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International Jazz Day 2020 Ein Tag für den Jazz - ganz digital

Der International Jazz Day der UNESCO am 30. April findet unter besonderen Vorzeichen statt. Alle Konzerte weltweit können nicht in geplanter Form abgehalten werden, aber gefeiert wird trotzdem, auch auf BR-KLASSIK.

Musikerinnen und Musiker des International Jazz Day | Bildquelle: UNESCO International Jazz Day

Bildquelle: UNESCO International Jazz Day

"Jazz kennt keine Grenzen, er ist eine universale Sprache der Gleichberechtigung und des Friedens", sagte Herbie Hancock in einer Videobotschaft zu einer der vergangenen Ausgaben des International Jazz Day. Die weltweite Corona-Krise hat die Feierlichkeiten zum International Jazz Day nun doch in die Schranken gewiesen, aber ausfallen wird dieser Tag des Jazz nicht. Denn viele Musikerinnen und Musiker sind entschlossen, sich an diesem Tag mit anderen Musizierenden auf der Welt virtuell zusammenzutun - und mit Publikum auf allen Kontinenten zu kommunizieren. Ein perfektes Motto dafür liefert der Musiker Quincy Jones, der auf der Website der UNESCO mit folgenden, wie auf die Zeiten der Corona-Pandemie gemünzten Worten zitiert wird: "Jazz hat die Kraft, Menschen ihre Unterschiede vergessen zu lassen und zusammenzukommen. Jazz ist die Verkörperung einer Kunst, die überwältigend negative Umstände in Freiheit, Freundschaft, Hoffnung und Würde verwandeln kann."

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Jazz... is a Conversation - Celebrate International Jazz Day April 30 | Bildquelle: InternationalJazzDay (via YouTube)

Jazz... is a Conversation - Celebrate International Jazz Day April 30

LIZZ WRIGHT, MARCUS MILLER, JOHN MCLAUGHLIN UND ANDERE LIVE

Herbie Hancock  | Bildquelle: Vaclav Salek-dpa Schirmherr des Internatinal Jazz Day: Pianist Herbie Hancock | Bildquelle: Vaclav Salek-dpa Hancock, amerikanische Pianistenlegende und Komponist, ist UNESCO-Botschafter für interkulturellen Dialog und Schirmherr des "International Jazz Day". Vor kurzem wurde er 80 Jahre alt, hat den International Jazz Day gemeinsam mit anderen internationalen Jazzgrößen schon mit Konzerten in Istanbul, Tokio, Paris, im Weißen Haus in Washington, in Havanna oder St. Petersburg und Sydney gefeiert. 2020 sollte das große "Global Concert" zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattfinden, und zwar im südafrikanischen Kapstadt. Musikerinnen und Musiker, Veranstalter, Universitäten und Schulen in aller Welt wollten, wie in den vergangenen Jahren, auch mitfeiern. Nun müssen alle gemeinsam improvisieren. Denn fest steht: Konzerte mit einem Publikum an Ort und Stelle kann es nicht geben; aber im Internet sind viele Aktivitäten geplant. Ein virtuelles weltweites Konzert wird von der UNESCO unter der Schirmherrschaft von Herbie Hancock organisiert - mit Musikern aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt. Darunter sind Marcus Miller, Lang Lang, Charlie Puth, Cécile McLorin Salvant, John McLaughlin, Dianne Reeves, Dee Dee Bridgewater, Sibongile Khumalo, Alune Wade, John Beasley, Ben Williams, Lizz Wright, John Scofield und andere mehr.  

Musik in Zeiten des Schockzustands

"Live-Musik wird zurückkommen, aber jetzt jammen wir erst einmal an diesem Jazz-Day", so formulierte es der amerikanische Schlagzeuger Peter Erskine in diesen Tagen in einem Video. Die Corona-Krise hat alle aufführenden Kunstbereiche empfindlich getroffen. Musik- und Theaterbühnen sind bis auf weiteres geschlossen. Aber die letzten Wochen haben gezeigt, dass Kultur einen sehr hohen Stellewert in vielen Ländern der Welt einnimmt. Die vielen Balkonkonzerte und die unterschiedlichen Initiativen, Musik übers Internet auch live zugänglich zu machen - ob von Popstars wie Billie Eilish, den Rolling Stones oder Elton John oder von Solisten und Chor- und Orchestermusikern der Metropolitan Opera in New York - schaffen auf ihre Art eine Gemeinschaftlichkeit, die viele in den Tagen der Isolation vermissen. Auch das folgende Zitat, es stammt von dem 1968 ermordeten Bürgerrechtler Martin Luther King, klingt, als sei es auf den Schockzustand der Welt zur Zeit der Corona-Pandemie bezogen - es findet sich ebenfalls auf der UNESCO-Seite zum International Jazz Day: "Jeder Mensch sehnt sich nach einem Sinn. Jeder Mensch braucht es, zu lieben und geliebt zu werden. Jeder Mensch sehnt sich danach, in die Hände zu klatschen und glücklich zu sein. Jeden Menschen verlangt es nach Glauben. Die Musik, speziell diese weite Kategorie namens Jazz, ebnet den Weg zu all dem."

