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Wer war der Mönch von Salzburg? Die Identität des Minnesängers ist bis heute unbekannt. Das Duo Enßle-Lamprecht ist ihm auf der Spur mit einer bunten Interpretation seiner Liebeslieder.

Bildquelle: © Audax

Dass sich der Name eines Musikers oder einer Komponistin im Strudel der Jahrhunderte verliert, ist keine Seltenheit. Beim Mönch von Salzburg hat das aber nichts mit den Unwägbarkeiten der Geschichte zu tun, denn in seinem Fall tappten bereits die Zeitgenossen im Dunkeln: Der Mönch von Salzburg hat seine Werke anonym veröffentlicht. "The anonymous lover" heißt deshalb auch die CD des Duos Enßle-Lamprecht.

Weltliche Lieder

Die Auswahl konzentriert sich auf die weltlichen Lieder des sogenannten Mönchs von Salzburg. Und die klingen in unseren modernen Ohren gar nicht allzu fremd. Dafür sorgen die Dreiklänge in den Melodien, die an modernes Dur und Moll erinnern und die eingängigen, tänzerischen Rhythmen. Der kreativen Interpretation des Ensembles kommt das sehr entgegen. Mal virtuos, mal eher meditativ, immer bunt und klangfarbenreich instrumentiert sind die Stücke. Für meinen Lieblingssound auf der Einspielung sorgt die Strohfiedel. Wer da jetzt an ein Saiteninstrument denkt, der liegt falsch, es handelt sich bei dem Instrument vielmehr um ein historisches Xylophon. Die hölzernen Klangplatten liegen lose auf aus Stroh gebundenen Strängen, daher der Name. Geschlagen werden Sie mit einfachen Holzstäben, Philipp Lamprecht benutzt auf der Aufnahme Kochlöffel.

Aufwändige Instrumentierung

Teils instrumental, teils vokal sind die Stücke interpretiert. Den Inhalten der mittelhochdeutschen Texte wird besonders Rechnung getragen: Den Musiktracks zwischengeschaltet sind nämlich Übertragungen dieser Texte, rezitiert von André Hinderlich. Als musikalische Unterstützung hat sich das eingespielt Duo Enssle-Lamprecht außerdem die Geigerin Susanne Ansorg ins Boot geholt. Den Rest deckt das Duo selbst ab: Gesang, Drehleier, Harfe, Dulcimer, Organetto, Flöten und Trommeln  - die aufwändige Instrumentierung lohnt sich.

Instrumentale Gegenstimmen

Wer mit dem Repertoire des Mönchs von Salzburg schon ein wenig vertraut ist, der weiß, dass einige seiner Stücke mehrstimmig überliefert sind. In der sogenannten Mondsee-Wiener-Liederhandschrift wird sogar eine Anleitung gegeben, wie die einstimmigen Melodien mehrstimmig gestaltet werden können. Diese Idee greift das Ensemble auf und ergänzt auch die einstimmigen Lieder mit instrumentalen Gegenstimmen. Wie bei jeder Annäherung an die mittelalterliche Musik steckt dahinter viel Improvisation. Auf der neuen CD des Duos klingt das in jedem Fall stimmig und gelungen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 20. November 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK