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Sir Neville Marriner gestorben Zum Tod des britischen Dirigenten – ein Nachruf

In den 70er- und 80er-Jahren war es "der Normalfall", dass sein Name auf Platten mit Haydn- oder Mozart-Symphonien stand: Neville Marriner. Am Sonntag ist der Gründer und langjährige Dirigent der Academy of St. Martin in the Fields im Alter von 92 Jahren gestorben.

Dirigent Sir Neville Marriner, 2014 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Zum Tod von Neville Marriner

Trauer um britischen Dirigenten

Neville Marriners Karriere begann beim Musizieren unter Freunden

Die Weltkarriere begann im Wohnzimmer. Damals, in den 50er-Jahren, verdiente Neville Marriner sein Geld noch als zweiter Geiger im London Symphony Orchestra. Mit ein paar Kollegen traf man sich privat zum Musizieren - bei Marriners im Living Room. Zwei Jahre ging das so. Der Cembalist des Ensembles war hauptberuflich Organist.

St. Martin in the Fields - Ein Orchester benannt nach einer Barockkirche

Irgendwann machte er den Vorschlag, man könne doch mal in seiner Kirche ein kleines Konzert geben. So wurde St. Martin in the Fields, eine Barockkirche am Londoner Trafalger Square, zum Namensgeber eines der weltweit erfolgreichsten Ensembles der Klassik-Szene - übrigens auch kommerziell. Die Academy of Saint Martin in the Fields kam ohne staatliche Unterstützung aus.

Schlanker, kammermusikalischer Klang - Markenzeichen von Marriner

Schon im ersten Konzert 1959 saß nämlich zufällig die Agentin einer Plattenfirma. Die suchte gerade dringend ein Orchester, das kompetent Barockmusik spielte. Hier war es. Der schlanke, kammermusikalische Klang wurde zum Markenzeichen von Neville Marriner und seiner Academy of Saint Martin in the Fields. Die frühen Mozart-Symphonien hatte man so überzeugend zuvor nicht gehört.

Sondersendung auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK widmet Neville Marriner am Montag, 3. Oktober, die Radiosendung "Panorama" - von 14.05 Uhr bis 16.00 Uhr.

Musik von Antonio Vivaldi, Ottorino Respighi, Benjamin Britten, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Edward Elgar.
Mit für Marriners Karriere wichtigen Orchestern: Academy of St. Martin in the Fields, Los Angeles Chamber Orchestra, Minnesota Orchestra, Radio-Sinfonie-Orchester Stuttgart und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Von der Geige ans Pult

Zunächst hatte Marriner sein Orchester als Geiger vom ersten Pult aus geleitet. Schon bald aber wollten die Plattenfirmen auch Symphonik des 19. Jahrhunderts von ihm. Also griff er zum Taktstock - schließlich hatte er einst am Pariser Konservatorium auch Dirigieren studiert, und das immerhin bei Pierre Monteux.

Marriner hat stets die goldene Mitte gesucht. Der historischen Aufführungspraxis stand er eher reserviert gegenüber. Ihn zog es zu den traditionellen Klangkörpern. Beim Radio Sinfonie Orchester Stuttgart war er in den 80er-Jahren Chefdirigent. Lebendig, sinnlich und unaufdringlich sinnerfüllt klingen Marriners Einspielungen. In seiner Accademy of St. Martin in the Fields gab es keine festangestellten Musiker. So konnte er sich die Mannschaft für jedes seiner zahllosen Projekte individuell zusammenstellen. Dabei achtete er kompromisslos auf Qualität.

Seine Aufnahmen leben weiter

Aufgenommen hat Marriner ein kaum überschaubares Repertoire vom Barock bis zur gemäßigten Moderne. Man kann fast blind in diesen riesigen Plattenstapel hineingreifen - mäßige oder schlechte Aufnahmen wird man nicht finden. Und wenn man auch manchmal die Ecken und Kanten einer ausgeprägt persönlichen Handschrift vermissen mag - die Lebensleistung dieses sympathischen, sehr britischen und im persönlichen Umgang ausgesprochen liebenswürdigen Herrn bleibt bewundernswert. Nun müssen wir von ihm Abschied nehmen - sein Ensemble und viele seiner Aufnahmen leben weiter.

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