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Antarktis-Oper "South Pole" Dramatisches Wettrennen als Oper

Die Autragskomposition "South Pole" von Miroslav Srnka wird am Sonntag an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt - prominent besetzt mit Rolando Villazón und Thomas Hampson in den Rollen der beiden Polarforscher Scott und Amundsen. Inszeniert wird die Geschichte um die Entdeckung des Südpols von Hans Neuenfels.

Impressionen bei der Probe Team Amundsen und Team Scott | Bildquelle: Wilfried Hösl

Bildquelle: Wilfried Hösl

Im Jahr 1910 machten sich die Polarforscher Robert Scott und Ronald Amundsen unabhängig voneinander auf den gefährlichen Weg in eine der unwirtlichsten Gegenden der Erde - die Antarktis. Dieses Wettrennen um die Entdeckung des Südpols sollte am Ende nur einer überleben.
Den in Prag lebenden tschechischen Komponisten Miroslav Srnka hat ein Buch über Ernest Henry Shackleton, einen weiteren Polar-Abenteurer, schon vor Jahren auf die Idee gebracht, dass dieses große Thema sich gut für eine Oper eignen würde. Verlockender für eine Opernbühne als die sehr abenteuerliche, aber linear verlaufende Reise von Shackleton (die sogenannte "Endurance-Expedition" von 1914-17), erschien Srnka dann allerdings die gleichzeitig verlaufenden Südpol-Expeditionen zweier konkurrierender Teams: des britischen um Robert Scott und des norwegischen um Roald Amundsen. Daraus entstand eine "Doppeloper": Die Reise beider Gruppen wird teils parallel, teils zeitversetzt dargestellt.

Musik bewegt sich ja vor allem in der Zeit, und deswegen war das für mich sehr spannend, eine solche Doppelzeitstruktur zu entwickeln.
Komponist Miroslav Srnka

Ein Eisblock als Bühne

Hans Neuenfels und Kirill Petrenko bei den Vorbereitungen zur UA von Miroslav Srnkas Oper "South Pole" | Bildquelle: Wilfried Hösl Regisseur Hans Neuenfels und Dirigent Kirill Petrenko | Bildquelle: Wilfried Hösl Regie-Altmeister Hans Neuenfels lässt die Handlung parallel auf einer geteilten, puristischen weißen Bühne, einer Art geöffnetem Eisblock, spielen. Die beiden Erzählstränge nähern sich zunehmend einander an, treffen am Südpol fast aufeinander und entfernen sich wieder voneinander, wie damals die konkurrierenden Poleroberer. Der australische Autor Tom Holloway, der bereits das Libretto zu Srnkas erster Oper "Make no noise" schrieb, entwarf auch den Text zu "South Pole" in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten. Der Austausch über die Kontinente fand vor allem via Skype statt. Wichtig war beiden, dass Musik und Text der Oper stets ineinandergreifen. Die Sätze sind kurz und narrativ.

Der Klang von Eis und Kälte

Fünf Jahre hat Miroslav Srnka an dieser gut zweistündigen Oper gearbeitet, im Oktober 2015 schrieb er die letzte Note. Die Partitur misst über einen halben Meter in der Höhe, die Druckseiten haben Posterformat, anders wären die vielen separaten Stimmen, die vielen Klangschichten nicht lesbar abzubilden gewesen. Selbst Schlittenhunde und Ponys haben eigene Stimmen. Neben den üblichen Instrumenten kommen Kuhglocken, Marimbas, ein Vibraphon und ein Glockenspiel zum Einsatz, um die Stimmungen von Natur, Eis und Kälte musikalisch zu spiegeln. Und die Streicher dürfen die Seiten von Eierschneidern zupfen. Das Bayerische Staatsorchester wird in etwa den Umfang eines Strauss-Orchesters haben, dirigiert von Generalmusikdirektor Kirill Petrenko.

Hochkarätige Besetzung

Librettist Tom Holloway und Komponist Miroslav Srnka bei den Vorbereitungen zur UA von Miroslav Srnkas Oper "South Pole" | Bildquelle: Wilfried Hösl Librettist Tom Holloway (links) und Komponist Miroslav Srnka | Bildquelle: Wilfried Hösl Besetzt sind die beiden konträren Polarforscher auch stimmlich sehr unterschiedlich: mit Tenor Rolando Villazón als Robert Scott und Bariton Thomas Hampson als Roald Amundsen. Beide geben zu, so etwas noch nicht gesungen zu haben. Die Oper sei von der Struktur her rhythmisch sehr kompliziert: "Es gibt keinen großen Gesang, keine Arie, kein Duett. Es ist alles Realtime parallel in Gedanken", so Bariton Thomas Hampson über die besonderen sängerischen Herausforderungen in "South Pole".

Miroslav Srnka: South Pole" an der Bayerischen Staatsoper

Premiere:
Sonntag, 31. Januar 2016

Weitere Aufführungen:
3./ 6./ 9./ und 11. Februar 2016
Während der Münchner Opernfestspiele:
5. Juli 2016

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