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Das Instrument des Jahres 2019: Saxophon Das goldene Wunderhorn

Die Konferenz der Landesmusikräte hat gewählt: Jedes Jahr bestimmt dieses Gremium ein Instrument des Jahres – seit 2008, da war es die Klarinette. Im Jahr 2019 ist es das Saxophon, erfunden übrigens in Belgien. Hier eine Liebeserklärung an dieses vielseitige Instrument von Ulrich Habersetzer aus der BR-KLASSIK-Jazzredaktion.

Mann spielt Saxophon | Bildquelle: colourbox.com

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Man muss es doch einfach lieben! Sein warmer Ton schmeichelt dem Trommelfell, so geschmeidig, so elegant, so voll Seele klingt das Saxophon – besonders, wenn es von einem Meister wie Coleman Hawkins gespielt wird. Seine Version der Jazzballade "Body and Soul" ist unsterblich. Wie er mit seinem Tenorsaxophon die Melodie interpretiert: Mit einem kraftvollen, aber klaren Vibrato, fast zärtlich bläst er jeden Ton an.

Aus gebogenem Messingblech ist das goldene Horn gearbeitet – mit mehr als 20 Tonlöchern. Klappen mit Polstern, durch Federn auf Spannung gebracht, zieren den konischen Korpus. S-Bogen nennt sich der Hals; bei Alt- und Baritonsaxophon macht er eine einfache Kurve, beim Tenor ist er elegant geschwungen. Das Baritonsaxophon kann in der Tiefe knarzen und grummeln, das Altsaxophon kann geschmeidig in der Höhe singen, so dass es einem warm wird ums Herz – zum Beispiel, wenn Gerry Mulligan und Paul Desmond diese Instrumente spielen.

Erfunden wurde das Saxophon im Jahr 1840 in Belgien in der Stadt Dinant. Dort lebte sein Schöpfer Adolphe Sax, ein Tüftler und Erfinder in unterschiedlichen Bereichen. Er brachte das Instrument zwei Jahre später persönlich nach Paris, um es unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten zu zeigen. Der berühmte Komponist Hector Berlioz charakterisierte das Saxophon als "rund, schwingend, von enormer Kraft, und zur Zurücknahme geeignet“.

Eine ganze Saxophon-Familie gibt es: Sopran, Alt, Tenor und Bariton sind die gebräuchlichsten. Es gibt aber noch weitere Bauformen, von winzig-schrillen Tröten bis zu schiffshupenartig tiefen mehrfach gewundenen Ungetümen. Ein einzelnes Rohrblatt aus Bambus auf einem Kautschuk- oder Metallmundstück versetzt das Saxophon in Schwingung und entlockt ihm die schönsten Töne. Wie etwa im "Premier Quatuor" von Jean Baptiste Singelée, einem der frühesten Werke für Saxophonquartett von 1857.

Überall ist das Saxophon zuhause: in der Klassik, in der Popmusik, sogar im Schlager, oder in der Rockmusik. Aber wirklich daheim ist es im Jazz! Dort hat das Saxophon die prägenden Klänge von sich gegeben. Dort ist es gewachsen und hat neue Sounds und Ausdrucksformen erreicht.

Saxophon, du herrliche Goldkanne, du echtes Horn – wohlklingend, vielseitig, ganz nah an der menschlichen Stimme. Vielleicht bist du nicht für jeden das schönste, aber das coolste Instrument bist du ganz sicher!

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