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Längst gehört die geistliche Musik von Gesualdo stärker ins Rampenlicht gerückt. Der Il Pomo d’Oro-Chor macht dies auf seiner neuen CD und feiert damit ein gelungenes Debut.

Bildquelle: © Aparté

Ich war kurz verblüfft beim ersten Hören und dachte: wo sind denn die Instrumente? Das Pomo d'Oro-Ensemble kenne ich als Orchester, das in der Vergangenheit zwar immer wieder mit Vokalensembles und Chören zusammengearbeitet hat, ein reines Vokalmusik-Album hatte ich aber nicht erwartet. Tatsächlich hat das 2012 gegründete Instrumental-Ensemble nun einen eigenen Chor gegründet, der sich auf dem neu erschienen Album zum ersten Mal präsentiert. Ganz so stimmt das eigentlich nicht: das erste Mal zu hören war der Chor bereits auf der im letzten Jahr erschienenen Einspielung von Händels Oratorium Theodora, dort als Christenvolk im Hintergrund und zusammen mit dem Il Pomo d'Oro-Barock-Orchester. Jetzt aber stehen die 14 Sängerinnen und Sänger alleine im Rampenlicht mit geistlicher Musik von Carlo Gesualdo.

Gesualdo-typische Expressivität

Gesualdos Motetten gehören längst stärker ins Rampenlicht gerückt. Gegenüber seinen bekannteren Madrigalen führen die geistlichen Werke nämlich eher ein Schattendasein. Dabei stehen sie denen in ihrer Gesualdo-typischen Expressivität in nichts nach. Der Pomo d'Oro-Chor präsentiert die fünfstimmigen Gesänge schnörkellos und klangschön. Ensembleleiter Giuseppe Maletto formt die Stimmen zu einer Einheit ohne die Konturen zu verwischen.

Musik für Klangpuristen

Das Booklet kommt recht schlank daher. Wer zwischen Streaming und dem physischen Exemplar zum in die Hand nehmen schwankt, dem wird ersteres womöglich reichen. Der Klangschönheit dieser Musik tut dies keinen Abbruch. Fazit: Musik für Klangpuristen sind Gesualdos sacrae cantiones gesungen vom Il Pomo d'Oro-Chor und ein gelungenes Debüt noch dazu!

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 16. April 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK