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70 Jahre Musikfest ION Geistliche Musik im Zeichen der Zeit 

Von Bach bis Funk: Das Nürnberger Musikfest ION wagt unkonventionelle Wege, vergisst dabei aber auch nicht seine Wurzeln als internationales Festival für Geistliche Musik mit 70-jähriger Tradition. Trotz Corona will sich das Festival weiterentwickeln. BR-KLASSIK ist bei der Jubiläumsausgabe unter dem Motto "Heimkehren" dabei. 

St. Martha in Nürnberg – Blick im Inneren nach oben | Bildquelle: Spiegelhof Fotografie

Bildquelle: Spiegelhof Fotografie

Zittern, Wanken, Verlangen, Krankheit, Trost – das sind einige Stichworte, die Johann Sebastian Bachs Mitmenschen bewegt haben und die er in zahlreichen seiner Kantaten musikalisch reflektiert. Für das Eröffnungskonzert des 70. Musikfests ION am 25. Juni hat die Sopranistin Anna Prohaska Arien von Johann Sebastian Bach rund um das Thema Erlösung" ausgesucht. BR-KLASSIK überträgt das Konzert mit der Capella Angelica und der Lautten Compagney live im Hörfunk und im Videostream

Orientierung leisten 

"Von Bach bis Funk, von vertraut bis ungewöhnlich – trotz Corona konnten wir unsere Idee eines zeitgemäßen Festivals für Geistliche Musik weiterentwickeln", freut sich der Geschäftsführende Intendant Moritz Puschke. Das Motto des diesjährigen Musikfests ION lautet "Heimkehren". Das bedeute "Orientierung zu leisten, gern auch Sinn zu stiften und mit unseren Konzerten temporäre Räume zu kreieren", so Puschke. Ihm schwebt "ein geistiges und geistliches Lagerfeuer" vor, um das sich Publikum, Künstlerinnen und Künstler versammeln – gerade jetzt in einer Zeit der Unsicherheit und der Umbrüche. 

Die Wärme des Feuers

Wilfried Hiller | Bildquelle: © Astrid Ackermann Wilfried Hiller | Bildquelle: © Astrid Ackermann Gemeint ist mit dieser heimeligen Metapher das Zusammenrücken um das wärmende Feuer der Kultur, es geht nicht um eine naiv-verklärende Lagerfeuer-Romantik. Denn die Konzerte beim Musikfest ION sollen auch Denkanstöße geben, über Grenzen und Konventionen hinausweisen. So gibt es etwa eine Nürnberger Erstaufführung: Wilfried Hillers Oratorium "Schöpfung. Ein klingendes Mosaik" basiert auf einem Text des ehemaligen Nürnberger Regionalbischofs Stefan Ark Nitsche. Sinnliche Vokalkunst und spirituelle Musik aus aller Welt ist mit dem Ensemble Sjaella zu erleben. Klare und glockenhelle Stimmen erklingen auch im Konzert des Windsbacher Knabenchors, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert. Und das A-cappella-Ensemble Amarcord aus Leipzig präsentiert Abendlieder, Liebeslieder und Nachtgesänge.   

Die Orgel ist Instrument des Jahres 

Die Orgel ist 2021 zum Instrument des Jahres gewählt worden und hat auch innerhalb des Musikfests ION ihren festen Platz: im Konzert mit Martin Schmeding und bei "Orgel United", dem langen Orgelabend in St. Sebald, der den Facettenreichtum des Instruments aufzeigt – von der altehrwürdigen Kirchenorgel über die Kombination mit Jazztrompete und türkischer Ney bis zum "funkigen" Klang der Hammond-Orgel. Ein weiterer Höhepunkt: das bewegende Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Fassung für Streichquartett in der nächtlichen Marthakirche mit atmosphärischen Lichtinstallationen. 

ION: Wie alles begann

Am 2. Juni 1951 begann die erste Internationale Orgelwoche Nürnberg (ION), gegründet auf Initiative von Walther Körner, damals Kantor und Organist an St. Lorenz. Die Kirche war nur teilweise wiederhergestellt, über dem Langschiff war ein Notdach angebracht und die Orgel war erst seit kurzem wieder vollständig spielfähig.  Walther Körner war überzeugt, dass es vor allem durch Musik und insbesondere die ganz Europa vereinende Kirchenmusik gelingen könnte, die Narben des Zweiten Weltkriegs zu heilen. Deshalb kamen die eingeladenen Organisten von Beginn an aus ganz Europa, so etwa der amtierende Organist des Petersdoms, insbesondere aber auch aus Ländern wie Belgien oder Dänemark, die unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg enorm zu leiden hatten. 

Von den Leitern geprägt

Moritz Puschke | Bildquelle: Joanna Scheffel Moritz Puschke | Bildquelle: Joanna Scheffel In den darauffolgenden Jahrzehnten prägten verschiedene Künstlerische Leiter das Musikfest ION, wie es heute heißt: Werner Jacob, Wilfried Hiller und Folkert Uhde. Seit 2019 ist Moritz Puschke verantwortlich, inzwischen als Geschäftsführender Intendant. Die internationale und überkonfessionelle Ausrichtung ist weiterhin die Basis für ein Festival, das stets die aktuellen Tendenzen der Geistlichen Musik reflektiert – von der Historischen Aufführungspraxis bis zu zeitgenössischen Klangexperimenten und multimedialen Projekten, die die Musik in den Kontext der Aufführungsorte, die einzigartigen und vielseitigen Kirchenräume Nürnbergs, stellen.  

Das Musikfest ION bei BR-KLASSIK:

LIVE-ÜBERTRAGUNGEN: 

25. Juni 2021, 20:05 Uhr: Eröffnungskonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach; Anna Prohaska (Sopran), Capella Angelica, Lautten Compagney Berlin, Leitung: Wolfgang Katschner 
2. Juli 2021, 22:05 Uhr: Mozart in neuem Licht. Das Requiem in der Streichquartettfassung und mit Lichtinstallationen. 
Jeweils live im Hörfunk auf BR-KLASSIK und als Videolivestream auf www.br-klassik.de sowie auf Facebook. 

 WEITERE KONZERTE IM RAHMEN DER "FESTSPIELZEIT" AUF BR-KLASSIK: 

30. Juni 2021, 20:05 Uhr: Wilfried Hiller "Schöpfung. Ein klingendes Mosaik" 
16. Juli 2021, 18:05 Uhr: "Origins – Wurzeln" mit dem Vokalensemble Sjaella 
02. August 2021, 20:05 Uhr: "Orgel united", ein Abend im Zeichen der Orgel mit Maximilian Schnaus, Ensemble Zia und Organ Explosion 
19. August 2021, 20:05 Uhr: 75 Jahre Windsbacher Knabenchor 

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