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Kristina Hammer macht das Rennen bei den Salzburger Festspielen Mit der neuen Präsidentin ein neues Kapitel aufschlagen

Mit dieser Personalie hat niemand gerechnet: Am Mittwoch wurde Kristina Hammer als neue Präsidentin der Salzburger Festspiele vorgestellt. Sie folgt schon am 1. Januar 2022 der überragenden Langzeit-Präsidentin Helga Rabl-Stadler. Was bedeutet dieser Epochenwechsel bei dem weltweit renommierten Festival?

Kristina Hammer, ab 2022 neue Präsidentin der Salzbrger Festspiele | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Zwei Dinge sind bemerkenswert. Erstens: Das Kuratorium hat sich über eine bislang wie ein Dogma behandelte Prämisse hinweggesetzt. Der Präsident, die Präsidentin der Festspiele muss aus Salzburg stammen, hier gleichsam qua Geburt verankert sein. Das fünfköpfige Kuratorium der Subventionsgeber, das über die Neubestellung entschied, hat jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen. Man hat das Amt von seinem Regionalmythos befreit und entschieden internationalisiert. Das ist eine Weichenstellung mit Symbolwert, wobei man noch nicht weiß, wohin denn der Zug fahren soll, kann und wird.

Und zweitens: Man hat keine Reserve-Intendantin gekürt, sondern eine offenbar bestens vernetzte Fachfrau für Markenpositionierung und Public Relations, was immer das für die Kunst an sich bedeuten mag, erfahren in der Premium-Markenstrategie zunächst für ein Großkaufhaus, dann für luxuriöse Autofirmen wie Jaguar, Land Rover, Aston Martin, sowie für Mercedes-Benz. Dass sie in der Schweiz selbständige Unternehmerin ist, berührt sich mit der Biografie von Helga Rabl-Stadler, die ja von Haus aus auch Kauffrau und Wirtschaftskapitänin war.

Kulturfreundin und Kunstliebhaberin

Als "Kulturfreundin" agiert Kristina Hammer beispielsweise im Vorstand der Freunde der Zürcher Oper. Man darf also annehmen, dass sich Kristina Hammer in Kunstbelange eher nur als Kunstliebhaberin einmischen wird. Aber die Aufgaben der Salzburger Präsidentschaft sind in den nächsten Jahren ohnehin ganz andere: die Bewältigung und der finanzielle Ausgleich der Pandemiefolgen, ein beherztes Eintreten für eine Stärkung der "Marke" Salzburger Festspiele gegenüber der Kulturpolitik. Man wünscht ihr dafür schon genügend Hausmacht. Die größte Herausforderung wird aber die gewaltige, über Jahre hin ausgelegte Generalsanierung des Festspielbezirks sein, dessen jüngster Bau, das Große Festspielhaus, ja auch schon sechzig Jahre alt ist. Das sind enorme Aufgaben, da braucht es finanzielles und kulturpolitisches Geschick und Durchschlagskraft.

Dialogbereitschaft und soziale Kompetenz

Helga Rabl-Stadler | Bildquelle: Bernhard Müller Sie war über 20 Jahre Festspielpräsidentin in Salzburg: Helga Rabl-Stadler | Bildquelle: Bernhard Müller Die starke Betonung des Miteinander war bei der Präsentation eine klare Ansage, das dreiköpfige Direktorium – mit der Präsidentin Intendant Markus Hinterhäuser und Lukas Crepaz als kaufmännischer Direktor – als Kollegialorgan verstehen zu wollen. Dialogbereitschaft steht ganz oben auf der Agenda der neuen Präsidentin, deren soziale Kompetenz besonders hervorgehoben wurde. Der Wunsch nach An- und Einbindung der internationalen Festspiele in die Stadtgesellschaft: Das könnte anfänglich durchaus Probleme machen, weil die "Salzbürger" oft jahrelang brauchen, um jemanden von außen zu akzeptieren.

Waghalsig ist der Sprung auf alle Fälle, denn Kristina Hammer, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt in der österreichischen Kulturszene und dann gleich in einer der neben Staatsopern- und Burgtheaterdirektor wichtigsten Kultur-Positionen der Republik, muss das Amt schon in knapp einem Monat übernehmen und in die Fußstapfen einer überragenden Vorgängerin treten. Da kann man nur viel Glück wünschen. 

Sendung: "Leporello" am 24. November 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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