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Weltpremiere: Musical über Rosamunde Pilcher "Wir spielen mit dem Klischee der Kitschigkeit"

Wildromantische Küstenlandschaft und große Gefühle - die einen finden ihre Romane kitschig, die anderen lieben Rosamunde Pilcher. Das gilt auch für die Filme. Und: Keine Liebesschnulze ohne Musik! Über 140 Pilcher-Filme hat Richard Blackford vertont. Jetzt bringt er ein Musical auf die Bühne, zum Pilcher-Roman "Wechselspiel der Liebe". Uraufgeführt wird es am Mittwoch in München. BR-KLASSIK hat Richard Blackford getroffen.

Angelika Milster im Rosamund-Pilcher-Musical | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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BR-KLASSIK: Rosamunde Pilcher ist eine britische Autorin, vor allem aber in Deutschland sehr bekannt – natürlich auch durch die ZDF-Filme. Wie wird Rosamunde Pilcher eigentlich in Großbritannien wahrgenommen?

Komponist Richard Blackford | Bildquelle: Richard Blackford Richard Blackford | Bildquelle: Richard Blackford Richard Blackford: In Großbritannien kennt man Rosamunde Pilcher in erster Linie für einen Roman: "Die Muschelsucher". In Deutschland ist sie dagegen ein Superstar wegen der ZDF-Filme. Ich hatte das Glück, dass ich die Musik zum ersten dieser Filme schreiben durfte. Das war 1993 – ein großer Erfolg! Das ZDF hat mehr und mehr Filme gemacht, und inzwischen habe ich die Musik zu über 140 Filmen von Rosamunde Pilcher geschrieben. Erst vor fünf Jahren habe ich damit aufgehört, um mich mehr auf meine klassischen Werke zu konzentrieren. Während dieser langen Zeit habe ich Frau Pilcher sehr gut kennengelernt, und wir sind gute Freunde geworden. Ihr hat die Idee gefallen, dass ich auch ein Bühnenmusical zu ihren Büchern entwickeln könnte.

Richard Blackford

  • Studium am Londoner College of Music
  • Assistent bei Hans Werner Henze
  • bekannte Kompositionen: Millenium, Mirror of Perfection, Voices of Exile, Not In Our Time, Musical King

BR-KLASSIK: Rosamunde Pilcher hat eine riesige Fangemeinde, aber sie wird auch oft kritisiert, weil sie immer so eine Art Eskapismus betreibt – also die heile Welt beschwört, die Flucht aus der Realität. War sie selbst eine solche Person?

Richard Blackford: Ich bin froh, dass sie das fragen! Denn viele von Rosamunde Pilchers Romanen sind stark autobiographisch geprägt. "Die Muschelsucher" enthält zum Beispiel viel von ihren eigenen Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs und danach. Die Geschichten sind sehr stark, aber in den ZDF-Filmen wirken sie vielleicht ein bisschen kitschig – so die Meinung einiger Leute. In unserem Musical spielen wir mit genau diesem Klischee der Kitschigkeit. Darüber freue ich mich sehr. Wir benutzen viel Ironie und Humor. Rosamunde Pilcher konnte sehr ehrliche Geschichten schreiben, das nehmen wir auf – aber immer mit einem Augenzwinkern.

BR-KLASSIK: Sie haben bei Hans Werner Henze gelernt, waren sein Assistent. Was war er für ein Mensch?

Richard Blackford: Er war ein wundervoller, charismatischer und sympathischer Mann! Er war sehr humorvoll und gewitzt. Und dazu noch unglaublich gebildet – nicht nur in der Musik, sondern auch in Literatur, Poesie, Philosophie.

BR-KLASSIK: Wie passt das Pilcher-Musical zusammen mit der ernsten Musik, wie Sie sie bei Hans Werner Henze gelernt haben?

Richard Blackford: Ich habe immer sowohl Unterhaltungsmusik als auch Kunstmusik geschrieben. Und für mich war das nie ein Problem. Ich habe zum Beispiel die Musik zu über 200 Filmen und zu drei Musicals vor diesem hier komponiert. Zugleich habe ich über fünfzig Werke für Konzertaufführungen geschrieben. Ich liebe einfach diese Abwechslung: kommerzielle und klassische Musik zu schreiben.

Welturaufführung "Wechselspiel der Liebe"

Musical nach dem gleichnamigen Roman von Rosamunde Pilcher
Text von Claus Beling
Musik von Richard Blackford

Mittwoch, 26. Februar 2020
Besetzung und weitere Termine beim Veranstalter: Komödie im Bayerischen Hof

Sendung: "Leporello" am 26. Februar 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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