BR-KLASSIK

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Thema der Woche Grenzgänge

Los Otros | Bildquelle: Los Otros

Bildquelle: Los Otros

In der Faschingswoche haben auch die Renaissance- und Barockspezialisten mit ihren historischen Instrumenten sich verkleidet und Masken aufgesetzt: Das kanadische Originalklang-Ensemble "Les Boréades" etwa hat sich Pilzkopf-Frisuren schneiden lassen und spielt Songs der "Fab Four". Die deutsch-britisch-amerikanische Formation "Los Otros" trägt Sombreros und geht zusammen mit dem mexikanischen Folklore Ensemble "Tembembe" den Schnittstellen zwischen spanischer Barockmusik und lateinamerikanischer Volksmusik nach - und was gibt es da besseres als ein Lied über das beliebteste Exportprodukt Südamerikas: die Schokolade?

Mit Perücke im Jazzclub

Lautten Compagney | Bildquelle: Ida Zenna "Lautten Compagney" | Bildquelle: Ida Zenna Eine gepuderte Barockperücke in einem rauchigen Jazzclub - so klingt das Purcell-Projekt von "L'Arpeggiata" zusammen mit Jazzmusikern wie Gianluigi Trovesi und Wolfgang Muthspiel. Flamenco und Jazz sind die Gewänder, die der spanisch-syrische Gambist Fahmi Alqhai den Renaissance-Melodien seiner Heimat umlegt: "Lange habe ich mich mit allen möglichen Musikrichtungen beschäftigt", sagt Alqhai, "mit Flamenco, Heavy Metal, Pop Musik, Jazz und so weiter. Es war für mich unmöglich, nicht von all diesen Einflüssen geprägt worden zu sein, und das nicht nur im Kopf, sondern ganz besonders im Herzen."

Schließlich noch eine Reise mit der "Lautten Compagney" ins postmoderne New York der 80er Jahre: Musik von Philip Glass im Sound von 1600 - ein Projekt in Koproduktion mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks, für das die "Lautten Compagney" den ECHO-Klassik Preis erhielt.

Am Montag in der Mittagsmusik

Les Boréades spielen Beatles

"Eleanor Rigby", "Penny Lane" oder "Yesterday" mit Barockviolinen, Blockflöten und Cembalo zu spielen - das kam so gut beim Publikum an, dass das aus Montreal stammende Originalklang-Ensemble "Les Boréades" zwischen 2000 und 2009 drei CDs mit Beatles-Songs und ein "Best of"-Album veröffentlichte. Das Ensemble - benannt nach den geflügelten Söhnen des Windgottes Boreas in der griechischen Mythologie - wurde 1991 von Francis Colpron gegründet. Mit seinen mitreißenden und leidenschaftlichen, dabei aber immer eleganten Interpretationen der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts fasziniert "Les Boréades" Publikum und Presse weit über Kanada hinaus. Auch in Bayern war das Ensemble bereits zu Gast: Bei den "Tagen der Alten Musik" in Regensburg.

Am Dienstag in der Mittagsmusik

"Music for a while" - Improvisationen über Purcell mit L'Arpeggiata

"Purcell ist zeitlos", schwärmt Christina Pluhar. "Die Pop-, Rock-, Jazz- und Filmkultur unserer Zeit holt sich unentwegt Inspiration aus seinen musikalischen Erfindungen!" Und genau darin ist Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L'Arpeggiata Wegbereiterin: Kultkomponisten der Vergangenheit mit ihren farbigen Improvisationen frisches Leben einzuhauchen und unwiderstehlich modern klingen zu lassen. Purcell kennt man schon? Ja, aber so noch nicht! "Wir wollen die erstaunliche Aktualität von Purcells Musik unterstreichen, indem wir uns in den Improvisationen harmonisch und stilistisch konstant zwischen den Jahrhunderten bewegen."
Übrigens: Mit seinem Purcell-Programm gastiert das Ensemble L'Arpeggiata am 18. April zum Saisonabschluss der Reihe "Passagen" in Fürth - veranstaltet vom BR-Studio Franken und dem Kulturforum Fürth.

Am Mittwoch in der Mittagsmusik

"La Hacha" mit Los Otros & Friends

"The very new Old World meets the very old New World - hear what happens", heißt es auf der CD "La Hacha", auf der die Gambistin Hille Perl mit ihrem Ensemble Los Otros und die mexikanische Folklore-Gruppe "Tembembe Ensamble Continuo" den musikalischen Spuren der spanischen Konquistadoren in Lateinamerika nachgehen. Eine besonders interessante Mischung findet ihren Ausdruck in der traditionellen Musik des mexikanischen Bundesstaates Veracruz, wo in einer kleinen Zeitblase eine Menge früher spanischer Musik und viel von der Spieltechnik des 17. Jahrhunderts überlebt hat. In der Mittagsmusik gibt's ein Medley, in dem die Musiker ein Renaissance-Stück von Diego Ortiz mit dem Volkslied "El Chocolate" verknüpfen - wenn das keine süße Geschmacksverbindung ist!

Am Donnerstag in der Mittagsmusik

"Rediscovering Spain" mit Fahmi Alqhai

Der Gambist Fahmi Alqhai wurde 1976 in Sevilla geboren, sein Vater ist Syrer und seine Mutter Palästinenserin. 2002 gründete er das Ensemble "Accademia del Piacere", das sich zunächst in die reiche Gambenmusik Italiens und Deutschlands vertiefte. 2011 wandte sich Alqhai erstmals seiner Heimat Spanien zu: Mit dem Flamenco-Sänger Arcángel ging er den Verbindungen zwischen spanischer Folklore und Renaissance-Musik nach. Zuletzt erschien seine CD "Rediscovering Spain". Darin verknüpft Alqhai die Improvisationspraxis in Spanien im 16. und 17. Jahrhundert mit heutigen Improvisationsformen aus Jazz, Pop und Rock.

Am Freitag in der Mittagsmusik:

"Timeless" mit der Lautten Compagney Berlin

Mit dem CD-Projekt "Timeless" ging die Lautten Compagney neue Wege. Gut vier Jahrhunderte liegen zwischen den Protagonisten des Programms: zwischen dem Monteverdi-Zeitgenossen Tarquinio Merula und dem Minimalisten Philip Glass. Das Spannende an der Kombination dieser beiden Komponisten sind nicht einmal so sehr die Kontraste, sondern gerade die unvermuteten Verbindungslinien und Berührungspunkte. "Uns geht es darum, das Alte und Neue zusammenzubringen. Wir wollen zeigen, wie sich beides durchdringt und zu einer neuen künstlerischen Einheit findet," sagt Wolfgang Katschner, der Leiter der Lautten Compagney.

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