Gerade jüngere freiberufliche Musikerinnen und Musiker sind in den letzten Wochen auf verschiedenen Social Media unterwegs mit Grußbotschaften und Internet-Konzerten. Der renommierte Musikwissenschaftler Wolfram Knauer, Leiter des Jazz-Instituts Darmstadt, der bedeutendsten deutschen Jazz-Forschungsstelle, schilderte in einem Interview mit BR-KLASSIK, dass er bereits wenige Tage nach Beginn der Corona-Isolation, begonnen habe, für Konzerte im Internet zu bezahlen, um Musiker zu unterstützen. Der International Jazz Day ist eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen, dass Musikerinnen und Musiker in solchen Zeiten Wege finden müssen, um ihre durch ausgefallene Konzerte entstandenen, hohen Einnahmeverluste wenigstens im Ansatz zu kompensieren - Internetkonzerte, für die man zum Beispiel freiwillig bezahlen kann, gehören dazu.

Bühne frei im Studio 2 EXTRA: International Jazz Day 2017 - Video anschauen

Jazzmusiker mit Saxofon | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

DER INTERNATIONAL JAZZ DAY AUF BR-KLASSIK

Auf BR-KLASSIK können Sie ein hochkarätig besetztes Konzert noch einmal per Video nacherleben, das am International Jazz Day 2017 stattfand. In seiner Jazzreihe "Bühne frei im Studio 2" schloss sich BR-KLASSIK in dem Jahr dieser noch jungen Tradition an und lud international besetzte Bands aus München ein, in denen Musiker*innen mit Wurzeln in Albanien, Deutschland, Frankreich, Japan, Moldawien und den USA zusammenspielen.

Internationaler Jazz Tag | Bildquelle: PR | Montage: BR/Nadja Weber International Jazz Day 2017 | Bildquelle: PR | Montage: BR/Nadja Weber Vier Formationen mit unterschiedlicher stilistischer Ausrichtung traten an jenem Abend auf. Der amerikanische Vibraphonist und Komponist Tim Collins spielte mit seinem Münchner Quartett eigene, enorm swingende und melodiestarke Kompositionen. Im Zwei-Generationen-Duo vereinten der Pianist Leonid Chizhik, dessen Jazzkarriere in den 1970er Jahren in der Sowjetunion begonnen hat, und der in Bayern verankerte Saxofonist Florian Trübsbach Impulse aus der klassischen Klangwelt mit opulenter Jazzharmonik.  Die Sängerin Fjoralba Turku, deren Familie aus Albanien stammt, und der aus den USA stammende Gitarrist und Komponist Geoff Goodman stellten ihr Programm "Katie Cruel" mit ruhigen, eindringlichen Jazzsongs und Adaptionen von Traditionals vor. Und zuletzt kombinierte der Münchner Trompeter Matthias Lindermayr zusammen mit Pianist Florian Weber, dem aus Frankreich stammenden Saxophonisten Matthieu Bordenave und dem japanischen Schlagzeuger Shinya Fukumori klangstarke Melodien mit improvisatorischer Freiheit.

Außerdem sind im Tagesprogramm in den verschiedenen Magazinsendungen von BR-KLASSIK kurze Porträts unterschiedlicher Musikerinnen und Musiker der internationalen Szene zu hören - mit Stimmen aus Estland, der Ukraine, Frankreich, Italien und anderen Ländern. In der "Jazztime" um 23:05 Uhr spielt Moderator Ralf Dombrowski Musik der entsprechenden Künstlerinnen und Künstler und reflektiert auch darüber, wofür der 30. April außer seiner Rolle als International Jazz Day noch steht.

Jazz, eine Internationale Musiksprache - am 30. April auf BR-KLASSIK

  • "Allegro", ab 6:05 Uhr
  • "Mittagsmusik" ab 12:05 Uhr
  • "Leporello", ab 16:05 Uhr
  • "Jazztime", ab 23.05 Uhr, zum International Jazz Day


Inzwischen gibt es ihn zum zehnten Mal, den International Jazz Day. Herbie Hancock hatte die Idee, die UNESCO fand sie gut und so wird seit 2011 jeweils am 30. April der Fokus etwas mehr in Richtung Improvisation geschärft als sonst. Eine gute Gelegenheit, sich ein wenig umzutun, um herauszufinden, was so alles Jazz sein kann. Der Pianist Stefano Bollani zum Beispiel hat ihn gerade mit Klaviervariationen rund um das Musical "Jesus Christ Superstar" sehr individuell verstanden und damit einige neue Repertoireoptionen vorgeschlagen. Ein Beispiel von vielen in der Sendung, die kreativ mit dem umgehen, was einst im Mississippi-Delta zu knospen begann. 
Moderation und Auswahl: Ralf Dombrowski

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