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Jazz-Album des Monats – Bill Carrothers & Vincent Courtois Firebirds

Es gehört zu den Besonderheiten des Jazz und auch zu seinen Stärken, dass ein großer Teil der gespielten Musik nicht auf einem Notenblatt steht. Ihre Meisterschaft im Ausgestalten dieser Freiräume beweisen der amerikanische Pianist Bill Carrothers und der französische Cellist Vincent Courtois auf ihrem Album "Firebirds".

Cover Bill Carrothers/ Vincent Courtois: Firebirds | Bildquelle: La Buissonne

Bildquelle: La Buissonne

Als Grundton ihrer ersten Begegnung haben die beiden Musiker die Melancholie gewählt. Sie tönt aus allen zehn Kompositionen, die sie im idyllisch gelegenen Tonstudio La Buissonne eingespielt haben, in dem auch regelmäßig für das Label ECM produziert wird. Dorthin eingeladen hatte sie der Cheftoningenieur des Studios, weil er beide kannte und sich sicher war, dass ihr musikalischer Austausch eine besonders poetische, tiefgehende und berührende Musik hervorbringen würde.

Innige Vertrautheit beim ersten "Date"

Die allererste physische Begegnung der beiden Musiker fand am Aufnahmetag statt, und das Kennenlernen während sie das Album einspielten. Umso verblüffender, wie hier Ton für Ton eine innige Vertrautheit herrscht, die dann entsteht, wenn man sich mit allergrößter Aufmerksamkeit begegnet. Das können diese erfahrenen Musiker, beide Kinder der 60er Jahre - zuhause und erfolgreich im Jazz und der zeitgenössischen improvisierten Musik. Es liegt ihnen, aus dem Moment heraus während des Spielens gemeinschaftlich zu komponieren, so wie sie es etwa beim Titelstück der CD "Firebirds". Auf dieser Basis manövrieren sie im luziden Miteinander durch ein Repertoire, in dem sie klassisch modern, impressionistisch, romantisch und beseelt eigene Kompositionen, aber auch Klassiker der Jazz-und Folkgeschichte ungeprobt neu ausdeuten.                                                                  

Nichts für Nebenbei

Schön ist es, wenn dabei ab und an der Baritonsaxophonist Éric Séva zu ihnen stößt, und sich das dunkle Leuchten seines Tons mit den Obertönen des Cellos in schimmernden, weichen Klangwellen verbindet, aus denen schöne Melodien herausleuchten, wie etwa die des von Billy Strayhorn für Duke Ellingtons Orchester komponierten "Isfahan". Sanft umhüllt von der harmonischen, aber nie überwältigenden Opulenz des Pianos und bepulst von einem subtilen, aber immer höchst präsenten Swing, wird dieser Standard zu einem besonderen Glanzstück des Albums. Musik zum Nebenbei-Hören ist das nicht. Wenn man es den beiden Musikern gleichtut und ihr seine Aufmerksamkeit schenkt, entfaltet sie ihre Schönheit in Gänze. Und das sollte man sich nicht entgehen lassen.

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