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Kritik - Musical "Spamalot" in Salzburg Monty Pythons Kokosnuss-Ritter reiten weiter

Monty Pythons Ritter-Epos ist seit Jahrzehnten Kult: Die Suche nach dem Heiligen Gral, der Kampf gegen das Killer-Kaninchen und fluchende Franzosen machten "Spamalot" zum Publikumsliebling. In Salzburg kam das Musical jetzt wieder auf die Bühne.

"Spamalot" am Salzburger Landestheater | Bildquelle: Anna-Maria Löffelberger

Bildquelle: Anna-Maria Löffelberger

Ob vierzig Jahre schon zur Unsterblichkeit reichen, das sei dahin gestellt, jedenfalls sind die allermeisten Filme sehr viel schneller vergessen. Die "Ritter der Kokosnuss" galoppieren dagegen seit 1974 ausgesprochen munter durch die Welt. Seit zehn Jahren tanzen sie unter dem Titel "Spamalot" auch höchst erfolgreich über die Musicalbühnen. Offensichtlich lässt sich die Menschheit immer wieder gern mitnehmen auf die Suche nach dem Gral - vorausgesetzt, die Ritter tragen aufreizende Unterwäsche, kämpfen ohne Arme weiter, besorgen überflüssige Hecken, die nach Katzen riechen und singen jede Menge schräge Lieder von Einsamkeit, Leidenschaft und dem Sinn des Lebens.

Musical begeistert Publikum

Wenn so ein großartiges Regieteam wie gestern Abend am Salzburger Landestheater die Produktion übernimmt, dann stehen die Zuschauer am Ende begeistert auf, recken ihre Smartphones in die Luft, schunkeln und singen, gehen womöglich erstmals in ihrem Leben total begeistert raus in den sprichwörtlichen Salzburger Nieselregen und summen selbst dann weiter, wenn sie in eine Pfütze getreten sind. Mehr kann ein Musical nun wirklich nicht erreichen. Regisseur Andreas Gergen hat schon mehrfach bewiesen, dass er mit den begrenzten Mitteln eines kleinen Theaters mitreißende Shows stemmt. Choreograph Kim Duddy hatte nur sechs Tänzer zur Verfügung, Kostümbildner Conny Lüders und Ausstatter Court Watson durften sicherlich nicht viel Geld ausgeben, und dennoch war es ein mitreißender, skurriler, herrlich abgedrehter Musicalabend, u.a. mit einer rekordverdächtigen Weltreise in dreißig Sekunden.

Fliegende Kuh und beißendes Kaninchen

Die gut gelaunte Bigband unter Leitung von Peter Ewaldt saß über drei Stockwerke verteilt auf der Drehbühne, überwiegend von einer zinnenbekrönten Mauer verdeckt. Auf der Spielfläche davor tummelten sich die quakenden Enten der Fee vom See, die putzmunteren Pestkranken, die Revuegirls von Schloss Camelot, Gartenzwerge, irre Ritter vom Ni, himmlische Zauberer und natürlich Gott persönlich, mit überraschend großen Füßen. Für Monty-Python-Fans im Allgemeinen und "Spamalot"-Fans im Besonderen ist längst jede einzelne Szene Kult, und auch in Salzburg richteten die fliegende Kuh und das mordgierige Killer-Kaninchen selbstredend furchtbare Scheußlichkeiten an.

Uwe Kröger als schrulliger König Artus

Die Messlatte für Musicals ist Tempo, Tempo, Tempo und die rücksichtslose Bereitschaft zur Selbstironie - geht es doch in "Spamalot" um diese absurde Kunstform selbst, um ihre bizarre Buntheit, ihre flachen Hits, ihre eitlen Stars, ihre dämlichen Texte und ihre profitgierige Fixierung auf den Broadway. In Salzburg hat Musical-Legende Uwe Kröger die Hauptrolle des Königs Artus übernommen, gravitätisch, schrullig, eine fleischgewordene Satire. Ähnlich überzeugend die Holländerin Pia Douwes als "Fee aus dem See", die gurrt, krächzt und schnurrt, und ihre Beine nicht immer dorthin bekommt, wo sie gebraucht werden.

Eine "heilige" Handgranate

Douwes hat sich als Hauptdarstellerin im "Elisabeth"-Musical einen Namen gemacht und kennt das Geschäft somit auch von der kitschtriefenden Seite - umso glaubwürdiger ist sie als aufgebrachte Diva, die ihre überlangen Pausen in der Kantine beweint. Als das bösartige Kaninchen am Ende mit der heiligen Handgranate aus Antiochia besiegt werden sollte, kam doch etwas Irritation auf: Ist das in Zeiten des alltäglichen Terrorismus noch witzig? Jedenfalls ist es von beißender satirischer Schärfe, insbesondere, wenn Mönche aus der Bibel auch noch die wirre Gebrauchsanweisung vorlesen. Britischer Humor ist eben in erster Linie respektlos, und hat es deshalb anderswo nicht immer leicht. Dabei ist doch klar: Was in "Spamalot" passiert, bleibt in Spamalot. Überzeugen Sie sich selbst!

"Spamalot" am Salzburger Landestheater

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