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Ballettpremiere in Nürnberg: "Naharin / Clug / Montero" Tauchen ohne Wasser

Die Amtszeit von Goyo Montero als Ballettchef am Nürnberger Staatstheater ist eine Erfolgsgeschichte. Am Wochenende hat nun ein dreiteiliger Tanzabend in Nürnberg Premiere: "Naharin / Clug / Montero". Eben mit Stücken von Ohad Naharin, dem Haus-Choreografen der Batsheva Dance Company in Israel, Edward Clug, Ballettdirektor des slowenischen Nationaltheaters in Maribor – und einem Werk von Goyo Montero. Der Nürnberger Ballettchef setzt sich dabei mit seiner eigenen Angst auseinander.

Edward Nunes, Sophie Vervaecke, Lucas Axel und das Ensemble des Staatsballetts in Nürnberg tanzen Goyo Monteros "Submerge" | Bildquelle: Jesús Vallinas

Bildquelle: Jesús Vallinas

Es ist eine Premiere für Goyo Montero – erstmals in 14 Jahren als Ballettchef in Nürnberg bringt der Spanier ein autobiografisches Stück auf die Bühne. Gut, sagen wir: die Montero-Version eines autobiographischen Stückes. Seine Tänzerinnen und Tänzer baden anfangs in Licht, ziehen sich dann eine imaginäre Maske über und springen in imaginäres Wasser.

Monteros Stück "Submerge" über die Angst vor dem Tauchen

Montero liebt Geschichten, in denen es um das Individuum geht, mit all seinen Stärken und Schwächen. In seinem neuen Stück "Submerge" thematisiert er seine eigene Angst vor dem Tauchen, und wie er sie mit einem Tauchkurs besiegt hat. "Es ist schwierig für mich, loszulassen", gibt Goyo Montero im Gespräch mit BR-KLASSIK zu. Das Tauchen sei für ihn etwas Meditatives. "Du hast eine andere Beziehung zu deiner Umgebung und zu dir selbst. Ich habe das Tauchen sofort geliebt, aber ich hatte auch Angst, dass ich es nicht schaffen kann. Aber am Ende kommt diese Erlösung und du willst nicht mehr nach oben gehen."

Schwerelosigkeit unter Wasser darstellen, ohne Wasser auf der Bühne – das verlangt Monteros Ensemble alles ab. Immens hohe athletische Sprünge, die Company wiegt und biegt sich zur sphärischen Musik von Owen Belton und in einem Meer aus Licht ohne Unterlass.

Animalische Körperstudie in Ohad Naharins "Secus"

Victor Ketelsegers und das Ensemble des Nürnberger Staatsballetts tanzen Ohad Naharins "Secus" | Bildquelle: Jesús Vallinas Ohad Naharins Choreographie "Secus" strotzt vor Tempo und Körperlickeit. | Bildquelle: Jesús Vallinas Maximale Körperlichkeit vereint alle drei Stücke dieses Abends. Ohad Naharins Choreografie "Secus", das Geschlecht, der Sex, ist eine wilde, animalische Körperstudie – eine Art vertanztes Wimmelbild, in dem sich das Ensemble immer wieder zu Strukturen zusammenfindet, die nur den Bruchteil einer Sekunde halten. Vieles wirkt improvisiert, ist es aber nicht. Matan David, selbst langjähriger Tänzer in Naharins Batsheva Dance Company, hat diese vor Tempo nur so strotzende Choreografie in Nürnberg einstudiert und zusammen mit dem Ensemble verändert.

Training vor dem Spiegel war tabu

Es sei spannend, "Secus" in andere Städte zu bringen, sagt Matan David. "Im Stück gibt es einen Teil, der von den jeweiligen Tänzerinnen und Tänzern vor Ort selbst gestaltet wird. Sie erwecken das Stück damit sozusagen jedes Mal wieder neu zum Leben." Für das Ensemble gab es dafür auch Lektionen in Gaga, Naharins eigener Tanzsprache, in der die Tänzer ihre eigene Körperlichkeit entdecken sollen, sich in Zeitlupe biegen und erleben. Beim Training waren dabei Spiegel tabu.

Infos zur Premiere "Naharin / Clug / Montero"

Der dreiteilige Ballettabend "Naharin / Clug / Montero" hat am Samstag, den 23. April 2022, um 19:30 Uhr Premiere am Staatstheater Nürnberg. Alle Informationen und weitere Vorstellungstermine finden Sie hier.

Bewegungsfantasie "Handpan" vom Ballettdirektor Edward Clug

Edward Nunes und Sarah-Lee Chapman tanzen Edward Clugs Choreografie "Handman" am Staatstheater Nürnberg, 2022 | Bildquelle: Jesús Vallinas Edward Nunes und Sarah-Lee Chapman tanzen Edward Clugs Choreografie "Handman" am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: Jesús Vallinas Neue Körpererfahrungen durfte das Nürnberger Ensemble auch in der Vorbereitung des dritten Stücks sammeln: Edward Clugs "Handman". Eine ebenfalls atemlos schnelle Bewegungsfantasie – mit sehr vielen Händen. Eine neue Erfahrung, auch für Goyo Montero: "Es ist ein bisschen mechanisch, sehr präzise und hochmusikalisch, aber mit einer anderen Musikalität als die, mit der ich choreografiere." Eduard Clug, Ballettdirektor des slowenischen Nationaltheaters in Maribor, gehört zu den gefragtesten Choreografen. "Wir wollten ihn schon vor der Pandemie haben", erzählt Montero, "aber jetzt sind ja wieder fast normale Zeiten, und da konnten wir das Projekt realisieren."

Am Ende der Probe zu "Naharin / Clug / Montero" stehen die 19 Tänzerinnen und Tänzer schwer atmend auf der Bühne des Nürnberger Staatstheaters. Dieser Tanzabend ist Körperlichkeit auf höchstem Niveau – und das Ensemble ist bereit, nun auch für Publikum zu schwitzen.

Sendung: "Leporello" am 22. April 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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