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Duo TwoWell "Man versteht sich auf der Bühne blind"

Keine Frage: Die Well-Familie ist in der bayerischen Kulturlandschaft verankert. Da wundert es nicht, dass auch die jüngste Generation in der Musikszene Fuß fasst. Etwa das Geschwister-Duo "TwoWell", ein Duo der Kinder von Michael Well. Aktuell spielen sie ein Programm bei den Klassiktagen Ammergauer Alpen zum Thema "Heimat“". Ein wichtiges Thema für Maria und Michael Well.

Geschwister Two Well - Maria und Matthias Well | Bildquelle: © Hans-Peter Hösl

Bildquelle: © Hans-Peter Hösl

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Ihr spielt Violine und Violoncello im Duo, gerade aktuell diese Woche in Bad Kohlgrub bei den Ammergauer Klassiktagen. Jetzt heißt ihr "TwoWell". Geht es euch zu gut?

Matthias Well: Das ist eine interessante Sicht auf den Namen.

Maria Well: Wir heißen beide Well mit Nachnamen, sind Geschwister. Was auch sehr schön ist, wenn man sich als Geschwister mittlerweile so gut versteht, dass man zusammen musizieren kann. Deshalb zwei Well auch Englisch. Ich weiß nicht mehr genau, wer auf den Namen gekommen ist?

Matthias Well: Ich glaube, unser Onkel. Aber das ist eigentlich gar nicht mehr so wichtig.

BR-KLASSIK: Jetzt habt ihr gesagt, dass es ein bisschen gedauert hat, dass ihr zusammengespielt habt. Das ist ja sowieso an dieser Familie Well – finde ich – etwas Außerordentliches!

Maria Well: Also zusammen musiziert haben wir, seitdem wir ganz klein waren. Ich glaube, seitdem der Matthias eine Geige halten kann und seitdem ich Cello spiele. Also jeder, der Geschwister hat, wird wahrscheinlich wissen, dass man sich nicht immer wahnsinnig gut versteht. Gerade wenn man als große Schwester etwas zum kleinen Bruder sagt.

Matthias Well: Oder andersherum …

Maria Well: Ja, das lässt man sich natürlich auch nicht gefallen. Jetzt mittlerweile, also seit vier, fünf Jahren, verstehen wir uns einfach saugut, lustigerweise, beim Musikmachen sowieso.

Matthias Well: Und man versteht sich dann auch auf der Bühne blind. Dann ergeben sich manche Dinge eben von selbst.

Maria Well: Und man muss ein bisschen davon weggehen, dass man das, was man musikalisch bespricht, persönlich nimmt, gerade unter Geschwistern.

Unser Vater hat uns aufgezeigt, dass das einfach generell etwas Tolles ist, als Geschwister zusammen Musik zu machen.
Matthias Well

BR-KLASSIK: Das ist ja bei ganz vielen Familien heute so. Entweder sind die Familien verstritten, oder es ist so wie bei mir: Ich habe auch Geschwister, und wir haben uns alle in sehr verschiedene Richtungen entwickelt. Das ist ja bei euch wirklich etwas Besonderes. Die ganze Familie Well scheint Musik zu machen und zwar auf einem super Niveau. Dass ihr musikalisch so gut auskommt, ist das selbstverständlich für euch?

Matthias Well: Also, unser Vater ist eigentlich gelernter Sozialpädagoge (lacht). Ich schätze, er hat das alles schon sehr geschickt gemacht, dass er eben dieses Konkurrenzdenken, das vielleicht normalerweise zwischen Geschwister gekommen wäre, im Keim erstickt hat, indem er uns einfach aufgezeigt hat, dass das einfach generell etwas Tolles ist, als Geschwister zusammen Musik zu machen.

Maria Well: Wir haben das als Kinder ja schon alles mitbekommen. Wir waren bei Auftritten der Familie immer mit dabei. Also das Musikalische bekommt man da von Anfang an mit.

BR-KLASSIK: Habt ihr euch die Instrumente selbst ausgesucht? Ich meine, es sind in eurer Familie ja schon einige Instrumente - ich sag mal - "besetzt"; vielleicht schon mehrfach.

Maria Well: Also ich habe sehr klassisch mit der Blockflöte angefangen. Dann hat mich tatsächlich der Papa auf das Cello gebracht, denn er hätte selbst gerne Cello gelernt und gespielt als Kind. Weil aber die Tuba noch in der Familie gebraucht wurde, hat er Tuba und Bariton lernen müssen. Mir hat das Cello aber dann auch sehr gut gefallen!

Matthias Well: Bei mir war es sofort die Geige - aus dem Grund, weil sie auch schon viele Cousinen und Cousins spielen. Früher habe ich meiner Cousine immer zugesehen, wie sie mit ihrem Vater Geige übt. Das Schlüsselerlebnis war dann in der Türkei: Da habe ich zwei Stecken genommen und versucht, ihr das nachzumachen.

Heimat ist, wo man sich wohlfühlt

BR-KLASSIK: Jetzt geht es bei diesem Programm, das ihr bei den Ammergauer Klassiktagen spielt, um Heimat. Was verbindet ihr mit Heimat?

Matthias Well: Ich finde, Heimat ist natürlich etwas sehr Individuelles. Etwas, das jeder anders sieht. Für manche ist das Sprache, für andere ist es Tradition. Musik kann natürlich Heimat sein. Bei uns war es alles zusammen. Es ist einfach etwas, wo man sich wohlfühlt.

Maria Well: Für uns ist Heimat auch die bayerische Volksmusik und die Familie. Vor allem, weil wir als Geschwister auch viel unterwegs sind. Ich habe immer, auch im Norden, "Heimat" dabei, weil der Matthias da ist.

BR-KLASSIK: Macht ihr überhaupt noch irgendetwas alleine?

Maria Well: Ja, jetzt bin ich demnächst alleine im Urlaub, ohne Matthias, sondern mit meinem Freund.

Matthias Well: Wir spielen auch in anderen verschiedenen Formationen, wobei wir als Duo am meisten machen. Es gibt zum Beispiel noch "NouWell Cousines": Eine Gruppe mit unseren Cousinen und Studienkollegen. Dann spiele ich manchmal mit einem Akkordeonisten. Musikalisch kann das schon mal übergreifend sein: Da trifft man auf jemanden aus Moldavien, wie meinen Freund, den Vlad, der das Akkordeon spielt. Er kommt aus einem völlig anderem Land, aber in dem Moment, in dem man zusammenspielt, spielt das eigentlich keine Rolle mehr, weil man dann gemeinsam einen musikalischen Moment erlebt.

Sendung: "Leporello" am 19. September 2018, 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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