"Summertime " - das ist wohl die bekannteste Melodie aus George Gershwins einziger Oper "Porgy and Bess". Selten ist das Stück in Europa zu sehen, denn es braucht ein riesiges, stimmstarkes und mit einer Ausnahme komplett afro-amerikanisches Ensemble. So haben es Gershwins Erben verfügt. Von 3. bis 7. August 2016 gastiert das New York Harlem Theatre mit "Porgy and Bess" im Deutschen Theater München. Die Aufführungen werden von BR-KLASSIK präsentiert.
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Es ist eine bis heute außergewöhnliche musikalische Mischung, die George Gershwin für seine, wie er sagte, "amerikanische Oper über einen amerikanischen Stoff" komponiert hat. "Porgy and Bess" erzählt eine tragische Liebesgeschichte im sozial schwachen Milieu, und ja, "La Bohème" und die große romantische Operntradition standen sicher auch Pate bei der Entstehung . Vor allem aber waren es die Einflüsse aus Jazz, Blues und Swing und der Spirituals, die Gershwin in einen spannenden Wechsel aus virtuosen Soloszenen und emotionalen Chören, aus frechen Rhythmen und sehnsuchtsvollen Melodien verwoben hat. Umwerfend präsentiert sich die New Yorker Truppe des Harlem Theatre mit starken Stimmen und schillernden Charakterdarstellern, die den vielen Facetten dieser großartigen Musik nichts schuldig bleiben.
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Die von armen Fischern und Baumwollarbeitern bewohnte Catfish Row im Charleston der 1930er Jahre ist von Michael Scott durch drehbare Holzhäuser sehr naturgetreu auf die Bühne gebracht. Die stimmungsvolle Beleuchtung von Reinhard Traub liefert die nötige Südstaatenhitze und Regisseurin Baayork Lee hat die Protagonisten nach guter alter Schule optimal in Szene gesetzt. Die großen Ensembles, in denen inbrünstig gebetet, getrauert oder gefeiert wird sind voller Leben. Jede Figur überzeugt durch die feine Personenregie und die enorme Darstellungskraft der Sänger. Morenike Fadayomi verleiht der Bess reife, dramatische Soprantöne und große körperliche Präsenz durch eine katzenhaft-erotische Ausstrahlung. Auch Terry Cook ist dem anspruchsvollen Part des Porgy mehr als gewachsen und berührt, ohne auf die Tränendrüse zu drücken.
Zu Publikumslieblingen werden im Laufe des Abends auch Marjorie Wharton als lustig keifende alte Maria, Chauncey Packer als verführerisch-fieser Sportin' Life, aber letztlich überzeugt jede einzelne der New Yorker Stimmen. Die Sänger brauchen kaum Verstärkung im Deutschen Theater, und Musikdirektor William Barkhymer bringt zusammen mit seinem Orchester des New York Harlem Theatre die vielschichtige Partitur von Gershwins Meisterwerk überaus lebendig und farbenreich zum Klingen. Fazit: eine absolut sehens- und hörenswerte Produktion - "Summertime" inklusive.