BR-KLASSIK

Inhalt

Zum 100. des Jazzschlagzeugers Buddy Rich Mit swingendem Herzschlag

Er war swingender Derwisch und unvergleichlicher Filigrantechniker: Buddy Rich - einflussreiche Schlagzeuglegende und amerikanischer Entertainment-Star. Am 30. September 2017 würde er seinen 100. Geburtstag feiern.

Jazzschlagzeuger Buddy Rich | Bildquelle: picture alliance / AP Images

Bildquelle: picture alliance / AP Images

Sein Gesicht spricht Bände. Bedingungslose Leidenschaft, Anstrengung, unbedingter Wille und größte Lust. Die Zähne fast gefletscht, alle Muskeln und Sehnen zum Zerreißen gespannt, Schweiß auf der Stirn, die Schlagzeug-Sticks als Verlängerung seiner Finger wirbeln gefühlt in Schallgeschwindigkeit über die Felle der Trommeln.

Alles strebt in einem weiten, sich stetig steigernden Bogen auf eine große Explosion hin, auf einen fulminanten Höhepunkt. So konnte man den Jahrhundert-Schlagzeuger Buddy Rich bei seinen ausgiebigen Soli erleben. Einem Naturereignis gleich, waren sie musikalische Vulkanausbrüche.

Vom Kinderstar zum Stardrummer

Jazzschlagzeuger Buddy Rich | Bildquelle: picture alliance / AP Images Bildquelle: picture alliance / AP Images Am 30. September 1917 kam Bernard Rich in New York als Sohn eines Artistenpaares zur Welt. Schon mit 18 Monaten soll er auf der Showbühne zu sehen gewesen sein. Er wurde als Steptänzer zum Kinderstar, trat am Broadway auf und gründete als Elfjähriger seine erste eigene Band. Mit zwanzig wurde er professioneller Jazzmusiker. Er spielte in den Bands von Joe Marsala, Artie Shaw und Count Basie und wurde festes Mitglied in der Band von Tommy Dorsey, als dort auch die Karriere eines talentierten, jungen Sängers namens Frank Sinatra begann.

Zu dieser Zeit stand Rich schon ganz oben auf den jährlichen Ranglisten der Fachzeitschriften als bester Drummer. Mit diesem Pfund konnte Buddy Rich kräftig wuchern. Er ließ sich von anderen Stars als hochbezahlter Gast engagieren, spielte mit den Saxophonisten Charlie Parker und Lester Young, mit Pianist Oscar Peterson, war Leiter des Begleitorchesters von Sängerin Josephine Baker und quasi allgegenwärtig in der Szene.

Legendär sind seine "Drum Battles" mit den Schlagzeugkollegen Max Roach oder Gene Krupa aus den Jahren 1959 und 1960. Sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen, gehörte da zwar zum Konzept, aber am Ende wurde doch vor allen Dingen wunderbar miteinander musiziert.

Die Bigband als Lieblingsband

1966 gründete er seine "Buddy Rich Big Band", die bis zu seinem Tod 1987 sein Lieblings-Begleitensemble sein sollte. Mit großen Stars wie den Saxophonisten Don Menza, Ernie Watts oder Art Pepper, den Trompetern Bobby Shew oder Chuck Findley besetzt, wurde seine Big Band weltweit gefeierter Headliner bei allen wichtigen Jazzfestivals.

Fans liebten Rich wegen seiner unbeschreiblichen Virtuosität und seiner Gabe, die Erwartungen seiner Fans auch zu erfüllen. So gehörten auch populäre Stücke wie "Norwegian Wood" von den Beatles oder "The Beat goes on" von Sonny Bono zu seinem Repertoire. Und er war auch im Fernsehen präsent. In der "Muppet Show" trommelte er mit einem finster dreinblickenden Typen mit rosa Haaren um die Wette, der auf den Namen "Das Tier" hört. Ein wirklich geeigneter Sparring-Partner!

Gefürchteter Virtuose

Seine überragenden technischen Fähigkeiten brachten ihm immenses Ansehen. Einerseits beeindruckte er durch seine druckvolle Art zu swingen und sein vor Kraft strotzendes Spiel, mit dem er eine ganze Bigband voranpeitschen konnte, andererseits konnte er auch leise und äußerst subtil begleiten und mit feinen Nuancen und technischen Kabinettstückchen Spannung erzeugen.

Einen etwas zweifelhaften Ruf handelte sich Buddy Rich unter seinen Musikerkollegen nur wegen einiger charakterlichen Schwächen ein. Er galt als ungeduldig, eingebildet und aufbrausend. Als der Schlagzeuger Billy Cobham ihn einmal um ein Autogramm auf seiner Snaredrum bat, soll Rich die Trommel stattdessen eine Treppe hinuntergeworfen haben. Und es heißt auch, dass die Sängerin Dusty Springfield ihn einmal ohrfeigte, weil sie seine permanenten Sticheleien und Beschimpfungen nicht mehr ertrug.

Mit Frank Sinatra gab es scheinbar auch immer wieder Rivalitäten, die sogar in Handgreiflichkeiten endeten. Trotzdem waren die beiden aber zeitlebens befreundet und traten immer wieder zusammen auf. Der Sänger hielt sogar eine Grabrede für Buddy Rich. Am 2. April 1987 starb der Schlagzeuger an Herzversagen.
Sein Erbe, der bedingungslose Swing, wird für immer im Jazz erhalten bleiben.

Sendungen auf BR-KLASSIK

Jazz Unlimited am 29.09.2017, ab 23.05 Uhr
Fusionjazz und virtuose Beats - zum 75. Geburtstag von Jean-Luc Ponty und zum 100. von Buddy Rich
Mit Frank Schwarz

zum Nachhören:
Classic Sounds in Jazz am 27.09.2017
Buddy, Harry und Bill
Power-Groove, lässiges Swingen und leise Songs in legendären Einspielungen von Schlagzeuger Buddy Rich, Trompeter Harry "Sweets" Edison und aktuellen Aufnahmen von Gitarrist Bill Frisell. Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer

    AV-Player