BR-KLASSIK

Inhalt

New Yorker Met feiert LGTBQ-Pride René Pape äußert sich homophob

Die Metropolitan Opera beteiligte sich an der großen Parade der LGBTQ-Bewegung zur Pride in New York. Dazu fanden Auftritte von Solistinnen und Solisten des Hauses statt. Der deutsche Sänger René Pape reagierte in den sozialen Medien daraufhin homophob und verkündete, nie wieder an der Met singen zu wollen.

Sänger René Pape tritt während der Verleihung des „Dresden-Preis“ in der Dresdner Semperoper auf. | Bildquelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Rietschel

Bildquelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Rietschel

An der Met prallen gerade modernes und reaktionäres Denken aufeinander. Kurz nachdem Intendant Peter Gelb erklärte, er werde Anna Netrebko weiterhin nicht engagieren, weil er ihre Nähe zu Putin für inakzeptabel halte, verbaut sich der deutsche Bass René Pape selbst jedes weitere Engagement in New York.

René Pape kritisiert Pride-Feierlichkeiten der Met

Nachdem das Opernhaus auf Facebook seine große Feier zur Pride NY verkündete, kommentierte René Pape darunter: "Wow, das ist ein Grund nicht zurückzukommen." Weiter dankt er der Met für 35 Jahre, in denen er dort immer wieder auftrat und fügt an: "Schrecklich. Menschen, die nicht wissen, wer sie sind, benutzen dieses fantastische Haus, um anderen zu erklären, wer sie sein sollen! Und wenn dies als Erklärung nicht passt, dann ist die Welt schlecht." Weiter dankt er New York für eine "großartige Zeit". Jetzt sei die Stadt jedoch nur noch ein kleiner Rest von dem, was sie einmal gewesen sei. Sein Kommentar wurde inzwischen wieder gelöscht.

Pape trat in Moskau auf – um Yuri Bashmets Geburtstag zu feiern

MOSCOW, RUSSIA - JANUARY 24, 2022: Conductor Yuri Bashmet (L) and German operatic bass Rene Pape perform during a concert marking Bashmet's 69th birthday at the Tchaikovsky Concert Hall; the concert is held as part of the 2022 Winter International Arts Festival. Artyom Geodakyan/TASS | Bildquelle: picture alliance/dpa/TASS | Artyom Geodakyan René Pape im Januar 2022 in Moskau mit Yuri Bashmet. | Bildquelle: picture alliance/dpa/TASS | Artyom Geodakyan Abgesehen davon, dass Pape in dieser Argumentation vergisst, dass die Pride-Bewegung mit eben genau jenem Tag in der New Yorker Christopher Street, der jetzt überall in der Welt gefeiert wird, ihren Anfang nahm, offenbaren seine Kommentare eine reaktionäre Weltsicht, mit der sich der gefeierte Bass eher selbst ins Aus schießen dürfte. Die Metropolitan Opera hatte die Pride am 26. Juni mit Auftritten von Stephanie Blythe, Lucia Lucas, Anthony Roth Costanzo und David Portillo, sowie mit vielen eigenen Ensemble-Mitgliedern gefeiert. Pape war an der Met zuletzt in einer Produktion von "Boris Godunov" zu sehen gewesen. Im Januar 2022 trat er in Moskau zur Geburtstagsfeier von Putin-Unterstützer Yuri Bashmet auf.

Homophobe Kommentare – wird Pape Stellung nehmen?

Auf Anfrage von BR-KLASSIK bestätigte René Papes Management die Echtheit seiner Facebook-Kommentare zu LGTBQ-Pride und teilte mit, der Sänger habe sich "nicht richtig ausgedrückt". Er habe außerdem vor, Stellung zu seinen Äußerungen zu nehmen – ebenfalls via Social Media.

Update: René Pape entschuldigt sich auf seiner Facebookseite

Sendung: "Allegro" am 5. Juli ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (10)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Samstag, 09.Juli, 07:47 Uhr

Grossmann, Peterh

R. Pape

Pape handelt konsequent. Mutig in einer einseitigen Kommunikation zu diesen Themen und sofort erfolgt ein in die Ecke gestellt. Ich werde Pape weiter hören und natuerlich auch die großartige Netrebko.

