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Antonio Vivaldi (1678 - 1741) Geiger und Komponist

Igor Strawinsky soll über Vivaldi gelästert haben, dieser habe 500 mal dasselbe Konzert geschrieben. Dabei hat Vivaldi doch auch geistliche Werke und Opern komponiert – und die damals neue Gattung des Solo-Konzerts entscheidend geprägt, in seinem ganz eigenen, unverkennbaren Stil.

Komponist und Geiger Antonio Vivaldi | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Es ist bis heute das meistverkaufte Klassik-Album aller Zeiten: "Die vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi mit dem exzentrischen englischen Geiger Nigel Kennedy. Dieselbe Faszination empfanden schon Vivaldis Zeitgenossen, wenn sie seine Konzerte hörten:

"Sie machten, als eine gantz neue Art von musikalischen Stücken, bey mir einen nicht geringen Eindruck. Ich unterließ nicht, mir davon einen ziemlichen Vorrath zu sammeln. Die prächtigen Ritornelle des Vivaldi haben mir, in den künftigen Zeiten, zu einem guten Muster gedienet."

Das schrieb Johann Joachim Quantz, seines Zeichens Hofkomponist und Flötenlehrer König Friedrichs des Großen.

VORREITER STATT MITLÄUFER

Spannungsreiche Themen, abenteuerliche Intervallsprünge, schwungvolle Melodiebögen, kontrastreiche Rhythmik - das sind die Zutaten, aus denen Vivaldi seinen innovativen Stil kreierte. "Il prete rosso" - "der rothaarige Priester" - so nannten die Venezianer Vivaldi, denn bevor der Sohn eines Musikers in die Fußstapfen seines Vaters trat, hatte er die geistliche Laufbahn eingeschlagen.

"Nach meiner Priesterweihe habe ich kaum länger als ein Jahr Messe gelesen; dann gab ich es auf, denn ich hatte inzwischen wegen meines Leidens dreimal die Messfeier abbrechen und vom Altar wegtreten müssen."

…berichtete Vivaldi später.

VIVALDI UND DIE MÄDCHEN

Ab 1703 war Vivaldi eng mit dem Ospedale della Pietà verbunden, einem Waisenhaus, in dem die Mädchen eine professionelle musikalische Ausbildung erhielten. Mit Unterbrechungen arbeitete er dort bis kurz vor seinem Tod als Lehrer und Komponist.

Daneben engagierte er sich im Operngeschäft. In Venedig stieg er bald zum führenden Opernkomponisten auf.

UNRÜHMLICHES ENDE

1741, im Alter von 63 Jahren, zog Vivaldi nach Wien, der Grund ist bis heute unbekannt. Dort starb er kurz darauf. In Italien erschien ein Nachruf, der den außerordentlichen Rang Vivaldis im Musikleben seiner Heimat hervorhob und zu seinem tragischen Tod in Kontrast setzte:

"Der Abbé Don Antonio Vivaldi, bekannt als "Prete Rosso", ein hervorragender Violinist und in höchstem Maße berühmter Komponist auf dem Gebiet des Instrumentalkonzerts, sei durch außerordentliche Verschwendung in Wien bettelarm gestorben."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. August 2012 um 13.05 Uhr, auf BR-KLASSIK

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