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Bach-Nachfolge in Leipzig Entscheidung über neuen Thomaskantor verzögert sich

Leipzig braucht einen neuen Thomaskantor - und das seit mehr als einem Jahr. Vier Kandidaten waren bis Montag im Rennen um den einstigen Posten Johann Sebastian Bachs. Jetzt sind es nur noch zwei. Die Entscheidung verzögert sich noch um einige Wochen.

Clemens Fläming | Bildquelle: © Thomanerchor Leipzig, Fotograf Matthias Knoch.

Bildquelle: © Thomanerchor Leipzig, Fotograf Matthias Knoch.

Noch ist keine Entscheidung getroffen. Von den vier Kandiaten für das Amt des Thomaskantors hat die Findungskommission nun zwei in die engere Wahl genommen: Der 45-jährige Markus Teutschbein aus Basel und der 39-jährige Clemens Flämig aus Halle müssen nun erneut gegeneinander antreten. Sie sollen noch einmal nach Leipzig eingeladen werden, um in einer nichtöffentlichen Probe mit den Thomanern, dem weltberühmten Knabenchor, mehrere Werke von Johann Sebastian Bach einzustudieren. Durch die Auswahl derselben Stücke soll ein direkter Vergleich zwischen beiden möglich werden. Die Findungskommission hofft, in ein paar Wochen einen geeigneten Nachfolger für das Amt vorstellen zu können.

Seit einem Jahr auf der Suche

Markus Teutschbein | Bildquelle: © Thomanerchor Leipzig, Fotograf Matthias Knoch. Markus Teutschbein ist einer der zwei verbliebenen Kandidaten auf das Amt des Thomaskantors. | Bildquelle: © Thomanerchor Leipzig, Fotograf Matthias Knoch. Die Suche nach einem neuen Thomaskantor läuft nun bereits seit mehr als einem Jahr. In den vergangenen fünf Monaten hatten sich neben den jetzigen Finalisten noch Markus Johannes Langer (44) aus Rostock und Matthias Jung (51) aus Dresden vorgestellt. Jeder der vier Kandidaten wurde für eine Probewoche zum Thomanerchor nach Leipzig eingeladen. Eigentlich sollte an diesem Montag über eine Empfehlung für die Neubesetzung entschieden werden. Bereits im Februar 2015 war der bisherige Thomaskantor Georg Christoph Biller aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten.

Was macht der Thomaskantor?

Als Thomaskantor versteht man den Kantor der Thomaskirche Leipzig. Die vollständige Bezeichnung lautet "Cantor zu St. Thomae et Director Musices Lipsiensis". Der Thomaskantor wird seit der Reformationszeit von der Stadt Leipzig gestellt. Er war der leitende Musiker der Stadt. Zu den berühmtesten Thomaskantoren gehören Johann Sebastian Bach, Johann Hermann Schein und Johann Kuhnau. Vom Kantor wurde neben der Kirchenmusik früher auch erwartet, Lateinunterricht zu geben. Im Zentrum der musikalischen Aufgaben standen vor allem die musikalische Umrahmung für die Sonn- und festtäglichen Gottesdienste in den beiden Leipziger Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai. Für die Ausübung standen neben den wenigen städtischen Berufsmusikern Schüler der Thomaskirche zur Verfügung. Für die musikalische Ausbildung der Thomaner war ebenfalls der Kantor verantwortlich. Die Geschichte des Thomaskantors ist mit dem Ende der Barockzeit und dem Tode Johann Sebastian Bachs längst noch nicht abgeschlossen. Die Tradition der im Jahr 1212 gegründeten Thomasschule und Thomaskirche ist bis in die Gegenwart lebendig geblieben und das Thomaskantorat eines der angesehensten Ämter des deutschen Musiklebens. Seit Bach hat es bereits 16 weitere Thomaskantoren gegeben.

Der Thomaskantor wird seit der Reformation von der Stadt Leipzig angestellt, in Absprache mit der evangelischen Kirchgemeinde St. Thomas. Die Findungskommission schlägt einen Kandidaten vor, das letzte Wort haben aber die Gemeinde und der Leipziger Stadtrat.

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