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Uraufführung am Nürnberger Staatstheater "Goldberg" - Bach als Ballett

Goldberg – bei diesem Namen kommen vielen Glenn Gould und seine phantastische Interpretation von Bachs "Goldberg-Variationen" in den Sinn. Auch der Nürnberger Ballettdirektor hatte sie im Ohr, als er vor über drei Jahren beschloss, ein Orchesterballett zu Bachs Musik zu choreographieren. Zusammen mit dem Ballettkomponisten Owen Belton hat Goyo Montero einen ganz neuen Zugang zu Bachs Musik gesucht. Mit der Uraufführung seines neuen Balletts "Goldberg" feiert er sein 15-jähriges Jubiläum als Ballettchef in Nürnberg.

Goyo Monteros Ballett "Goldberg" am Nürnberger Staatstheater – Szenenfoto | Bildquelle: Jesus Vallinas

Bildquelle: Jesus Vallinas

Der Beitrag zum Anhören

Im Jahr 1955 spielte der kanadische Pianist Glenn Gould Bachs "Goldberg-Variationen" als Studio-Aufnahme ein. Sie ist die Grundlage für das, was Choreograf Goyo Montero und Komponist Owen Belton, die seit Jahren zusammenarbeiten, bei "Goldberg" auf die Bühne bringen. Ihr Ballett besteht musikalisch aus drei grundverschiedenen Musikebenen, die sich an manchen Stellen überschneiden: Elektronische Musik, ein Solo-Pianist und die Staatsphilharmonie. Björn Huestege, der musikalische Leiter, erklärt: "Das ist für ein klassisches Orchester immer schwierig zu machen, denn normalerweise gibt es immer so eine kleine Kurve: Man spielt auf einen Höhepunkt hin, und am Ende gibt es eine kleine Aufweichung, aber auf dem Höhepunkt stehen zu bleiben und so einen Cut zu machen, ist wahnsinnig ungewohnt."

Träume und Albträume

Genau diese musikalischen Brüche braucht Goyo Montero, um tänzerisch seine Traumwelten zu schaffen, denn das ist das große Thema von "Goldberg". Wochenlang hat sich der Ballettchef mit Träumen beschäftigt, mit den verschiedenen Traumphasen und mit Albträumen: "Wir haben mit den Tänzern über ihre eigenen Albträume gesprochen und wovor sie Angst haben. Oder was sie in Albträumen erlebt haben. Und dann haben wir mit diesen Emotionen manche Variationen in diesem Ballett nach vorne gebracht."

Spiel und Gegenspiel – zwei Welten auf der Tanzbühne

Langsam – wie in Zeitlupe – bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer – erst als große Gruppe, dann finden sich Paare. Der eine nimmt die Bewegung des anderen auf – wie ein tänzerischer Zwilling. Wie beschreibt es Montero? "Diese Goldberg-Variationen erlauben uns, die Originalversion von Bach zu spielen und auch seine Doppelung, ein Spiel und ein Gegenspiel – ein Traum oder ein Albtraum. Man kann mit der gleichen Musik auch verschiedene Emotionen erleben."

Dieses Stück ist wirklich eine Liebesgeschichte, eine Hommage an unsere Tänzer.
Goyo Montero

Getanzte Gefühle – darum geht es in "Goldberg"

Goyo Monteros Ballett "Goldberg" am Nürnberger Staatstheater – Szenenfoto | Bildquelle: Jesus Vallinas Goyo Monteros Ballett "Goldberg" am Nürnberger Staatstheater – Szenenfoto | Bildquelle: Jesus Vallinas Zum Beispiel der Traum vom Fliegen – für Tänzerinnen und Tänzer bedeutet das eine nie enden wollende Pirouette in der Luft. Entsprechend sprungfreudig und akrobatisch tanzt das Ensemble in dieser Passage. Getanzte Gefühle – darum geht es in "Goldberg". Goyo Montero verbindet viele Emotionen mit Bachs Musik, denn er hat als junger Tänzer die "Goldberg-Variationen" an der Deutschen Oper Berlin interpretiert. Jetzt in Nürnberg lässt der Choreograph sein Ensemble zwischen großen Plastikfolien in einer Welt zwischen Traum und Wachen agieren: "Dieses Stück ist wirklich eine Liebesgeschichte, eine Hommage an unsere Tänzer, man muss exakt sein, man muss virtuos sein, man muss eine große Leistung bringen, aber auch große Emotionen und Spiritualität, große Kraft."

Die Pianisten müssen sich der Choreografie anpassen

Auch für den Solo-Pianisten sind die Goldberg-Variationen eine große Herausforderung. In Nürnberg wird diese virtuose Aufgabe der tschechische Pianist Patrik Hevr von der Nürnberger Musikhochschule übernehmen, im Wechsel mit Daniel Rudolph von der Staatsphilharmonie, erzählt Björn Huestege, der musikalische Leiter: "Die Pianisten müssen versuchen, aus der Komfortzone – wenn es überhaupt eine gibt in diesem Stück – herauszutreten und sich der Choreographie anzupassen, die nicht flexibel ist, weil das so im Körper ist, man hat wenig Spielraum und das ist die besondere Schwierigkeit."

Zum Schluss dürfen die Tänzerinnen und Tänzer singen und summen – eine Hommage an Glenn Gould, der bei seinen Aufnahmen immer mitsummte.

Mehr Infos

Das Ballett "Goldberg" von Goyo Montero feiert am Samstag, 17. Dezember seine Premiere.
Weitere Vorstellung finden am 20., 22. und 26.12. sowie im Januar und Februar statt.
Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Staatstheaters Nürnberg.

Sendung: "Allegro" am 14. Dezember 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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