BR-KLASSIK

Am 25. und 26. November findet in Weilheim das Jazzfestival Ammertöne statt. Neben Saxophonist Johannes Enders, Schlagzeuger Günter Baby Sommer und anderen tritt auch Trompeter Micha Acher, einer der Köpfe der Popband "Notwist", mit seinem Alien Ensemble auf. Ein Gespräch mit ihm über seine Projekte, sein Arbeitspensum und den Ruf von Weilheim als Musikstadt - außerdem exklusiv: eine Konzertaufnahme von 2013.

Micha Acher, hier ganz rechts im Bild, ist Bassist und Trompeter, er spielt Sousaphon und Harmonium und er wirkt bei einer Vielzahl von Bands und Projekten mit. Er sagt, er braucht das. Zusammen mit seinem Bruder Markus und einem Freund gründete Micha Acher 1989 die Indierock-Band "The Notwist", die weltweit bekannt und gefeiert ist. Darüber hinaus macht er mit der "Hochzeitskapelle" eine Mischung aus Bayerisch, Jazz und Folk. Er tritt auf der "Oidn Wiesn" im Bierzelt auf und spielt wann immer es geht Jazz mit seinem "Alien Ensemble" oder anderen Gruppen.

BR-KLASSIK: Fast jeden Tag spielen Sie mit einem anderen Ensemble, wie schaffen Sie das?

Micha Acher: Mir macht das Spaß, mich strengt das auch nicht an, mich strengt es eher an, wenn ich nicht spiele.

BR-KLASSIK: Dieses Jahr treten Sie zum ersten Mal beim Ammertöne Festival in ihrer Heimatstadt Weilheim auf. Wie schätzen Sie die Bedeutung dieses Festivals ein?

Micha Acher: Es ist immer gut, in mittelgroßen Kleinstädten (lacht) die Kultur zu fördern wo es nur geht. Und wenn dann so Leute wie Johannes Enders über Jahre so ein Festival auf die Beine stellen, etwas Besseres gibt es gar nicht. Das ist total wichtig und toll.

BR-KLASSIK: Der Bayerische Rundfunk hat 2008 das Gründungskonzert des "Alien Ensembles" beim Alpenjazz Festival in Feldafing aufgezeichnet, dann gab es 2013 eine Live-Übertragung aus der Unterfahrt in München, am Samstag spielt die Band nun in Weilheim. Wie hat sich das "Alien Ensemble" seither entwickelt?

Micha Acher: Die Instrumentierung hat sich verändert, es kam Oliver Roth an der Querflöte dazu und wir haben Vibraphon statt Klavier dabei. Wir haben auch viel gespielt, viele kleine Tourneen gemacht und das hat uns einfach ziemlich zusammengebracht. Dann hat sich von der ersten zur aktuellen Platte verändert, dass Schlagzeuger Andi Haberl und Posaunist Mathias Götz auch Stücke geschrieben haben, die das alles extrem bereichern. Die bringen eine Klangfarbe rein, die alles besonderer und abwechslungsreicher macht.

BR-KLASSIK: Indie-Pop von "Notwist", Jazz vom "Alien Ensemble" und Bayerische Volksmusik mit der "Hochzeitskapelle", wie komponieren Sie für diese ganz unterschiedlichen Projekte?

Micha Acher: Ich komponiere wirklich projektbezogen. Wenn wir mit "Alien Ensemble" ins Studio gehen, setzte ich mich ein paar Wochen vorher hin und beginne dafür zu schreiben und suche meine Ideen zusammen. Wenn wir mit "Notwist" ins Studio gehen, komponiere ich dafür und höre andere Musik vorher und suche mir andere Einflüsse. Je nach dem für was, komponiere ich auch auf anderen Instrumenten. Wenn ich für "Alien Ensemble" was mache, dann viel mit der Trompete oder am Klavier. Für "Notwist" schreibe ich sehr viel direkt am Computer.

BR-KLASSIK: Beeinflussen sich diese unterschiedlichen Projekte sehr?

Micha Acher: Auf jeden Fall! Wenn wir jetzt monatelang mit "Notwist" etwas aufnehmen, dann habe ich mit Sicherheit wahnsinnig Lust einen Tag mit "Alien Ensemble" ins Studio zu gehen und eine ganze Platte zu machen. Das ist dann komplett akustisch und nur dieser Moment. Und andersherum, wenn wir eine "Alien Ensemble"-Tour spielen und mit der "Hochzeitskapelle" viel auftreten, dazu vielleicht noch auf der Wiesn spielen, dann habe ich danach wieder das Bedürfnis, eine Platte mit "Notwist" zu machen und vollkommen ins Detail zu gehen. Da braucht man die Abwechslung und natürlich macht man bei jedem Projekt Erfahrungen, die beim anderen einfließen.

BR-KLASSIK: Sie sind am ersten Dezemberwochenende selbst in die Veranstaltung eines Festivals eingebunden, es nennt sich "Alien Disko" und findet in den Räumen der Münchner Kammerspiele statt, wie kam's dazu und was steckt dahinter?

Micha Acher: Wir hatten letztes Jahr in der alten Kongresshalle in München zwei Notwist-Abende hintereinander und das war schon etwas festivalmäßig, weil wir uns jeden Abend eine Band eingeladen haben, die wir gerne mochten. Das hat so gut funktioniert und so viel Spaß gemacht, dass wir das Ganze dieses Jahr nochmal größer machen wollten. Dass wir alle Bands, die wir momentan bewundern nach München einladen. Jetzt sind es zwei Abende mit ganz tollen Bands, ich bin total glücklich und nervös. Es ist schon wahnsinnig toll, dass so Sachen wie das Sun Ra Arkestra nach München kommen und da einen Abend spielen.

Das Interview führte Ulrich Habersetzer für BR-KLASSIK.

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Johannes Enders

Saxophonist und Festival-Chef | Bildquelle: Gerhard Richter

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Peter Madsen

Pianist | Bildquelle: Peter Madsen

3/5

Günter Baby Sommer

Schlagzeug-Legende | Bildquelle: Günter Baby Sommer

4/5

"Deep Schrott"

Bass-Saxophon-Ensemble | Bildquelle: Deep Schrott

5/5

Micha Acher

Trompeter und Bandleader des Alien Ensemble | Bildquelle: Micha Acher