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Klais-Orgel in der Philharmonie im Gasteig Abschied vor der Einlagerung

Ende Juli wird die Philharmonie für die Sanierung des Gasteigs geschlossen. Das bedeutet auch: Abschiednehmen von der Orgel im Konzertsaal. Ihre knapp 6.000 Pfeifen, 74 Register und zwei Spieltische werden eingelagert. Eine logistische Herausforderung.

Die Klais-Orgel im Münchner Gasteig | Bildquelle: Gasteig München GmbH

Bildquelle: Gasteig München GmbH

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Interview mit dem Orgelbauer Philipp Klais

Die Orgel im Gasteig wurde 1985 eingeweiht. Konzipiert und erbaut hat sie die Bonner Orgelbaufirma Klais, passend zum gesamten Erscheinungsbild der Philharmonie. Die Überlegung war, erzählt Philipp Klais, Urenkel des Unternehmensgründers im BR-KLASSIK-Interview, "dass die Orgel ausschaut wie ein bayerisches Dorf, in dem ein Dach hinter dem anderen auftaucht – wie ein Alpenpanorama."

Die Orgel im Gasteig ist ein Stück unserer Familiengeschichte.
Philipp Klais, Leiter Orgelbaufirma Klais

Für den Orgelbauer ist der jetzige Abschied von der Orgel, die er seit Anfang an begleitet hat, ein durchaus emotionaler Moment. Er erinnert sich an die Bauzeit: "Ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht und durfte meinen Vater nach München fahren zur Einweihung. Das war total aufregend." Über viele Jahre hat Philipp Klais die Orgel betreut und fühlt sich daher sehr mit ihr verbunden. Deshalb ist es für ihn auch ein trauriger Moment, wenn sie jetzt für lange Zeit schweigen muss. Zunächst wartet aber noch eine logistische Herausforderung: Insgesamt sind es viele tausend Einzelteile, die bewegt werden müssen – insgesamt etwa 35 Tonnen Orgel, schätzt der Fachmann. "Die größten Pfeifen sind bis zu zwölf Meter lang, die kleinsten nur wenige Millimeter."

Die Klais-Orgel im Gasteig

An die 6.000 Pfeifen, verteilt auf 74 Register (und) spielbar von zwei separaten Spieltischen aus: einem mechanischen auf der Empore und einem elektronisch gesteuerten für die (mobile) Verwendung z.B. auf der Bühne der Philharmonie. Beide Spieltische verfügen über 4 Manuale, Pedal (und umfangreiche Programmier-Hilfen).

Die Klais-Orgel im Münchner Gasteig | Bildquelle: Gasteig München GmbH Bildquelle: Gasteig München GmbH Beim Arbeiten mit der Orgel steht für Philipp Klais der Respekt vor dem Instrument an erster Stelle, also absolute Sorgfalt auch in der Zeit der Zwischenlagerung, bevor die Orgel im neuen Gasteig wiederaufgebaut wird. Bis zu fünf Jahre lang könnte die Sanierung dauern. Am besten wäre es für die Pfeifen, sagt Klais, sie stehend einzulagern, weil sie nicht so gerne liegen. Wo die zerlegte Orgel gelagert wird, steht indes noch gar nicht fest. "Für uns wäre es ideal, Räume zu finden, die klimatisch gleichmäßig sind und über möglichst geringe Feuchtigkeitsschwankungen verfügen." Und damit sich keine Schädlinge einnisten, empfiehlt der Orgelbauer etwa vier Mal pro Jahr zu kontrollieren: "Das ist schon ein perfekter Ort für alle möglichen Arten von Tieren, die sich da einnisten können. Da achten wir schon sehr genau drauf, dass sowas auf keinen Fall passiert."

Und die Zukunft der Orgel im Gasteig? Wird sie denn nach ihrer Rückkehr so klingen wie früher? In der Theorie ja, in der Praxis nein, meint Philipp Klais. Denn nach der Sanierung wird der Konzertsaal ein anderer sein, und dementsprechend die Orgel einen anderen Klang verbreiten. Außerdem geht es nicht um besser oder schlechter, sondern eben darum, dass die Ansprüche an einen Saal sich verändern. Und genau das reizt den Orgelfachmann: "Ich träume davon, dass die Orgel in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Dass sie Menschen neugierig macht auf live gespielte, unverstärkte Musik. Und welches Instrument ist da besser geeignet als die Orgel. Weil man nur einen Spieler braucht, um einen ganzen Saal zum Beben zu bringen."

Sendung: "Leporello" am 13. Juli 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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