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Sophie Pacini zu den Traunsteiner Sommerkonzerten Tankstellen für die Seele

Am 4. September gab die Pianistin Sophie Pacini einen Klavierabend bei den Traunsteiner Sommerkonzerten. Im Interview spricht sie über ihre Verbindung zu diesem Ort, ihre Liebe zu kleinen Festivals – aber auch über Gefahren, die ein enger Kontakt zum Publikum mit sich bringen kann.

Pianistin Sophie Pacini | Bildquelle: © Susanne Krauss

Bildquelle: © Susanne Krauss

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Morgen spielen Sie bei den Traunsteiner Sommerkonzerten Werke von Chopin und Mendelsohn. Waren Sie schon mal in Traunstein?

Sophie Pacini: Ja, allerdings wirklich nur ganz kurz, und ich habe damals von Traunstein leider nicht viel mitbekommen. Ich war acht Jahre alt und ich habe mit meinem Papa zusammen mein erstes Cello gekauft, um genau zu sein, ein Dreiviertel-Cello.

Familiäre Atmosphäre in Traunstein

BR-KLASSIK: Das Festival dort ist ein kleines Festival, aber sehr charmant, nach allem, was man hört. Cellist Maximilian Hornung hat erzählt, dass er immer wieder gerne dorthin kommt, weil so eine familiäre Atmosphäre herrscht. Haben Sie von anderen Kollegen auch schon etwas über das Festival gehört?

Sophie Pacini: Ähnliche Aussagen wie von Maximilian: dass es sehr liebevoll gestaltet ist und die Verantwortlichen einfach daran interessiert sind, dass der Künstler sich dort wohlfühlt. Das ist schön, weil Traunstein für mich natürlich in der Nähe meines Heimatortes Aying liegt und außerdem auf der Route nach Salzburg – ich glaube, ich kann mittlerweile jeden Grashalm umdrehen auf dieser Strecke. Und da hieß es immer: nächster Halt Traunstein! So wie dieser Ort eingekesselt ist in den Alpen, so fühlt man sich wahrscheinlich auch als Künstler einfach irgendwie daheim. Und jetzt komme ich wirklich für ein Konzert nach Hause. Das ist einfach schön.

Zurück zu den Anfängen

BR-KLASSIK: Wenn ich mir Ihren Konzertkalender der letzten Monate anschaue: Luzern, Berlin, Paris, Hongkong, Kapstadt, Rheingauer Musikfestival - das sind viele Metropolen und viele renommierte, hochkarätig besetzte Festivals. Was ist denn dagegen der Vorteil, zu einem kleineren Festival zu gehen?

Sophie Pacini: Meine Laufbahn hat ja nicht gleich in Hongkong begonnen oder in Kapstadt. Und insofern habe ich das Gefühl: Ich kehre ein bisschen zurück zu meinen Wurzeln und kann auch ein Stück zurückgeben an mein Publikum. Denn die Menschen, die zu diesen kleineren Festivals gehen, haben eine so enge Bindung zu der Musik und zu den Künstlern. Und das ist wirklich eine richtige Tankstelle für mich, muss ich sagen, und auch letztendlich die Gespräche mit dem Publikum danach. Das hat einfach etwas sehr Intimes und Direktes, und das schätze ich sehr. Und ich glaube auch, viele meiner Kollegen. Das ist wie eine kleine Insel mitten in dem sonstigen turbulenten Konzert-Business.

Wenn ich den Verein damit unterstützen kann, spende ich auch mal meine Gage.
Sophie Pacini

BR-KLASSIK: Schaut man dann auch darüber hinweg, dass vermutlich die Gagen nicht so hoch sein werden?

Sophie Pacini: Die Gage - das ist für mich ein ganz schwieriges Thema. Ich könnte das niemals für mich selber aushandeln, denn ich würde am Ende sagen: Wenn Sie es nicht zahlen, kein Problem, ich spiele umsonst. Das ist einfach meine Berufung, mein Leben, ich spiele so gerne. Mir ist es eigentlich egal, was am Ende 'rumkommt. Ich sage ganz ehrlich: Meine Mutter ist diejenige, die zu Hause dann auch ab und zu sagt, Sophie, da müssen wir noch mal nachfragen bei der Agentur wegen der Gage. Mir würde das nicht auffallen. Also ich sage das jetzt ganz offen: Sophie schert sich nicht drum.

