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BMW Welt Jazz Award 2019: Gewinner gekürt Feuer und Coolness

Der BMW Welt Jazz Award 2019 ist am 4. Mai mit einem furiosen Finale zu Ende gegangen. Der polnische Altsaxophonist Maciej Obara überzeugte mit seinem leidenschaftlich interagierenden Quartett und gewann den ersten Preis vor dem US-Saxophonisten Rudresh Mahanthappa. Zum Schluss gab es sogar noch ein Küsschen für die Trophäe. Maciej Obara war sichtlich gerührt und ehrlich überrascht. Der Pole, Jahrgang 1981, hatte nicht damit gerechnet am Ende des Abends die schwere Metallskulptur in Händen zu halten, den Ersten Preis beim BMW Welt Jazz Award 2019.

Altsaxophonist Maciej Obara | Bildquelle: Rainer Haeckl

Bildquelle: Rainer Haeckl

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In seinen Ansagen im Finale und auch schon im Matinee-Konzert im Januar hatte er betont, was für ein Fan dieser Automarke er doch sei. Erwarten konnte er den Gewinn des Wettbewerbs allerdings nicht. Sein Final-Kontrahent, der US-Saxophonist Rudresh Mahanthappa, konnte durchaus als Favorit gelten.

Amerikanische Abgeklärtheit

Altsaxophonist Rudresh Mahanthappa beim BMW Welt Jazz Award | Bildquelle: BMW AG Altsaxophonist Rudresh Mahanthappa beim BMW Welt Jazz Award | Bildquelle: BMW AG Seit fast 30 Jahren ist er in der Szene aktiv. Er ist "Director of Jazz" am "Department of Music" der Universität in Princeton. Sein Stil ist weltweit einzigartig: Bebop, auf radikal-moderne Art gespielt, verbindet er immer wieder mit Klängen der indischen Musiktradition.
Ungemein abgeklärt, virtuos und perfekt gelang der Auftritt seines Quintetts beim Finale des BMW Welt Jazz Awards. Vielleicht etwas zu perfekt und etwas zu sehr auf Technik getrimmt. Natürlich sorgt er mit seinen Soli für Staunen, ebenso seine Mitmusiker, allen voran Kontrabassist Francois Moutin. Die energetische und leidenschaftliche Spielweise des Bassisten sprang das Publikum regelrecht an. Aber trotz der überbordenden Virtuosität blieb das Konzert emotional etwas an der Oberfläche.

Europäische Energie

Das Maciej Obara Quartet beim BMW Welt Jazz Award | Bildquelle: BMW AG Das Maciej Obara Quartet beim BMW Welt Jazz Award | Bildquelle: BMW AG Anders war es bei der zweiten Band des Abends, beim Maciej Obara Quartet. Seine Musik und auch sein persönlicher Sound sind rauer und dadurch auch etwas lebendiger. In langen Bögen entwickelte er gemeinsam mit seinen Mitmusikern – Pianist Dominik Wania, ebenfalls aus Polen, und den beiden Norwegern Bassist Ole Morten Vågan und Schlagzeuger Gard Nilssen – eine Spannung, die an ein Naturschauspiel erinnerte. Immer wieder gab es ruhige Passagen zum Luftholen, aus denen das Quartett einen Sog entwickelte, der einem schier den Boden unter den Füßen wegzieht. Ein musikalischer Wirbelsturm der sinnlichsten Art.
Viele Jazzmusiker betonen immer wieder die Gleichberechtigung in ihrer Band, bei Maciej Obara ist sie körperlich spürbar. Jeder der vier lenkt und leitet die Geschicke der Musik, lässt sich aber auch von den anderen mitziehen.
Feuriger kann heutiger Jazz kaum gespielt werden: Insofern war es eine nachvollziehbare Entscheidung der Jury, den Polen mit dem BMW Welt Jazz Award und dem Preisgeld von 10.000 Euro auszuzeichnen. Der zweitplatzierte Rudresh Mahanthappa erhielt 5.000 Euro.

Aus Morgendlichen Kontrasten werden Nacht-Klänge

Dieser Wettbewerb, ein fester Bestandteil des bayerischen Jazzlebens, wird 2020 zu seiner 12. Ausgabe neue Wege gehen. Die einzigartige, reizvolle und von vielen hochgeschätzte Atmosphäre der Matinee-Konzerte am Sonntagmorgen im Doppelkegel der BMW Welt wird es im nächsten Jahr nicht mehr geben. Die Wettbewerbskonzerte sollen 2020 abends stattfinden, weiterhin bei freiem Eintritt.
Der reizvolle Kontrast, sich Vormittags dieser anspruchsvollen und modernen Musik auszusetzten, fällt nun weg. Auch für die ein oder anderen Besucher, gerade Familien mit Kindern, wird die Abendveranstaltung nicht mehr in Frage kommen, dafür vielleicht aber für Nachtschwärmer. In jazztypischer Abend- und Nachtstimmung wird er BMW Welt Jazz Award nun zu erleben sein, das Motto ist passend dazu gewählt: "The Melody at Night".

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