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Studie zu Musikschulen in Deutschland Wo viel Angebot, da viel Nachfrage

Wo die Wege zu einer öffentlichen Musikschule kurz sind, nehmen besonders viele Menschen Unterricht. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Wege zur Musik" des Deutschen Musikinformationszentrums. Sie zeigt anhand eines Bundesländervergleichs, wie weit Unterrichtsstätten durchschnittlich auseinanderliegen und wie hoch der Musikschüleranteil in verschiedenen Altersgruppen der Bevölkerung ist.

Mädchen mit Geige | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Channel Partners

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933 öffentliche Musikschulen gibt es in Deutschland, mit rund 21.000 Unterrichtsstätten. Sie werden von 1,5 Millionen Menschen besucht. Doch der Anteil der Musikschüler*innen ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich hoch.

Besonders viele Musikschüler*innen in Hamburg und Nordrhein-Westfalen

In Hamburg und Nordrhein-Westfalen besucht etwa jedes vierte Kind im Grundschulalter eine Musikschule, in Bremen ist es nur jedes zwanzigste Kind. Bei den 10- bis 14-Jährigen sieht das schon ausgeglichener aus: In dieser Altersgruppe bekommt in den meisten Ländern etwa jedes zehnte Kind in einer öffentlichen Musikschule Unterricht.

Baden-Württemberg ist Spitzenreiter: Jedes sechste Kind quer durch alle Altersstufen besucht dort eine Musikschule. Das läge daran, dass das Bundesland ein sehr dichtes Netz von Musikschulen habe, erklärt Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des Verbands deutscher Musikschulen (VdM). Dazu kämen viele Kooperationen zwischen Musikschulen und Kitas sowie Schulen.

Die Schülerinnen und Schüler nehmen ihre musikalische Ausbildung mit ins Leben.
Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des Verbands deutscher Musikschulen (VdM)

Warum Bayern schlechter abschneidet als Baden-Württemberg

Solche Kooperationen seien ein wesentlicher Grund dafür, dass Baden-Württemberg in der Studie besser als Bayern abschneide. Und das obwohl Bayern sogar eine höhere Dichte an Musikschulen aufweist.

"Bayern ist, was Musikschulen angeht, sehr gut, stabil und auch zukunftsorientiert unterwegs," so Matthias Pannes einerseits. Bei der Interpretation der Zahlen müsse man aber auch die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen: Baden-Württemberg sei mittelstädtisch geprägt, während Bayern mehr ländliche Regionen aufweise. Die Situation auf dem Land sei mit der Situation in den Städten nicht direkt vergleichbar, so Pannes weiter.

Eine Frage der Musikhochschul-Dichte: Je kürzer der Weg, desto mehr Nachfrage

Es gilt: Je kürzer der Weg zur nächsten Unterrichtsstätte, desto höher der Anteil von Musikschülerinnen und -schülern. In dicht besiedelten Regionen ist die nächste öffentliche Musikschule durchschnittlich zwei Kilometer entfernt. Hier werden doppelt so viele Menschen erreicht wie in gering besiedelten Gebieten, wo es bis zu neun Kilometer sind. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur müssen einige Gemeinden den Musikunterricht sogar selbst organisieren: Eine wichtige Erkenntnis, die "die Debatte um die Bedeutung von Musikschulstandorten weiter unterfüttern" kann, sagt Stephan Schulmeistrat, Leiter des Musikinformationszentrums (miz).

Klicktipp

Den Ergebnis- und Methodenbericht der Untersuchung finden Sie auf der Website des Musikinformationszentrums.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Musikschulen

Die Zahlen aus der Studie beziehen sich auf das Jahr 2019, also die Zeit vor Corona. Zwischenzeitlich seien die Zahlen stark geschrumpft, sagt Matthias Pannes (VdM). Gerade im Früherziehungsbereich müssten mehr Neuzugänge ermöglicht werden, um die Schülerzahl wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu heben. Hier sieht der Bundesgeschäftsführer des VdM vor allem die Politik in der Verantwortung: Es müsse genügend Geld zur Verfügung gestellt werden, damit das Musikschulangebot weiterbestehen und ausgebaut werden kann.

Sendung: "Allegro" am 16. Februar 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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