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Deutsche Schellackschlager Liebe kleine Schaffnerin

Die meisten Männer sind im Krieg. Nun müssen die Frauen ran. Dienstverpflichtet, als Zugbegleitpersonal.

Strassenbahnschaffnerin/ Zeichnung, 1944 | Bildquelle: picture-alliance/dpa akg-images

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Mittagsmusik extra vom 04.01.2018

Eine Frau als Zugbegleitpersonal. Das ist mal was Neues, da staunt man als Mann. Und: Die muss natürlich sofort angegraben werden. Rudolf Carl war das, ein Wiener Schauspieler und Komiker, mit dem "Lied und Schunkelwalzer" von der "lieben kleinen Schaffnerin". Der Komponist, Hans Lang, war ein Spezialist für Wiener Lieder, er hat, zusammen mit dem Textdichter Ernst Meder, einige berühmt gewordene Wiener Schlagerlieder geschrieben. "Hallo Dienstmann", "Der alte Sünder", "Der alte Herr Kanzleirat" alles vom Duo Lang und Meder. Und eben: die "liebe, kleine Schaffnerin".

Wieso, fragt man sich, ist dieser Meder wohl auf die eigenwillige Idee gekommen, so eine Szene in einer Wiener Trambahn für einen Schlager zu dichten. 1942: Man möchte meinen, die Leute hätten da andere Sorgen gehabt. Aber wenn man da mal ein bisschen hinterherrecherchiert, kommen interessante Dinge zum Vorschein.

Die Ideologie der Nazis war ja, dass Frauen an den Herd gehören und an die Kinderwiege. Dass trotzdem ab 1942 ungefähr mit einem Mal weibliches Personal in Zug und Trambahn eingesetzt worden ist, das lag am Männermangel in der Heimat. Die Männer waren im Krieg, je länger der gedauert hat, je mehr Soldaten schon gestorben waren, desto mehr Männer in der Heimat sind eingezogen worden, und die haben dann dort natürlich gefehlt. Und da mussten dann die Frauen einspringen.

Fakten

Komponist: Hans Lang
Textdichter: Erich Meder
Jahr: 1942

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