Donnerstag, 07.Juli, 17:37 Uhr

Wilfried Schneider

RENÉ PAPE

Ich habe in der "DDR" gelernt, dass es in Meinungsdiktaturen nicht sonderlich karrierefördernd ist, sich kritisch gegen bestimmte Strömungen pseudointellektueller Art (um es vorsichtig auszudrücken) zu äußern. Auch ist es nicht ratsam, sich gegen gewisse pseudointellektuelle Schreibweisen zu stellen. Man wird sofort in die Kategorie "Reaktionär" (auch hier vorsichtig ausgedrückt) eingeordnet. Es gibt nun auch im System Bundesrepublik heute leider dieses pseudointellektuelle Meinungsdiktat, dem man sich besser unterwirft, wenn man nicht ausgegrenzt werden will.
Und zu Herrn Paul Suter: wer ist "man"? Auch so eine pseudointellektuelle Behauptung! Wenn der Herr Suter den Herrn Pape nicht mehr hören will, ist das seine Sache, das "man" ich will den überragenden Sänger Pape nach wie vor hören und wünsche ihm alles Gute! Nicht Herr Pape zeigt sich im menschlichen Bereich als klein, ja primitiv, sondern die Zeitgenossen, die keine Möglichkeit auslassen, Andersdenkende zu diffamieren.

Mittwoch, 06.Juli, 19:57 Uhr

Eva Maria

Pape

Wie lange wird sich Intendant Gelb halten können, wenn er die besten Sänger vergrault.

Mittwoch, 06.Juli, 17:39 Uhr

Ute Uhlemann

Renè pape

Als Dresdnerin verteidige ich unseren weltbesten Bass. Er ist mutig. Traut sich die Wahrheit zu sagen.

Mittwoch, 06.Juli, 09:36 Uhr

Armin Diedrich

Pape

Mittlerweile liegt Papes Stellungnahme ja vor, in dem er seine Aussagen bedauert und eingesteht, Alkoholiker und depressiv zu sein. Insofern wäre es an der Zeit für eine Aktualisierung des Beitrags.

Antwort von BR-KLASSIK: Ist bereits in Arbeit. Danke!

Mittwoch, 06.Juli, 01:28 Uhr

Wanda

René Pape

Wer zum Teufel, legt fest was "reaktionäres und modernes" Denken ist ? Die Artikelschreiber nehmen sich die Freiheit, die sie Anderen nicht zubilligen. Haben wir jetzt ein Diktat der Medien wie zu denken ist ?

Dienstag, 05.Juli, 22:53 Uhr

Lucia

Nein. René Papes Kommentare ist nicht homophob, sondern gegen die New Yorker Pride! Es sind zwei ganz verschiedene Angelegenheiten, und ich erwarte von professionellen Journalisten, daß sie eben diese Verschiedenheit verstehen und erörtern können.

Dienstag, 05.Juli, 22:13 Uhr

Paul Suter

René Pape

Zutiefst bedauere ich, dass ein Künstler wie René Pape, der als Sänger so bedeutend ist, sich im menschlichen Bereich als derart klein, ja primitiv gezeigt hat! Traurig für ihn - man will ihn nicht mehr hören!

Dienstag, 05.Juli, 19:47 Uhr

euphrosine

schlechtes Argument

Ich möchte nicht zum Kasus selbst Stellung nehmen, sondern zur beliebten und auch hier angeführten Kritik, ein bestimmtes Verhalten sei "nicht zeitgemäß" (denn das ist ja wohl unter reaktionär zu verstehen). Dass etwas nicht dem Zeitgeist entspricht, ist eine Feststellung, ja (und für Karriereüberlegungen etc. natürlich äußerst wichtig); aber kein übergeordnetes Argument für oder gegen etwas. Seien es die autogerechte Stadt oder die Ideologie der Faschisten: alles war mal äußerst zeitgemäß.

Dienstag, 05.Juli, 17:25 Uhr

Becker

Rechenfehler

Sein Debut gab er 1992 (als Don Ferrando); macht 30 Jahre ....

    AV-Player