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Kostprobe | 21.11.2021 Concerti all‘arrabbiata

Neues vom Kollektiv der musikalischen Leidenschaft: Das Freiburger Barockorchester widmet sich den musikalischen Grillen Telemanns sowie Konzerten von Geminiani, Vivaldi und Platti. Eine CD voll Charme, Virtuosität und Spielfreude.

CD-Cover: Freiburger Barockorchester - Concerti all‘arrabbiata | Bildquelle: © Aparte Music

Bildquelle: © Aparte Music

Vielleicht kann man es sich so vorstellen: An einem lauen Sommerabend sitzt Georg Philipp Telemann am Cembalo und arbeitet an der Kantate für den kommenden Sonntag. Sie muss dringend fertig werden, aber das ständige Gezirpe der Grillen kostet ihn den letzten Nerv. Irgendwann gibt er auf und denkt sich, was die können, kann ich schon lange: Tremolieren bis zum Umfallen.

Follia und andere Verrücktheiten

Auf seiner neuen CD nimmt sich das Freiburger Barockorchester liebevoll der tremolierenden Penetranz von Telemanns Grillen-Sinfonie an - widmet sich aber auch anderen "Verrücktheiten" der Barockmusik, von Vivaldis bemerkenswerten Fagottkonzerten bis hin zur legendären Follia mit ihren ekstatischen Zügen.

Außerdem findet sich auf der CD ein besonderes Juwel: das Oboenkonzert in g-Moll von Giovanni Benedetto Platti, eines der "charmantesten Oboenkonzerte der Musikgeschichte", wie es im Booklet heißt. Fern aller damaligen Musikmetropolen wie Venedig oder London schuf Platti am Hof der Würzburger Fürstbischöfe ein lange Zeit unterschätztes Oeuvre, das sich zwischen Vivaldi und Telemann nicht zu verstecken braucht.

Bühne frei für das Fagott

Vivaldi hat das Violinkonzert zur ersten großen Blüte gebracht - aber bis heute rätselt die Fachwelt, warum gleich danach in seinem Schaffen mit 39 Konzerten ausgerechnet das Fagott folgt. Bis dahin hat es eher unauffällig den Generalbass verstärkt, jetzt rückt es in den Mittelpunkt und zeigt seine ganze expressive Vielseitigkeit.

Kollektiv der musikalischen Leidenschaft

Der Titel des Albums "Concerti all'arrabbiata" erschließt sich einem nicht wirklich. Klar geht es etwa in Geminianis Follia-Variationen feurig zu, aber ansonsten wirkt es eher so, als sollte der an sich ja wirklich sehr fantasievollen Musikauswahl irgendein auffälliges Label übergestülpt werden, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Was die CD gar nicht nötig hätte angesichts der großartigen Musizierfreude des Orchesters und angesichts der fabelhaften Solistinnen und Solisten wie Ann-Kathrin Brüggemann, Oboe, oder Javier Zafra, Fagott. Dass ihre Namen im Booklet nicht extra hervorgehoben sind, sondern im Kontext der Orchestermitglieder genannt werden, das ist bezeichnend für das Freiburger Barockorchester, dieses Kollektiv der musikalischen Leidenschaft, in dem sich Solistinnen und Solisten eben vor allem als Erste unter Gleichen verstehen. Das kommt dem musikalischen Konzept des Konzertierens, wie es die Menschen im Barock verstanden haben, tatsächlich sehr nahe.

Concerti all’arrabbiata

Werke von Vivaldi, Telemann, Platti und Geminiani
Freiburger Barockorchester, Konrad von der Goltz
Label: Aparte Music

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. November 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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