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Kostprobe | 26.06.2022 Geigende Spurensucherin: Zefira Valova

Europa ist bunt und war es auch schon im 18. Jahrhundert: Zefira Valova spielt Violinkonzerte einer Italienerin, eines Franzosen mit karibischen Wurzeln, eines Tschechen und eines Sachsen – Musik zwischen Barock und Rokoko.

CD-Cover: Zefira Valova - Violinkonzerte | Bildquelle: © Aparte

Bildquelle: © Aparte

Große Gipfelwerke der Violinliteratur ragen im 18. Jahrhundert heraus: Vivaldis "Vier Jahreszeiten" oder die Solosonaten und Partiten von Bach oder die Violinkonzerte von Mozart. Auf den saftigen Wiesen zwischen diesen Gebirgsmassiven grasen seit geraumer Zeit die Barockgeiger*innen und bereichern das Repertoire immer wieder mit erfrischenden Neueinspielungen. Die aktuelle CD von Zefira Valova, der Konzertmeisterin des Barockorchesters "Il Pomo d'Oro", fügt eine weitere spannende Facette hinzu, indem sie die Diversität der europäischen Violinmusik dieser Zeit in den Blick nimmt.

Barockmusik divers

Diversität heißt in diesem Fall nicht nur stilistische Vielfalt: Denn mit Maddalena Lombardini Sirmen wird endlich auch einer der zahlreichen ausgezeichneten Violinistinnen und Komponistinnen eine Stimme verliehen, die es im 18. Jahrhundert zu internationalem Ruhm gebracht haben.

Oder Joseph Bologne de Saint-Georges, der Sohn einer schwarzen Sklavin und eines weißen Plantagenbesitzers, der in den besten Kreisen verkehrte. Aber trotzdem blieb er immer der Exot in der Pariser Gesellschaft und gerade sein Schicksal ruft uns ins Bewusstsein, wie sehr der Wohlstand Europas auf Kolonialismus und Ausbeutung beruht.

Musik-Kosmos Europa

Von Saint-Georges dürfte sich auch der junge Mozart einiges abgeschaut haben, denn beide trafen sich im Sommer 1778 in Paris. An diese Verbindung erinnert auf der CD Mozarts Rondo KV 373. In Mozarts Wien laufen damals zahlreiche musikalische Fäden zusammen, nicht nur aus Italien und Frankreich, sondern etwa auch aus Böhmen. Dort wuchs Franz Benda auf, und der war wiederum Schüler und Nachfolger des Sachsen Johann Gottlieb Graun als Konzertmeister an der Hofkapelle von Friedrich dem Großen in Berlin.

Zefira Valova und das Barockorchester "Il pomo d'oro" entfalten ein weites Panorama Europas zwischen Barock und Rokoko, zwischen virtuoser Artistik und galanter Noblesse. Jedes Werk auf der CD wird feinfühlig auf seine Eigenheiten ausgeleuchtet und ist doch hörbar Teil eines europäischen Musik-Kosmos im 18. Jahrhundert.

Violin Concertos

Violin Concertos
Benda, Graun, Sirmen, Saint-Georges, Mozart
Zefira Valova, Violine; Il Pomo d’Oro
Label: Aparte

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. Juni 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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