BR-KLASSIK

Die Cembalistin Daniela Dolci sucht in der Bayerischen Staatsbibliothek nach neuem Repertoire. Dabei stößt sie immer wieder auf einen Namen: Pietro Torri. Aber warum hört man heute nur noch wenig von Ihm? Eine neue CD stellt den Komponisten vor.

Bildquelle: © Pan Classics

Kein Wunder, dass der Name Torri in der Bayerischen Staatsbibliothek sehr präsent ist - er war von 1689 an fast ein halbes Jahrhundert lang Hofkomponist des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel. Bei ihrer Suche nach verborgenen Notenschätzen sticht Daniela Dolci besonders ein Band namens "Trastulli" ins Auge - übersetzt: "Spielereien, Zeitvertreib". Mehrere Arien und Kantaten aus den "Trastulli" von Pietro Torri erscheinen nun auf einer CD mit Daniela Dolci und ihrem Ensemble Musica Fiorita. Die Soloparts singen die Sopranistin Cristina Grifone und der Bass José Coca Loza.

PRACHTVOLLE HOFMUSIK

Pietro Torri kam um 1650 am Gardasee zur Welt. Er war zunächst als Organist in Bayreuth tätig, bevor er nach München kam. Kurfürst Max Emanuel war ein prachtliebender Herrscher, der auf der großen Bühne der europäischen Machtpolitik mitspielen wollte. Dazu brauchte er eine teure Hofhaltung. Und Torri lieferte ihm gewissermaßen den Soundtrack dafür. Als Statthalter der spanischen Niederlande zog Max Emanuel nach Brüssel, setzte im Krieg aber aufs falsche Pferd und verlor kurzzeitig sogar Bayern. Nach längerem Exil in Frankreich kehrte er schließlich politisch zurechtgestutzt wieder nach München zurück. Sein treuer Kapellmeister Torri folgte dem Kurfürsten überall hin - durchaus mit Gewinn für seine musikalische Vielseitigkeit.

MIT TEMPERAMENT

Die kleinen Arien und Kantaten spiegeln die Eindrücke Pietro Torris auf seinen Reisen durch Westeuropa wider, sein norditalienisches Temperament vereint sich mit französischer Eleganz und Raffinesse. Die Stücke sind auf der CD so zusammengestellt, dass sie die Geschichte einer verhängnisvollen Liebe mit ihrem steten Auf und Ab der Emotionen erzählen. Ein Glück - dass Daniela Dolci in der Bayerischen Staatsbibliothek auf die "Trastulli" gestoßen ist: Aus einem Stapel vergilbter Notenblätter zwischen zwei Buchdeckeln hat sie mit ihren Interpretinnen und Interpreten eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle hervorgezaubert.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. Oktober 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK