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David Teie komponiert für Tiere Liebestraum für Lisztaffen?

Der "Liebestraum" von Liszt mag Menschen in Wallung bringen, Lisztaffen jedoch haben ganz andere musikalische Vorlieben. Der Cellist David Teie komponiert Werke für Tiere, indem er sich mit der Psyche der jeweiligen Gattungen auseinandersetzt.

Liszt Affe mit Jungen | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Musik für Tiere

Was Affen, Katzen und Co Genuss bereitet

David Teie ist Cellist beim National Symphony Orchestra in Washington. Er schreibt seit über zehn Jahren Musik speziell für Tiere. Damit seine Werke auch zu den jeweiligen Gattungen passen, arbeitet er mit Tierpsychologen zusammen. Ende dieses Monats soll sein erstes, downloadbares Album mit eigens für Katzen komponierter Musik erscheinen. Zuvor aber hatte sich Teie schon ausgiebig mit den musikalischen Vorlieben des Saguinus Oedipus beschäftigt, der in Deutschlad aufgrund seiner charakteristischen Haarpracht besser als Lisztaffe bekannt ist. Auf der Suche nach den geeigneten Klängen muss sich der Komponist gar nicht so weit weg orientieren von dem, was Menschen auch gefallen könnte. Wenn beispielsweise eine Mutter mit ihrem Jungtier zärtlich kommuniziert, "dann sind die Rhythmen gleichmäßig, der Ton ist sanft, und die Intervalle sind nicht nur konsonant, sondern sogar in Tonarten", so Teie.

In einem der Rufe kommt eine Es-Dur-Tonleiter vor, und wir Menschen dachten schon, wir hätten Es-Dur erfunden.
(David Teie)

Pulsierende Rhythmen oder Saug- und Schnurrgeräusche

US-Cellist David Teie | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Schon vor Jahren wollte Teie Musik für möglichst viele Tierarten im Zoo schreiben, weil ihm Tiere in Gefangenschaft leidtaten. Damals scheiterte das Projekt am Geld. Teie beschloss, zunächst einmal für beliebte Haustiere zu komponieren, um mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Teie greift dabei immer auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurück. So wird zwar ein Affen-Embryo durch den Puls der Mutter für Rhythmen sensibilisiert, nicht aber ein Katzen-Embryo. Denn Lisztaffen verbringen sechs Monate im Bauch der Mutter, Katzen aber nur neun Wochen. Bei Katzensäuglingen sind die ersten zehn Lebenswochen entscheidend, in denen das Gehirn noch auf das Achtfache anwächst. Und so schlägt Teie bei Katzen auch andere Töne an: Statt pulsierender Rhythmen kommen diese in den Genuss von Saug- und Schnurrgeräuschen. Dazu gesellen sich Klänge des Cellos: Die menschlichen Käufer sollen auch was von der "Katzenmusik" haben.

Heilende Wirkungen

Schon jetzt können sich Interessierte einzelne Stücke aus dem Internet herunterladen, und der Komponist erntet viel positives Feedback. Eine Katzenbesitzerin berichtete, dass die Musik aus ihrem verstörten norwegischen Waldkater einen zutraulichen Schmusetiger gemacht habe. In New York soll eine Katze dank der Musik ihren nervösen Tick losgeworden sein. Und irgendwann möchte Teie auch seinen Plan wieder aufgreifen, Tieren, die an ihrer Gefangenschaft leiden, das Leben mit Musik zu verschönern.

Mit meiner Musik hoffe ich deutlich zu machen, dass all diese Tierarten fähig sind, Kunst und Musik zu genießen und dass sie unsere Fürsorge und unsere Aufmerksamkeit verdienen.

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