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Weniger Opern-Abos nach Corona Ticketkauf lieber spontan

Große Unsicherheit an Theatern und Opernhäusern: Die Abonnements gehen teils drastisch zurück, der Ticketverkauf läuft kurzfristiger. Doch es gibt regionale Unterschiede.

Menschen vor dem Nationaltheater in Münchn | Bildquelle: picture alliance / Bildagentur-online/Joko

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Nach der Sommerpause startet die Theaterszene in die neue Spielzeit. Und beobachtet bundesweit zwei Trends: Älteres Publikum bleibt aus und Menschen kaufen ihre Tickets mit weniger Vorlauf. Dafür gehen die Abonnementzahlen zurück. Die Oper Frankfurt verlor in der Coronazeit etwa 5.000 von rund 12.000 Abonnenten.

Risiko beim Kartenkauf vermeiden

Für Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, ist diese Entwicklung nachvollziehbar, "weil ein Risiko bleibt, sich jetzt beispielsweise eine Karte für November zu kaufen. Man weiß nicht, wie es einem dann geht und wie die Rahmenbedingungen beim Theater dann aussehen." In der zurückliegenden Spielzeit seien viele Vorstellungen kurzfristig geändert oder abgesagt worden. Es habe viele Coronafälle in Ensembles und technischen Teams gegeben.

Abonnements beim Berliner Ensemble halbiert

Auch das Berliner Ensemble bemerkt, dass Tickets oft kurzfristiger gebucht werden. Intendant Oliver Reese ist dennoch mit der Auslastung der vergangenen Saison sehr zufrieden. Die Verkäufe der Premieren- und Wahlabonnements hätten sich zwar im Laufe der Pandemie halbiert, allerdings verkauft das Theater nur einen kleineren Teil der Karten über Abonnements. Der Rückgang falle nicht so sehr ins Gewicht, so Reese.

Entwicklung der Zuschauerzahlen differenziert betrachten

05.10.2020, Slowakei, Nitra: Das Andrej Bagar Theater belegt seine Sitze mit Pappfiguren, die Mund-Nasen-Schutz tragen. Damit reagiert der Veranstalter auf coronabedingte Restriktionen. Foto: Henrich Miöovië/TASR/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Henrich Miöovië Im Frühjahr 2022 wurde im Netz unter dem Schlagwort #publikumsschwund über die Entwicklung der Zuschauerzahlen in Theatern diskutiert. | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Henrich Miöovië Finanziell bedeutet das spontanere Buchungsverhalten der Menschen für die Theater mehr Unsicherheit. Im Frühjahr war unter dem Schlagwort #publikumsschwund über die Entwicklung der Zuschauerzahlen in Theatern diskutiert worden. Doch man müsste differenziert hinschauen, so Claudia Schmitz vom Deutschen Bühnenverein. Die Theater kämen gerade aus den Theaterferien zurück, jetzt laufe der Vorverkauf für die kommende Saison. "Und aus meiner Erfahrung aus dem Theaterbetrieb kann ich sagen, dass die Sommermonate nie die Monate waren, wo an der Kasse wahnsinnig viel los war." Vom Vorverkauf im Sommer einfach auf die Pandemie oder die Energiekrise zu schließen, findet sie daher schwierig. Es gebe noch keine bundesweiten belastbaren Zahlen.

Die Rückmeldungen aus der zurückliegenden Spielzeit seien sehr unterschiedlich, betont Schmitz. "Es gibt Häuser, die sagen: 'Bei uns läuft es noch nicht richtig gut, wir vermissen Publikum.' Es gibt Häuser, die sagen: 'Wir wissen gar nicht, wovon ihr redet. Bei uns läuft es super.' Es ist auch regional ganz unterschiedlich."

Bessere Auslastung dank populärer Stücke?

So sind beispielsweise die Auslastungszahlen der Berliner Kudammbühnen fast wieder auf Vor-Corona-Niveau. Doch Intendant Martin Woelffer ist sicher, dass sein Theater enorm von Katharina Thalbachs prominenter Inszenierung "Mord im Orientexpress" profitiert. Seine Beobachtung: In diesen unsicheren Zeiten, in denen Menschen nicht wüssten, ob sie ihr Geld ausgeben oder doch später in die Gasrechnung investieren müssten, gingen die Menschen eher in Stücke, die mindestens drei Freunde ihnen empfohlen hätten.

Sendung: "Allegro" am 1. September 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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