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Gustav Mahler überhäuft Alma mit Rosen Kampf um eine verlorene Liebe

München, 6. September 1910: Müde von der Reise betritt Alma ihre Hotelsuite – und taucht ein in ein Meer aus Rosen. Was für eine romantische Liebeserklärung, die sich Gustav da wieder für sie ausgedacht hat! Liebevoll – oder viel eher verzweifelt?

Alma Mahler-Werfel, geborene Schindler. Photographie, 1909 | Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives | Anonym

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"Mahler hatte ein schöne Appartement im Hotel Continental gemietet, alle Zimmer hatte er mit einer Unzahl an Rosen geschmückt", schreibt Alma Mahler in ihr Tagebuch. Am 6. September 1910 trifft sie in München ein. Seit ein paar Wochen ist ihr Mann wie ausgewechselt. Im Juli hatte Gustav Mahler erfahren, dass seine Frau eine Affäre hat – mit dem jungen Architekten Walter Gropius. Seitdem tut er alles, um Alma zurückzugewinnen. Er überhäuft sie mit Liebesbriefen und kleinen Nachrichten: "Ich habe die Pantöffelchen tausend Mal abgeküsst und bin in Sehnsucht an deiner Türe gestanden." Und wie reagiert Alma? Sie ist gerührt. Endlich schenkt ihr Ehemann ihr wieder Aufmerksamkeit – aber eigentlich auch schon wieder zu viel: "Gustav ist wie ein krankes herrliches Kind… Diese abgöttische Liebe, die er mir jetzt zollt, ist kaum mehr normal zu nennen".

Gustav Mahler – krank vor Liebe

Mahler überschüttet Alma mit Liebesbeweisen, erfüllt ihr jeden Wunsch und drängt sie sogar dazu, das Komponieren wieder aufzunehmen, was sie ihm zuliebe anlässlich ihrer Heirat aufgegeben hatte. Schließlich legt ihr Gustav Mahler sogar seine achte Symphonie zu Füßen – seinen ganzen Stolz: "Es ist das Größte, was ich bis jetzt gemacht… Sowas hat die Welt noch nicht erlebt." Und dieses gigantische Werk, die "Sinfonie der Tausend", widmet er Alma.

Meiner lieben Frau Alma Maria
Gustav Mahlers Widmung seiner 8. Symphonie

Heimliches Liebestreffen mit Walter Gropius

Anfang September 1910 fiebert ganz München der Uraufführung entgegen. Mahler probt wie ein Besessener – in Gedanken ständig bei Alma. Zwischen den Proben schreibt er wieder Liebesbriefe an sein "Almschilitzili". Allein an diesem Tag sind es fünf Stück: "Bei jedem Abklopfen habe ich mich umgeschaut, und daran gedacht, wie hold es sein wird, wenn meine Gottheit unten sitzen wird, und ich mit einem verstohlenen Blick ihr süsses Gesichterl streifen kann. Dann werde ich wieder wissen, wozu ich lebe, und wozu ich das Alles mache."

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Mahler: Symphony No. 8 / Bernstein · Vienna Philharmonic Orchestra | Bildquelle: Jose (via YouTube)

Mahler: Symphony No. 8 / Bernstein · Vienna Philharmonic Orchestra

Ja, wozu eigentlich? Denn während Mahler nichtsahnend probt, verlässt Alma die eheliche Rosensuite – und wechselt das Hotel. Dort erwartet sie niemand anderer als Walter Gropius. Hinter Mahlers Rücken hat sie den jungen Berliner Architekten nach München bestellt. Mitarrangiert hat das ganze Almas Mutter Anna Moll, der das persönliche Glück ihrer Tochter wichtiger ist als die Ehe mit Mahler. Die Schwiegermutter als Komplizin... Alma Mahler und Walter Gropius. Die Affäre der beiden gilt zwar seit dem dramatischen Zusammentreffen mit Mahler offiziell als beendet, aber eben nur offiziell.

Ich weiß, daß ich nur für die Zeit lebe, wenn ich ganz und gar die Deine werden kann.
Alma Mahler, Brief an Walter Gropius im Sommer 1910

Alles nur Schein

Alma hat sich entschieden, bei ihrem Ehemann zu bleiben: "Ich erlebe etwas an meiner Seite, das ich nicht für möglich gehalten hätte", schildert sie Mahlers Verhalten ihrem Geliebten: "Nämlich dass Liebe so grenzenlos ist, daß mein Bleiben – trotz allem, was geschehen ist – ihm Leben – und mein Scheiden (…) ihm Tod sein wird." Das hindert Alma jedoch nicht daran, hinter dem Rücken ihres Mannes weiterhin heiße Liebesbriefe an Walter Gropius zu schicken: "Wann wird die Zeit kommen, wo Du nackt an meinem Leib liegst, wo uns nichts trennen kann – als höchstens der Schlaf? (…) Ich weiß, daß ich nur für die Zeit lebe, wenn ich ganz und gar die Deine werden kann."

Uraufführung der 8. Symphonie – auch Almas Triumph

Die Option kommt schneller als gedacht. Nur noch knapp ein Jahr hat Gustav Mahler zu leben. Vorher aber feiert er mit der Uraufführung seiner 8. Symphonie den größten Erfolg seines Lebens. "Das Publikum ahnte eine Schicksalsnähe und verstand Gustav Mahler plötzlich. Bei seinem Erscheinen erhoben sich alle – lautloses Schweigen", erinnert sich Alma später. Und sie selbst? Alma thront auf dem Ehrenplatz… Seine Gattin. Seine Göttin.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 06. September 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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