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Münchner Philharmoniker in New York Fünf Prozent Spielfreude extra

Die Münchner Philharmoniker, ihr Chefdirigent Valery Gergiev und Pianist Pierre-Laurent Aimard sind unterwegs und spielen in der New Yorker Carnegie Hall. Auch wenn die Orchestermusiker alte Hasen sind - die geschichtsträchtige Spielstätte kitzelt doch noch ein paar Adrenalinschübe mehr heraus.

Münchner Philharmoniker in der Carnegie Hall New York  | Bildquelle: © Steve J. Sterman

Bildquelle: © Steve J. Sterman

Ein Raum mit Geschichte

Der Klang ist schon in der Anspielprobe berauschend. Egal, wo man im weiß-goldenen Isaac-Stern-Saal der New Yorker Carnegie Hall sitzt: Man hat das Gefühl, mitten im Orchester zu sein. Dieser Raum hat Geschichte - schon seit mehr als 100 Jahren erklingen hier Konzerte. Die Besten solle sein Publikum zu hören bekommen, sagt Clive Gillinson, Direktor der Carnegie Hall - und Ensembles aus unterschiedlichen Kulturen mit den größten Künstlern am Pult erleben.

Auf dem Spielplan der Carnegie Hall zu stehen bedeutet, sich mit den Besten zu messen. Und die Münchner Philharmoniker wollen zur Weltspitze gehören. Der Cellist und Vorstand Stephan Haack spricht von einem positiven Leistungsdruck, den das Orchester allerdings auch gewohnt sei, da die Musiker in jedem Konzert 100 Prozent gäben. Und wenn man wisse, dass man in der Suntory Hall, im Musikverein oder in der Carnegie Hall spiele, kämen noch fünf Prozent Freude hinzu, so der Musiker.

Flexibilität ist gefragt

Tourneen seien für das Orchester sehr wichtig, betonen die beiden Vorstände Matthias Ambrosius und Stephan Haack, denn durch sie bleibe man flexibel. Die Umstände seien jedes Mal anders, da sich die Akustik immer unterschiedlich verhalte, es sich auf der Bühne anders anfühle und das Feedback vom Publikum verschieden sei, erzählt Ambrosius. Man müsse sich innerhalb einer Anspielprobe so zusammenraufen und Möglichkeiten entdecken, wie das Beste aus einem Saal rausgeholt werden könne. Und das sei gerade mit Valery Gergiev möglich wie mit keinem anderen.

Die Carnegie Hall ist nicht die einfachste.
Valery Gergiev

Valery Gergiev - auch bekannt als "Jetset-Dirigent", der jeden Tag woanders auf der Welt ein Orchester dirigiert - bringt viel Erfahrung mit. Er kennt die Akustik der Carnegie Hall seit fast 30 Jahren und weiß: Einfach ist sie nicht. "Es gibt keine Garantie dafür, dass alles in der Carnegie Hall automatisch einen goldenen Klang ergibt. Besonders bei den Streichern müssen wir intensive Farben finden", sagt Gergiev.

Sehen Sie hier alle Bilder zur Tournee der Münchner Philharmoniker.

Jubelnde Ovationen und ein paar kritische Stimmen

Münchner Philharmoniker in der Carnegie Hall New York  | Bildquelle: © Steve J. Sterman Chefdirigent der Münchner Philharmoniker Valery Gergiev | Bildquelle: © Steve J. Sterman Vor dem Konzertbeginn weisen ein paar wenige ukrainische Demonstranten vor der Carnegie Hall mit Pappschildern und Flyern darauf hin, dass Gergiev ein Freund und Unterstützer von Wladimir Putin sei. Von den New Yorker Konzertbesuchern werden sie allerdings ignoriert. Weitaus leidenschaftlicher fällt die Reaktion auf das Konzert der Münchner Philharmoniker aus. Allerdings gibt es hier nicht nur am Ende Applaus. Die heilige Regel, dass zwischen den Sätzen nicht geklatscht werden darf, interessiert die New Yorker nicht. Das bringt die Orchestervorstände zum Schmunzeln: "Es ist immer wieder ein bisschen verwunderlich, dass man doch eigentlich denkt, das Klassikpublikum müsste das doch eigentlich irgendwann auf der ganzen Welt gelernt haben. Aber hier und in Asien ist das nicht der Fall. Die zeigen sofort: Hey, das gefällt mir, und wollen das irgendwie loswerden."

Dass die Münchner Philharmoniker wiederkommen dürfen, ist bereits ausgemacht: 2019. Bis dahin hofft Valery Gergiev auf einen Gegenbesuch: "Nun, es ist auch für die New Yorker Orchester wichtig, mal in München spielen zu können."

Das Tournee-Programm

Richard Strauss: "Don Juan"
Maurice Ravel: Klavierkonzert für die linke Hand
Ludwig van Beethoven: 3. Symphonie "Eroica"

Maurice Ravel: "La Valse"; Klavierkonzert G-Dur
Ludwig van Beethoven: 3. Symphonie "Eroica"

Claude Debussy: "Prélude à `L'Après-midi d’un Faune´"
Franz Schubert: 4. Symphonie "Tragische"
Gustav Mahler: 4. Symphonie

Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Genia Kühmeier, Sopran
Münchner Philharmoniker
Valery Gergiev, Dirigent

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