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Kritik – "La Cenerentola" in Regensburg Traditionell mit überzeugendem Aschenputtel

Ein sehr auffällig durch Theaterschminke gealterter Mann im Frack tritt an die Rampe der Bühne, schaut zufrieden in den Orchestergraben und präsentiert dann stolz und einladend, am vorderen Bühnenrand einen ovalen Guckkasten, auf den ein riesiges Auge projiziert wird. Schnell wird klar:  Es ist Alidoro, der Erzieher des Prinzen. Und wir werden diesen Abend durch seine Augen sehen, er inszeniert für uns ein fröhlich-buntes Lehrstück auf dem Theater.

Szenenbild aus Rossini Oper "La Cenerentola" am Theater Regensburg | Bildquelle:  (c) Sarah Rubensdörffer

Bildquelle: (c) Sarah Rubensdörffer

Theater Regensburg

"La Cenerentola"

Regisseur Uwe Schwarz führt bereits in der Ouvertüre, in die Handlung und sein Regiekonzept ein: Alidoro zum Prinzipal zu machen, ist eine kluge Entscheidung – nicht nur, weil das der Idee des Rossini-Librettisten Ferretti entspricht: Alidoro ist der Initiator des Rollentauschs von Prinz und Diener und "Il mondo è un gran teatro" heißt es in der Urfassung des Libretto. Die Entscheidung des Regisseurs zu diesem Theater auf dem Theater ist obendrein klug, weil sie es erlaubt, die Opera Buffa ganz traditionell zu inszenieren.

Vera Semieniuk großartig in der Titelrolle

Ganz klassisch und ein wenig selbstironisch schmachten sie sich an: Vera Semieniuk und Enrico Iviglia als Angelina und Don Ramiro. Semieniuk ist eine großartige Cenerentola: eine erhabene Schönheit sowohl in ihrer Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, als auch in der Stimme, die sich im Laufe des Abends immer mehr festigt. Ihr zur Seite bezaubert Enrico Iviglia das Regensburger Publikum mit strahlend-jugendlichen Klängen.

Bilder von der Inszenierung

Typgerechte Besetzung

Barbara Buffy und Martina Fender können als Stiefschwestern im gelben und roten Kitschkostüm gesanglich vollkommen überzeugen, das gleiche gilt für Mario Klein als ihr übertrieben weiß geschminkter Vater mit zerzauster Barockperücke. Für alle Rollen gilt: Das Stück ist außergewöhnlich typgerecht besetzt und – wenn auch reichlich konventionell – schön klamaukig inszeniert.

Auch die Drehbühne von Dorit Lievenbrück macht Spaß: sie eignet sich optimal, um dieses temporeiche Stück auf einer relativ kleinen Bühne gut zu erzählen: Sie lässt sich zu kleinen Räumen einteilen, oder wie in der Ballszene zu einem großen Saal öffnen und sie sorgt für Situationskomik, wenn verwirrte Figuren versuchen, gegen das Drehen anzugehen und sich in den ebenfalls drehbaren Türen verlieren. Und dennoch: Eine gewisse Hölzernheit in Spiel und Personenführung bleibt – bis Diener Dandini in seiner Rolle als Prinz auftaucht.

Mitreissender Dandini

Als Dandini ist Matthias Wölbitsch der Matchwinner des Abends. Mit seinem lustvollen Spiel, raumgreifenden Gesten und seinem jugendlich-kraftvollem Timbre reißt er das ganze Ensemble mit – und auch die Gags zünden plötzlich: etwa wenn Alidoro, als er Angelina verspricht, sie zum Ball zu bringen, im strahlend blauen Feenkleid auftritt. Schade, dass ausgerechnet in dieser zentralen Passage Jongmin Yoon – dessen väterlich-warmer Bass sonst den ganzen Abend überzeugt – ein paar Schwächen in der Intonation zeigt.

Raum zum Nachdenken

Musikalisch läuft der Abend ansonsten rund, Tetsuro Baan hat sein Orchester souverän im Griff und auch der Chor überzeugt. Dennoch: Am Ende des durchaus unterhaltsamen Abends gehen nicht alle Rechnungen ganz auf. Warum Angelina nach Kleidung und Hautfarbe offenbar afrikanischer Herkunft ist und ob der Chor die meiste Zeit auf Krücken geht, weil er die überkommene alte Feudalgesellschaft repräsentieren soll, wird nicht deutlich. Aber vielleicht ist das ja auch gut so, dann bleibt Raum zum Nachdenken. Und sehr viel Besseres kann man über eine zum Erziehungsstück tendierende Opera Buffa kaum sagen.

Weitere Vorstellungen

Gioachino Rossini "La Cenerntola"
Theater Regensburg
Inszenierung: Uwe Schwarz
Musikalische Leitung: Tetsuro Ban

Montag, 4. Juli 2016, 19.30 Uhr
Freitag, 8. Juli 2016, 19.30 Uhr
Sonntag, 10. Juli 2016, 15.00 Uhr
Mittwoch, 13. Juli 2016, 19.30 Uhr
Samstag, 16. Juli 2016, 19.30 Uhr
Donnerstag, 21. Juli 2016, 19.30 Uhr
Sonntag, 24. Juli 2016, 19.30 Uhr
Sonntag, 2. Oktober 2016, 19.30 Uhr

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