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Zum Tod des Schlagzeugers Alphonse Mouzon Meister der Breitwand-Power

Er war einer von jenen, die in den 1970er Jahren den Jazz mit der Klang-Power des Rock verbanden: der Schlagzeuger Alphonse Mouzon, Gründungsmitglied der Band Weather Report und Musikpartner vieler Größen wie Herbie Hancock und Larry Coryell. Jetzt ist Mouzon nach schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben.

Alphonse Mouzon | Bildquelle: Alphonse Mouzon

Bildquelle: Alphonse Mouzon

Unter anderem mit der wiederformierten Band Eleventh House des Gitarristen Larry Coryell machte er in den letzten Jahren noch auf sich aufmerksam – aber zu Tourneestationen im Herbst 2016, etwa beim Birdland Radio Jazz Festival in Neuburg an der Donau, konnte Alphonse Mouzon nicht mehr anreisen. Er litt an einer seltenen Krebs-Erkrankung, der er, wie Mitglieder seiner Familie jetzt mitteilten, am 25. Dezember erlegen ist. Erst im September war diese Krankheit bei ihm diagnostiziert worden, und Mouzon bat über seine Website in einer „GoFundMe“-Kampagne um Spenden für seine medizinische Behandlung.

Legendäre Aufnahmen mit Albert Mangelsdorff und Jaco Pastorius

Alphonse Mouzon, in Videos aus den letzten Jahren stets mit langem geflochtenen schwarzen Haar und Sonnenbrille zu sehen, prägte mit seinem kraftvollen Drum-Groove einige herausragende Aufnahmen der Jazz-Geschichte nach 1970. Unter anderem eine, an der die deutsche Jazz-Ikone Albert Mangelsdorff beteiligt war: Mit diesem Posaunisten sowie dem Bass-Gitarristen Jaco Pastorius entstand bei den Berliner Jazztagen 1976 ein Live-Mitschnitt, der im Jahr darauf unter dem Titel „Trilogue“ als LP veröffentlicht wurde. Albert Mangelsdorff hielt diese Aufnahme nicht zuletzt wegen ihrer starken Energie für eine seiner besten.

Immer mit Energie und Feingefühl

Für Energie stand das Spiel des am 21. November 1948 in Charleston, South Carolina, geborenen Alphonse Mouzon – der 1966 nach New York gegangen war, bei Broadway-Musicals mitspielte und zunächst neben Musik auch Medizin studierte – besonders. Der Afro-Amerikaner, der auch französische Vorfahren hatte, spielte auf einem gern ausladend bestückten Drumset, das manchmal bis zu zehn Becken aufwies, in einem kraftvollen, rhythmisch dichten Stil. Damit gehörte er etwa neben Billy Cobham (Mahavishnu Orchestra) oder Jon Hiseman (Colosseum) zu den auffälligsten Vertretern des Rock- oder Fusion-Jazz. Mouzon war ein präziser Techniker, dessen ratternder Groove stets etwas besonders Klangvolles und dabei immer auch Feingliedriges hatte.

Gründungsmitglied bei Weather Report

Als drei unter anderem aus der Zusammenarbeit mit dem Trompeter und Jazz-Heiligen Miles Davis international bekannte Musiker – der Keyboarder Joe Zawinul, der Saxophonist Wayne Shorter und der Bassist Miroslav Vitous – 1970 eine neue Band gründen wollten, in der sie Jazz- und Rock-Elemente zu mischen gedachten, kamen sie nicht von ungefähr darauf, bei Alphonse Mouzon für den Schlagzeug-Part anzufragen. Mouzon nahm an – und war somit Gründungsmitglied einer der berühmtesten Rock-Jazz-Bands der Musikgeschichte: Weather Report.

Sein Schallplattendebüt hatte Mouzon kurz zuvor als Sideman einem anderen Miles-Davis-Mitstreiter aufgenommen: dem Arrangeur und Pianisten Gil Evans („Blues in Orbit“, mit Aufnahmen von 1969 und 1971). Bereits 1972 zog es Mouzon von Weather Report weg: Er stieg bei dem Pianisten McCoy Tyner ein. Und wiederum ein Jahr später gehörte Mouzon zum Team in der neugegründeten Band Eleventh House von Larry Coryell.

An der Seite von Eric Clapton oder John McLaughlin

In seinen Glanzzeiten lieh Alphonse Mouzon Musikern wie Al di Meola, Herbie Hancock, Stanley Clarke, Joachim Kühn und Freddie Hubbard seinen knackigen Groove. Er spielte bei Projekten wie einem gemeinsamen Konzert der Gitarrenstars Eric Clapton, Carlos Santana und John McLaughlin mit – und arbeitete auch für Aufnahmen unter eigenem Namen mit drei Gitarristen („Mind Transplant“, 1974). 1992 gründete Mouzon ein eigenes Label, „Tenacious Records“, außerdem komponierte er diverse Filmmusiken und trat auch gelegentlich als Schauspieler in Erscheinung. Mouzon spielte auf Platten unter seinem eigenen Namen auch Klavier, schrieb Arrangements und war Produzent. Auf Alben wie „The Survivor“ von 1992 huldigte er einer eher harmlos-glatten, poppig glitzernden Funky-Jazz-Ästhetik, die zu seinem Schaffen ebenso gehörte wie die Breitwand-Power seines Schlagzeug-Spiels bei Mangelsdorff und anderen.

Auf seiner Homepage hatte Mouzon die starke Hoffnung geäußert, „meine rare Krebs-Erkrankung zu schlagen und danach wieder meine Trommeln schlagen zu können“. Das hatten viele seiner Fans und Musikerkollegen in den letzten Wochen mit ihm gehofft.

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