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Jazz aus der Mongolei Das Goethe Musiklabor Ulan Bator

Wie klingt Jazz aus der Mongolei? Und welche Musikausbildung erhalten Studierende in der Hauptstadt Ulan Bator? Unsere Reihe "Dialog der Kulturen - Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts" gibt Antworten und stellt in einem Beitrag von BR-KLASSIK-Autorin Uta Sailer das 2014 gegründete "Goethe Musiklabor Ulan Bator" vor.

Shuteen Erenebaatar, Pianistin und Komponistin, Absolventin des Jazzstudiengangs "Goethe Musiklabor Ulan Bator" und Preisträgerin des BMW Young Artist Jazz Award | Bildquelle: © Nils Kugelmann

Bildquelle: © Nils Kugelmann

Zu Wort kommen Organisatoren, Leiter und Studierende des Musiklabors, das sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Plattform für Austausch und Vernetzung entwickelt hat.
Für die mongolische Jazz-Szene ist das "Goethe Musiklabor Ulan Bator" (GMUB) eine wichtige Schnittstelle geworden und eröffnet Nachwuchsmusikerinnen und -musikern akademische und berufliche Perspektiven – in der Mongolei wie im Ausland. Nach langjähriger Unterstützung durch das Goethe-Institut steht das Projekt nun auf eigenen Beinen und besitzt inzwischen eine Strahlkraft bis in die hiesige Jazz-Szene. Führender Kopf, der das GMUB damals aufgebaut hat und es bis heute betreut, ist – neben Leonhard Heydecker, dem Leiter des Goethe-Instituts Mongolei – der Bassist Martin Zenker. Für ihn gehört zu den schönsten Erfahrungen seines Engagements, dass "wir Menschen, die ein unglaubliches Potential haben, geholfen haben, dieses Potential zu verwirklichen."

Shuteen Erenebaatar war eine der ersten Absolventinnen

Eine der ersten Absolventinnen des Jazz-Studiengangs am GMUB war die klassisch ausgebildete Pianistin Shuteen Erenebaatar. Mit gerade einmal 16 Jahren begann sie dort 2014 und besuchte Workshops mit oft wöchentlich wechselnden Dozenten und Lehrenden, die für ein breites musikalisches Spektrum sorgten und Konzertauftritte vermittelten. Nach zwei Jahren ging sie an die Münchner Musikhochschule, die, wie auch die Musikhochschule in Klagenfurt, eine Kooperation mit dem GMUB hat, und studierte dort noch Jazzklavier und Jazzkomposition. Und sie ist geblieben, hat die Münchner Jazzszene aufgemischt, ein eigenes Quartett gegründet und 2022 den renommierten BMW Young Artist Jazz Award gewonnen.

Konzerttipp

"Bühne frei im Studio 2" am 26. April 2023 um 20:00 Uhr
Shuteen Erdenebaatar Quartett
BR-Funkhaus München

Auch Jazzsängerin Enji Erkhem war von Anfang an dabei

Die Jazzsängerin Enji Erkhem | Bildquelle: © Chayodu Bildquelle: © Chayodu Auch Jazzsängerin Enji Erkhem war von Anfang an beim GMUB dabei und profitierte von der gemeinsamen Zusammenarbeit mit Musikdozent:innen. Aufgewachsen ist sie in der Hauptstadt Ulan Bator mit Volksmusik und Volkstanz ihrer Heimat, bis heute singt und improvisiert sie ihre Lieder oft in ihrer Muttersprache, die sie aufgrund der "sehr schönen Laute" liebt. Vom Jazz und dem neuen Projekt des Goethe-Instituts erfuhr sie erstmals 2014 von ihrer Lehrerin und wagte den Sprung in völlig fremdes Terrain. Tagsüber lernte sie mit den Gastdozent:innen, abends traf sie sich mit Studierenden und Freunden zu Jam-Sessions, sodass in Ulan Bator stetig eine kleine Jazz-Community heranwuchs. Inzwischen lebt auch Enji Erkhem in München, 2018 ist sie hierhergekommen und hat ihren Master in Jazzgesang gemacht.

Achse München–Ulan Bator ist fest etabliert

Eines der Ziele des GMUB ist, dass ehemalige Jazz-Studierende ihre erlernte Kunst später wieder an ihre Heimat zurückgeben und den Musiknachwuchs in der Mongolei ausbilden. Nun ist es soweit, und Enji Erkhem etwa unterrichtet online Jazzgesang, versteht sich als Musikvermittlerin. Die Achse München–Ulan Bator ist fest etabliert! Heute steht die Jazz-Ausbildung als ordentlicher Bachelorstudiengang am Staatlichen Konservatorium in der Hauptstadt Ulan Bator auf eigenen Füßen und ist ein zusätzliches Förderinstrument mit Workshops international bekannter Gastdozentinnen und Dozenten

Ulan Bator als Herz des Jazz

Dass sich das Goethe Musiklabor Ulan Bator in nur acht Jahren zu einem großen Erfolgsgaranten entwickeln konnte, stimmt auch Leonhard Heydecker zuversichtlich: "In zehn Jahren gibt es hoffentlich auch einen Masterstudiengang am Konservatorium. Und es gibt hoffentlich auch eine weitere aktive und gewachsene Musikszene hier vor Ort, die auch Musikerinnen und Musiker aus dem Ausland anlockt. Das heißt: Das abgeschiedene Ulan Bator wird zum Herz des Jazz."

Sendungstipp

Musik der Welt am 1. April 2023 um 23:05 Uhr
Basar - Aktuelles aus der Szene mit Susanne Schmerda
Dialog der Kulturen - Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts
Jazz aus der Mongolei. Das Goethe Musiklabor Ulan Bator
Vorgestellt von Uta Sailer

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