BR-KLASSIK

Das Ratpack der Alten Musik hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal hat sich das Ensemble der Musik von Josquin Baston gewidmet. Den kennen Sie nicht? Dann wird es Zeit!

Ein rau angeschlagener Bordun-Ton und darüber eine archaisch mäandernde Melodie in unverständlicher Sprache. Beim Abspielen des ersten Tracks werfe ich zur Sicherheit nochmal einen Blick auf das Cover. Das klingt mittelalterlicher als es tatsächlich ist. Nach genauerem Hören entpuppt sich die Sprache als flämisch. Und den Komponisten Josquin Baston hat das Ensemble Ratas del viejo mundo mit diesem bemerkenswerten Auftakt nur ein bisschen älter gemacht, als er tatsächlich ist. Wobei das ohnehin keiner so genau weiß. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hat er gelebt. Unserer Tage begegnet man ihm eher selten. Vielleicht liegt das auch daran, dass er vielen als Hüter des hehren niederländischen Stils galt in einer Zeit, als die Scheinwerfer der Musikgeschichte sich schon auf das italienische Madrigal ausgerichtet hatten. Baston ins Rampenlicht zu stellen und zwar in ungewohnter Ausleuchtung erweist sich also als wunderbare Idee!

Intime Klangschönheit

Momente voller intimer Klangschönheit folgen auf quirligen Renaissance-Pop. Der satte A capella-Satz überzeugt ebenso wie die an anderer Stelle intuitiv und stimmig eingesetzten Gamben und Lauten. Das Repertoire aus flämischen und französischen Chansons, auch lateinische Motetten sind dabei, erlaubt einen erhellenden und längst überfälligen Blick auf das Schaffen von Josquin Baston. Längst haben ratas del viejo mundo ihre eigene Sprache im Umgang mit der Musik der Renaissance gefunden. Besonders ihr ungezwungener Einsatz von Instrumenten überzeugt. Vokal- und Instrumentalstimmen greifen harmonisch ineinander.

Spuren in ganz Europa

Viel ist über den Komponisten Josquin Baston nicht bekannt, sogar über seinen Vornamen herrscht einvernehmliche Uneinigkeit. Wahrscheinlich war er ein Schüler von Johannes Lupi. Auf ihn hat er jedenfalls eine Totenklage verfasst. Als Zeitgenosse von Willaert, Gombert und Co. war Baston wohl einer dieser Niederländer mit übermäßig stark ausgeprägtem Reisedrang. Über ganz Europa verstreut hat er Spuren hinterlassen.   

Nachdem das Ensemble sich zuletzt um das ein bisschen angestaubte Image von Philipp de Monte gekümmert hat, poliert das Ratpack der Alten Musik nun Josquin Baston wieder auf. Und es macht großen Spaß, ihnen dabei zuzuhören!

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. August 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK