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Jazzpianist Randy Weston ist tot Der Riese mit dem Sinn für Afrika

Er war tatsächlich ein Riese – und das im Wortsinn: Randy Weston maß eigenen Angaben zufolge 2,03 Meter. Eines seiner berühmtesten Stücke nannte er deshalb "Hi-Fly" – denn aus seiner Kopfhöhe sehe der Boden einfach völlig anders aus als für die meisten anderen Menschen. Der Pianist Randy Weston, 1926 in Brooklyn geboren, gehörte zu den Jazzmusikern, die besonders markante Melodien schreiben konnten. Als Musiker war Weston, der ursprünglich vom Rhythm & Blues kam und Ende der 1950er Jahre international berühmt wurde, einer, der besonderes Interesse am afrikanischen Erbe des Jazz zeigte.

Randy Weston | Bildquelle: Carol Friedman

Bildquelle: Carol Friedman

Randy Weston war Sohn karibischer Eltern – und, wie er einst selbst schilderte, hat ihn ein Satz seines Vaters Frank Edward Weston besonders geprägt. Der Satz lautete: "Vergiss nie, dass Du ein in Amerika geborener Afrikaner bist". Dieser Satz wurde zum Fundament von Randy Westons Selbstverständnis. In den frühen Sechzigerjahren reiste er zum ersten Mal nach Afrika, konkreter: Nigeria, und 1968 ließ er sich in Marokko nieder, wo er einige Jahre lebte.

Der Ratschlag Thelonious Monks

Sein Spiel war stets kantig und rhythmusbetont. Neben dem afrikanischen Einfluss spielte auch derjenige des Pianisten Thelonious Monk eine große Rolle. Monk gehörte zu den prägenden Figuren des in den 1940er Jahren entstehenden modernen Jazz und spielte in einem sperrigen, hart konturierten Stil, bei dem die Klaviertöne wie gemeißelt klangen. Thelonious Monk gab Weston den Rat, sich nie auf musikalische Kompromisse einzulassen. Einen ganz eigenen Ton hatte Weston bereits im April 1954, als er Stücke des großen Musical-Komponisten Cole Porter für die Platte "Cole Porter in a Modern Mood" aufnahm. Die schwungvoll-eleganten Stücke wie "I Get A Kick Out of You" haben da eine bezwingende Sperrigkeit – verweigern sich dem nett-harmlosen Dahinswingen.

Kein Nachahmer, sondern ein Weiterentwickler

In später aufgenommenen Eigenkompositionen Westons wie etwa "African Cookbook", ursprünglich aus dem Jahr 1964, spürt man den rauen Klavier-Einfluss Thelonious Monks immer noch deutlich. Weston klingt aber stets nicht nach einem Nachahmer, sondern nach einem Weiterentwickler. Zudem band Weston in solchen Stücken afrikanische Percussion auf schlüssige und nirgends nur dekorative Art in seine eigene Musik ein. Weston verband im Laufe seiner langen Schaffenszeit auch Elemente afrikanischer Popmusik sowie Rezitationen in der Bantusprache Kisuaheli mit seinen Jazztönen. Faszinierend in einem rhythmischen Kontinuum kreisende Klänge von einer eigenen Magie schuf der Musiker dabei.

Die Geister der Ahnen

Randy Weston  | Bildquelle: Db Ulrike Koltermann-dpa Randy Weston | Bildquelle: Db Ulrike Koltermann-dpa Zu den Höhepunkten seiner Aufnahmen gehört das 1991 veröffentlichte Album "The Spirits of Our Ancestors", auf dem der Pianist enorm dichte Solo-Klavierstücke wie etwa "African Village Bedford-Stuyvesant" und "Prayer for us all" spielte – sowie Stücke in großer Besetzung, arrangiert von der Posaunistin Melba Liston; berühmte Kollegen wie Trompeter Dizzy Gillespie und die beiden Saxophonisten Dewey Redman und Pharoah Sanders wirken darauf mit. Intensive Dialoge mit dem Saxophonisten Billy Harper lieferte sich Weston noch 2013 auf dem Album "The Roots of the Blues". In einem Video, das die beiden gemeinsam zeigt, ist die immense Ruhe zu bewundern, die Randy Weston, der in den letzten Jahrzehnten meist ein afrikanisches Käppi auf dem Kopf trug, auch im hohen Alter noch am Klavier hatte: ein Musiker, der wusste, wie stark seine Töne sprechen.

Sendung: "Leporello" am 03. September 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Randy Weston in der Jazztime auf BR-KLASSIK

Montag, 10. September 2018, 23:05 Uhr
Hommage an Randy Weston
Moderation und Auswahl: Roland Spiegel

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