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Im Gespräch mit … Manfred Rehm von Jazzclub Birdland in Neuburg an der Donau Live-Jazz: Mit Abstand am besten

Seit 2011 gibt es in Bayern ein hervorragend zusammengestelltes Festival, dessen Konzerte hauptsächlich im Kellergewölbe eines Clubs stattfinden: das Birdland Radio Jazz Festival in Neuburg an der Donau. Dieses Jahr ist die zehnte Ausgabe geplant. Kann sie trotz Corona stattfinden? Club-Chef Manfred Rehm gibt auf BR-Klassik Auskunft.

Manfred Rehm | Bildquelle: Roland Spiegel

Bildquelle: Roland Spiegel

Jazztime - 14.09.2020

Im Gespräch mit: Manfred Rehm vom Birdland in Neuburg - Podcast

Er ist zuversichtlich hinsichtlich der nächsten Monate in seinem Club: Manfred Rehm, der 1958 als Siebzehnjähriger dabei war, als der "Jazzclub Birdland" in Neuburg an der Donau gegründet wurde. Seit Jahrzehnten ist er derjenige, der in der 30 000-Einwohner-Stadt unweit Ingolstadts für musikalische Highlights sorgt. Im Kellergewölbe der ehemaligen Hofapotheke direkt am Karlsplatz, einem traumhaften Renaissanceplatz im Herzen der Altstadt Neuburgs, bietet er zweimal pro Woche ein Programm aus internationalen Spitzenmusikern und regionalen Größen. Auch seinen Club hat die Corona-Pandemie in den letzten Monaten lahmgelegt. Da das "Birdland Neuburg" aber stets eine relativ lange Sommerpause hat, waren die Einschnitte nicht so groß wie bei manch anderem Club. Am vergangenen Freitag, dem 11. September, ging es wieder los mit einem Gastspiel des Saxophonisten Scott Hamilton und seiner Band (Bernhard Pichl, Klavier, Rudi Engel, Bass, Michael Keul, Schlagzeug), die gleich tags darauf noch einmal spielte. Manfred Rehm: "Das Publikum hat so gedürstet nach Live-Musik, dass die Stimmung an den beiden Abenden überwältigend war. Da merkt man, wie unersetzlich Live-Musik mit anwesendem Publikum ist."

INTERNATIONALE JAZZSTARS IM CLUB UND AUF BR-KLASSIK

Klarinettist Rolf Kühn, Pianist Frank Chastenier, Bassistin Lisa Wulff und Percussionist Tupac Mantilla am 22. November 2019 im Birdland in Neuburg an der Donau | Bildquelle: Roland Spiegel Bildquelle: Roland Spiegel 2011 fand im Kellerdomizil des Clubs - das 1991 bezogen wurde - das erste Konzert des "Birdland Radio Jazz Festivals" statt: Es gastierten der Free-Jazz-Pianist Cecil Taylor und sein Schlagzeug-Kollege Tony Oxley (ein Konzert, das inzwischen auf CD erschienen ist). Das Birdland Radio Jazz Festival erstreckt sich jedes Jahr über mehrere Wochenenden,  die meisten Konzerte sind im Club selbst zu erleben, manche der größeren im Stadttheater Neuburg oder im Audi-Forum Ingolstadt. Außer Taylor und Oxley sind dort Musiker wie die beiden deutschen Jazz-Stars Rolf und Joachim Kühn aufgetreten, aber auch junge, international durchstartende Musikerinnen wie Schlagzeugerin Eva Klesse, Pianistin Julia Kadel und Saxophonistin Charlotte Greve mit ihren Bands aufgetreten. Aber auch die große Dame der Jazzkomposition, Carla Bley; oder auch der Cool-Jazz-Weltstar Lee Konitz, der 2020 im Alter von 93 Jahren starb und mit Veranstalter Manfred Rehm über Jahrzehnte befreundet war. Die Jazzabteilung von BR-KLASSIK schneidet seit dem ersten Jahr die Konzerte des Festivals mit und sendet sie in der Jazztime von BR-KLASSIK sowie in der Bayern-2-radioJazznacht.

SICH EINSTELLEN AUFS IMPROVISIEREN

Fürs Programm des 10. Birdland Radio Jazz Festivals hat Manfred Rehm diesmal in der Liste seiner noch vorläufigen ersten Planung unter anderem Konzerte des in Frankreich lebenden amerikanischen Saxophonisten Archie Shepp, des Pianisten Jacky Terrasson und der jungen französischen Akkordeonistin Louise Jallu stehen. Das Auftaktkonzert am 15. Oktober bestreiten die South West Oldtime Jazz Stars um Trompeter Martin Auer, Bassist Thomas Stabenow und Pianist Thilo Wagner (im Audi-Forum). Für das Abschlusskonzert am 21. November ist die deutsche Harfenistin Kathrin Pechlof mit ihrem Trio vorgesehen. Ob alles stattfinden kann wie gepant, wird derzeit überprüft. Gerade bei Musikerinnen und Musikern, die aus Frankreich anreisen, steht im Moment noch Einiges in den Sternen. "Das sind die Wackelkandidaten", sagt Manfred Rehm, während er mit den genannten Musikerinnen und Musiker aus Deutschland ziemlich sicher rechnet. Auf ein insgesamt endgültiges Festival-Programm legt er sich ieber noch nicht fest. "Es kann ja noch so viel passieren. Da muss man sich jeden Tag darauf einstellen, improvisieren zu müssen. Und wo, wenn nicht im Jazz, geht das?"

WAS GEGEN NIKOTIN HALF, SOLL NUN GEGEN CORONA HELFEN

Die Situation in seinem Club, bezüglich der Abstandsregeln und der damit sehr begrenzten Besucherzahl, sieht Manfred Rehm aufgrund der konkreten örtlichen Bedingungen als wenig problematisch an: Da der Jazzkeller in Neuburg zu einer Zeit eingerichtet wurde, in der Jazzspielorte stets voller dichter Nikotinschwaden hingen, gebe es dort eine Be- und Entlüftungsanlage, mit der man innerhalb von 10 bis 15 Minuten die Luft im Club austauschen könne, so Rehm. Bei den Abständen zwischen den Sitzplätzen will Rehm akribisch auf die vorgeschriebenen 1,5 Meter achten. In der Sendung "Im Gespräch mit ..." erläutert er seine Maßnahmen ausführlich, erzählt aus der langen und facettenreichen Geschichte des Clubs und erinnert sich an einige Highlights der bisherigen neun Ausgaben seines Festivals. Zu hören sind Ausschnitte aus einigen davon - sowie ein Stück aus dem ersten Jazzclub-Monat des Hofapotheken-Kellers.

Radio-Tipp:

14. September: Jazztoday
Im Gespräch mit … Manfred Rehm, dem Chef des Jazzclubs Birdland in Neuburg an der Donau. 2020 feiert der seit 1958 bestehende Club die zehnte Ausgabe des hervorragenden kleinen "Birdland Radio Jazz Festivals", das der Bayerische Rundfunk stets mitschneidet. Roland Spiegel spricht mit Manfred Rehm über die Aussichten, das Festival in Corona-Zeiten stattfinden zu lassen. Mit Musik von Eva Klesse, Rolf Kühn, Cecil Taylor und anderen.
Moderation: Roland Spiegel

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