Pianistin Sophie Pacini mit BR-KLASSIK Moderatorin Kathrin Hasselbeck im Studio | Bildquelle: © Viktoria Schulmann Sophie Pacini und BR-KLASSIK-Autorin Kathrin Hasselbeck | Bildquelle: © Viktoria Schulmann Wenn ich den Verein damit unterstützen kann, spende ich auch mal meine Gage. Bei kleineren Festivals habe ich das schon gemacht, weil ich gemerkt habe: Die können das wirklich gut gebrauchen, um ihre Reihe fortbestehen zu lassen. Und das ist mein größtes Glück. Einfach auch, wenn man mal zum Beispiel neues Repertoire ausprobieren möchte: Dann kommt man eben zu alten befreundeten Veranstaltern mit einer kleineren Reihe und sagt: Kann ich das bei Dir mal ausprobieren? Und dann heißt es: Ja klar, und die freuen sich wahnsinnig. Da habe ich auch schon mal gesagt, nehmt die Gage und tut Euch damit was Gutes. Das ist für mich wirklich eine große Freude.

Offenbar muss ich auch lernen, gewisse Regeln zu setzen und die zu befolgen.
Sophie Pacini über Stalking

Die dunklen Seiten des Kontakts zum Publikum

BR-KLASSIK: Wie ist das eigentlich: Reisen Ihnen auch Fans hinterher, wenn sie an so vielen verschiedenen Orten auftreten?

Sophie Pacini: Ja, mittlerweile auch so, dass manche mir bis nach Kapstadt gefolgt sind. Erst einmal freust du dich natürlich, dass Menschen so begeistert von deinem Spiel sind, dass sie dir Folgen. Wenn es dann aber so ist, dass du in Kapstadt beim Signieren sitzt und dann kommt so jemand auf dich zu: Dann wird dir mulmig. Dann hast du das Gefühl, OK, das hat jetzt eine zu starke Bindung und geht in Richtung Stalking. Erstmalig habe ich das überhaupt mitbekommen, nachdem mir Leute beim Signieren sehr nahekamen. Es ging los mit insgesamt einem Dutzend Fotos, die sie mir vorgelegt haben für Autogramme. Das waren teilweise aber auch Fotos, bei denen ich gar nicht wusste, wo sie die herhatten; das waren sehr private Bilder. Also habe ich angefangen, aus meinen ganzen Social Media-Accounts alles 'rauszulöschen, was irgendwie privat ist.

Und dann ging auch das los: Sie kommen hinter den Tisch und wollen dich umarmen oder dir die Hand geben, dir über den Kopf streicheln. Einmal war sogar einer, der stand plötzlich in der Garderobe, während ich mich umgezogen habe. Dazu braucht man wirklich nichts mehr zu sagen.

Es war auch schon einmal so, dass ich eine E-Mail bekommen habe, zur Zeit des Lucerne Festival, und darin stand: 'Ich weiß, Du isst besonders gerne asiatisch. Ich hole Dich dann in Luzern ab und dann bringe ich dich zum Festival. Am nächsten Tag gehen wir dann schön essen, und ich habe auch schon das Hotel für uns beide gebucht.' Also das ist schon irgendwie total übergriffig. Aber damit lernt man auch zu leben und irgendwo seine Grenzen stärker zu setzen. Das ist für mich schwierig, weil ich eigentlich sehr offen und herzlich bin und überhaupt nicht diese Distanz zum Publikum möchte. Offenbar muss aber auch ich lernen, gewisse Regeln zu setzen und die einfach zu befolgen.

Sophie Pacini bei den Traunsteiner Sommerkonzerten und auf BR-KLASSIK

Die Traunsteiner Sommerkonzerte finden 2018 vom 1. bis zum 8. September statt.
Näheres zum Programm und zum Vorverkauf finden Sie auf der Homepage des Festivals.

Sophie Pacinis Klavier-Recital wird auf BR-KLASSIK am 27. September um 20:05 Uhr übertragen.

Sendung: "Leporello" am 03. September 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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