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Dialog der Kulturen – Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts Berlin – Taschkent

Jazzpianistin Julia Hülsmann und ihr Quartett begegnen auf Initiative des Goethe-Instituts dem usbekischen Omnibus-Ensemble: eine Annäherung in kleinen Schritten, mit Kompositionen als digitale Post und einem gemeinsamen Konzert im ersten unabhängigen Theater der Sowjetunion.

Hülsmann & Omnibus in Taschkent | Bildquelle: © Suhrob Nasimov

Bildquelle: © Suhrob Nasimov

Musiktransfer Berlin - Taschkent

Ein Konzert vom Julia Hülsmann Quartett und dem usbekischen Omnibus-Ensemble in Taschkent

Jazz, zeitgenössische und traditionelle Musik. Gespielt auf westlichen und usbekischen Instrumenten, etwa der Hackbrettartigen Santur oder der Langhalslaute Sato. Ein glückliches Zusammentreffen ist das zwischen "Omnibus" aus Taschkent – dem ersten und wohl bis heute wichtigsten Ensemble für zeitgenössische Musik in Zentralasien – und dem Julia Hülsmann Quartett aus Berlin. Sie begegneten sich erst virtuell, dann im September 2021 ganz real bei einem Konzert im Theater Ilkhom in Taschkent, in der Haupt- und einzigen Millionenstadt Usbekistans. Angestoßen und realisiert hat diese Zusammenkunft das Goethe-Institut aus Anlass des 30. Jahrestages der Unabhängigkeit der Republik Usbekistan, diesem faszinierenden Land an der Seidenstraße.

Julia Hülsmann | Bildquelle: © Dovile Sermokas / ECM Records Julia Hülsmann | Bildquelle: © Dovile Sermokas / ECM Records Vor der tatsächlichen Begegnung gab es erst einmal ein vorsichtiges Annähern, nur online, wegen der Covid-19-Pandemie. Vier Musikstücke wurden hin- und hergeschickt, damit wurde auf beiden Seiten weitergearbeitet. Voller Offenheit und Experimentierfreude. "Allein das Aussuchen war schon ein spannender Prozess. Womit können wir was anfangen? Was schicken sie uns? Und was anders herum?" beschreibt es Pianistin Julia Hülsmann. "Der Respekt war sehr schnell da. Dieses: Was dürfen wir machen mit der Musik? Wie weit dürfen wir da was ganz anderes drüber bauen oder auch was auseinanderschneiden? Das ist alles passiert. Das fand ich ganz spannend, dass wir wirklich ausgecheckt haben: Wo sind die Grenzen?"

"Flowering" heißt etwa ein Stück, welches das Omnibus-Ensemble im Kollektiv komponiert hat und zu dem das Julia Hülsmann Quartett dann noch eigene Musik neu hinzugefügt hat. Doch um zu einer gemeinsamen Wellenlänge und Sprache zu finden, mussten beide Ensembles sich aus ihrer Komfortzone heraus bewegen. "Hier in Taschkent haben wir unsere Ohren. Und ihr habt eure, andere Ohren", meint Sanjar Nafikov, Keyboarder im Omnibus-Ensemble.

"Omnibus"-Fahrt von der europäischen Moderne nach Taschkent

Hülsmann & Omnibus | Bildquelle: © Goethe-Institut Usbekistan Hüslmann & Omnibus | Bildquelle: © Goethe-Institut Usbekistan Seit 2004 existiert "Omnibus", Gründer und Leiter ist Artyom Kim. Die "Omnibus"-Fahrt begann mit Klassikern der europäischen Moderne wie Stockhausen, Boulez und Cage, heute ist der Omnibus auch angekommen bei traditionellen usbekischen Instrumenten – "wir mussten unsere eigene Stimme finden, unser eigenes Repertoire", so Sanjar Nafikov, Keyboarder im Ensemble. Die Musikerinnen und Musiker von "Omnibus" sind auf den Bühnen Europas zu erleben, etwa 2021 in Donaueschingen. Zu Hause aber sind sie vor allem am 1976 gegründeten Ilkhom Theater in Taschkent, dem ersten unabhängigen Theater der Sowjetunion, das noch immer "eine Insel für die unabhängige Szene" ist, "ein Magnet, der alles anzieht", wie es Jan Helfer, Leiter des Goethe-Instituts Usbekistan beschreibt.

Eine gemeinsame Sprache finden

Sanjar Nafikov | Bildquelle: © Sanjar Nafikov Sanjar Nafikov | Bildquelle: © Sanjar Nafikov Dank der musikalischen Neugier auf beiden Seiten ist der Transfer Berlin – Taschkent jedenfalls erfolgreich gelungen. Und beide Ensembles haben sich erstaunlich schnell aufeinander eingestellt. Die digitale Annäherung hat für den gemeinsamen Auftritt im Ilkhom Theater Taschkent kostbare Dienste geleistet: "Wir hatten alle das Gefühl, dass wir uns schon jahrelang kennen. Als wären wir schon ewig Freunde. Durch die Online-Zusammenarbeit kannten wir den Klang des Ensembles bereits und wussten um die hohen Fertigkeiten der einzelnen Mitglieder. Das hat uns geholfen, eine gemeinsame Sprache zu finden", so Sanjar Nafikov. Und Julia Hülsmann schwärmt: "Ich bin sehr begeistert, mit welcher Ernsthaftigkeit und musikalischen Tiefe dieses Ensemble reagiert hat auf unsere Musik und was es uns an Möglichkeiten gegeben hat. Wir waren jeweils sehr offen für die anderen, haben versucht, immer zuzuhören, zu verstehen, was ist gemeint mit der Ästhetik der Musik?"

Julia Hülsmann Quartett und Omnibus – Konzertmitschnitt und Interview

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Omnibus Ensemble | Julia Hülsmann Quartett | | Bildquelle: Omnibus Ensemble (via YouTube)

Omnibus Ensemble | Julia Hülsmann Quartett |

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Interview | Julia Hülsmann Quartett | Omnibus Ensemble | Bildquelle: Omnibus Ensemble (via YouTube)

Interview | Julia Hülsmann Quartett | Omnibus Ensemble

Sendungstipp:

Musik der Welt am 1. Januar 2022 um 23:05 Uhr
Basar - Aktuelles aus der Szene mit Susanne Schmerda
Dialog der Kulturen - Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts
Ein Konzert vom Julia Hülsmann Quartett und dem usbekischen Omnibus-Ensemble in Taschkent
Vorgestellt von Uta Sailer

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