige, hochheilige Kunst – und finde ich keine Anerkennung, so soll man mich einfach so einscharren."

Max-Reger-Halle in Weiden | Bildquelle: Max-Reger-Tage Die Max-Reger-Halle in Weiden | Bildquelle: Max-Reger-Tage Es beginnt eine Zeit der Depression, eine von vielen in Regers Leben. Ganze Tage verbringt er im Bett und schlittert in die Alkoholabhängigkeit. Seine Schwester Emma rettet ihn, sie holt ihn zurück nach Weiden. Im Alter von 25 Jahren zieht Reger zurück ins Elternhaus, wohnt wieder in dem 4.000-Einwohner-Dorf, wo ihn alle kennen: als gescheiterte Existenz. "Das ist bestimmt nicht witzig für ihn gewesen", vermutet Susanne Popp. "Gerade, weil die Menschen so nah aufeinandersaßen und sein Leben kommentierten: Warum hat der nicht was Ordentliches gelernt; muss er denn wirklich komponieren; könnte doch viel besser Schuster werden und so etwas. Das war auch für die Eltern nicht einfach."

Extreme im Leben und in der Musik

Doch für Max Reger ist die Isolation in Weiden förderlich: Seine Mutter umsorgt ihn, er muss sich um nichts kümmern und kann sich nur auf seine Kompositionen konzentrieren. Er hat die produktivste Zeit seines Lebens. Hier entstehen die meisten seiner Orgelwerke. In Max Regers Leben gibt es fast nur Extreme: entweder absolute Hochstimmung oder Depression. Das hört man auch in seiner Musik. Er ist ein Arbeitstier, lebt ungesund, macht sich häufig unbeliebt. Das mag auch an seiner direkten Art liegen: Als ein Kritiker aus München einmal eines seiner Werke verreißt, antwortet er mit einem Brief: "Sehr geehrter Herr! Ich sitze hier im kleinsten Raum meines Hauses und lese Ihre Kritik. Noch habe ich sie vor mir ... Hochachtungsvoll: Max Reger."

Schmuckloser Grabstein

Die Stadt Weiden ehrt ihren größten Sohn heute an vielen Orten. Es gibt den Max-Reger-Park, das Max-Reger-Denkmal, die Max-Reger-Gedächtnisorgel und Max Regers Wohnhaus. Der Original-Grabstein steht ebenfalls in Weiden. Darauf steht nur sein Name - in Großbuchstaben, mehr nicht. Reger wollte das so: "Wer das liest, weiß, wer ich war, und wer es nicht weiß, braucht es nicht zu wissen."

Sendung: "Allegro" am 14. September 2018 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Max-Reger-Tage

Die Max-Reger-Tage in Weiden finden zwischen 14. September und 7. Oktober 2018 statt.
Details zu Programm und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage des Festivals.

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