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Juliette Gréco und die Literaten Von Jean-Paul Sartre bis Serge Gainsbourg

Schwarz gekleidet von Kopf bis Fuß, dunkle, warme Stimme, schwarz umrandete Augen - so wurde sie zur Muse der Existentialisten. Die Texte ihrer Chansons waren für Juliette Gréco immer sehr wichtig; unzählige Schriftsteller versorgten sie mit Gedichten. Juliette Gréco gab ihnen eine Stimme, sie verkörperte die Worte, gab ihnen Gefühl und Ausdruck. Durch begnadete Komponisten wie Joseph Kosma oder Gérard Jouannest, die diese Texte in Lieder verwandelten wurde daraus der Gréco-Sound. BR-KLASSIK stellt Ihnen hier 10 herausragende Beispiele für diese Symbiose von Text und Musik vor.

Verleihung des Grand Prix du Disque der Académie Charles-Gros 1959 durch Juliette Gréco an Serge Gainsbourg (r.) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Verleihung des Grand Prix du Disque der Académie Charles-Gros 1959 durch Juliette Gréco an Serge Gainsbourg (r.)

"Si tu t’imagines"
Text: Raymond Queneau, Musik: Joseph Kosma
Mit diesem Chanson begann die Karriere der Gréco. Jean-Paul Sartre hatte ihr diese Zeilen des Schriftstellers Raymond Queneau vorgeschlagen. Ein doppelbödiges Chanson über die Vergänglichkeit der Schönheit: Jetzt bist du jung, hübsch und verliebt, aber wenn du meinst, dass es immer so bleibt, dann täuscht du dich gewaltig - "Fillette, fillette, ce que tu te goures".

"La Rue de blanc Manteaux"
Text: Jean-Paul Sartre, Musik: Joseph Kosma
Juliette Gréco bekam es von Sartre geschenkt für ihr Debüt als Sängerin. Joseph Kosma hat den Text vertont. Sartre erinnert in diesem Gedicht an die Gräuel der französischen Revolution: Der Henker muss früh aufstehen in der Rue de blanc Manteux, denn er ist sehr beschäftigt, er muss Generälen, Bischöfen und Admirälen den Kopf abschneiden.

"Jolie Môme"
Text und Musik: Léo Ferré
Juliette Gréco fand beim erstes Hören, es sei ein flottes, lustiges, aber extrem frauenfeindliches Chanson. Sie sang es dann aber doch und "Jolie Môme" wurde eines ihrer Markenzeichen. "Du bist nackt unter der Bluse - Du trägst das Herz im Hals - Du hast Verstand - jolie môme - glückliche Kleine".

"L’Accordeon"
Text und Musik: Serge Gainsbourg.
Gainsbourg war der radikale, vielversprechende Dichter seiner Generation. 1958 lernten sich Gréco und Gainsbourg kennen, sie wollte seine Texte singen. Er schlägt ihr bei der ersten Begegnung "L’Accordeon" vor, eine Hommage an das Instrument der Straßenmusiker.

Der Chanonnier Jacques Brel | Bildquelle: picture-alliance/dpa Jacques Brel | Bildquelle: picture-alliance/dpa "J’Arrive"
Text: Jacques Brel, Musik: Gérard Jouannest
Ein Chanson, das die besondere Freundschaft zwischen Gréco und Brel zeigt: Er hat sein letztes Album bei ihr in der Wohnung geprobt, sie hat seinen Chansons eine eigene CD gewidmet. In "J’arrive" führt die Sängerin eine Zwiesprache mit dem Tod, der sie ruft. "Ich komme gleich - J’arrive!"

"Deshabillez moi"
Text: Robert Nyel, Musik: Gaby Verlor
Das Lied verursachte einen kleinen Skandal, denn eine Frau singt hier vor einem gutbürgerlichen Konzertpublikum: "Ziehen Sie mich aus, aber nicht so schnell, spüren will ich Ihr Verlangen". Ein Chanson, das Ende der 1960er Jahre die Emanzipation und die sexuelle Gleichberechtigung feiert und das die Gréco bis heute im Programm hat.

"Je suis come je suis"
Text: Jaques Prévert, Musik: Joseph Kosma
Dieser Text gehört ganz der Gréco, "So bin ich eben, man hat mich so gemacht, wenn ich lachen will, dann lach ich die ganze Nacht! "Eine Zeile aus dem Lied hat sich Juliette Gréco als Titel für ihre zweite Biographie ausgeliehen: "Je suis faites comes ca" - So bin ich eben.

Der Schriftsteller Louis Aragon | Bildquelle: picture-alliance/dpa Louis Aragon | Bildquelle: picture-alliance/dpa "La Rose et le Réséda"
Text: Louis Aragon, Musik: Bernard Lavilliers
Ein Appell des surrealistischen Dichters Aragon an verschiedene Weltanschauungen zur Verständigung. Als Vorbild dient die französische Resistance. Dort ging es um den gemeinsamen Kampf gegen die Faschisten, der alle einte: Katholiken und Kommunisten, "celui qui croyait au ciel, et celui qui n’y croyait pas" - die einen, die an den Himmel glaubten und die, die nicht daran glaubten.

"Dèjeuner de soleil"
Text und Musik : Benjamin Biolay
Ein Titel von der 2003 erschienenen CD "Aimez vous les uns les autres ou bien disparassez" - "Liebt euch gegenseititg oder haut ab". Damit tauchte die Gréco in die aktuelle französische Musikerszene ein und arbeitete mit den Künstlern der jungen Generation. Benjamin Biolay ist einer der bekanntesten Vertreter des Nouvelle Chanson, wie sein Vorbild Serge Gainsbourg gilt er als Enfant terrible der Musikszene.

"Merci"
Text: Christophe Miossec, Musik: Gérard Jouannest
Mit diesem Lied fasst Juliette Gréco ihre Gefühle am Ende einer über 70-jährigen Karriere zusammen, "Merci" lautet auch der Titel ihrer letzten CD vom September 2015. Der Textdichter Christophe Miossec ist einer der Vertreter des Nouvelle Chanson und wurde in den letzten Jahren bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Yann Tiersen (Filmmusik zu "Amelie" und "Good Bye, Lenin").

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