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Bayreuth Oberfränkische Kulturstadt

Bayreuth lässt uns an Richard Wagner denken – doch die Stadt war lange vorher schon ein bedeutender Kulturort, von der preußischen Prinzessin Wilhelmine mit großem künstlerischen Ambitionen zu einem Rokoko-Juwel geformt.

Der Zuschauerraum im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. Seit 2012 ist das Opernhaus als bedeutendstes und besterhaltenes Beispiel barocker Theaterkultur UNESCO-Weltkulturerbe. | Bildquelle: BR/Melisa Lota

Bildquelle: BR/Melisa Lota

Beim Stichwort Bayreuth denkt man sofort an: Richard Wagner, Grüner Hügel, Festspielhaus. Wie ein Pawlowscher Reflex ist das. Aber dies hier ist ein Lexikon für Alte Musik, und es gibt auch ein Bayreuth vor Wagner.

BAYREUTH EXISTIERTE BEREITS VOR WAGNER!

Das Bayreuth, das ich meine, ist über hundert Jahre älter und klingt völlig anders: höfischer, leichter, zauberhafter. Ich spreche vom Bayreuther Rokoko. Und das ist das Produkt der preußischen Prinzessin Wilhelmine, die von ihrer Mutter auf den englischen Thron vorbereitet, aber von ihrem Vater in die fränkische Provinz verheiratet wurde.

"Ich war wie das Schaf unter die Wölfe, mitten unter böse und gefährliche Menschen an einen Hof geraten, der eher ein Bauernhof zu nennen war." Wilhelmine

Das schrieb die Markgräfin Wilhelmine 1732 nach ihrer Ankunft im 7.000-Seelen-Örtchen Bayreuth an ihren Lieblingsbruder Friedrich, der später als preußischer König den Beinamen "der Große erringen" wird. Mit ihm hatte sie immer in Berlin so schön gemeinsam musiziert: Friedrich spielte Flöte, Wilhelmine begleitete ihn auf der Laute oder am Cembalo.

EINE PRINZESSIN MIT KÜNSTLERISCHEN AMBITIONEN

Denn die Markgräfin war eine kunstsinnige gebildete Frau, die mehrere Sprachen sprach, sich auf Philosophie verstand, Musik nicht nur spielte, sondern auch selbst komponierte und sofort damit begann Bayreuth ihren architektonischen Stempel aufzudrücken - ohne Rücksicht auf die nicht eben prall gefüllte Schatulle ihres Gemahls. Das neue Schloss, die Eremitage, der Felsengarten Sansparail und als Krönung das opulente Opernhaus, das die Markgräfin selbst leitete, prägen von da an das Stadtbild. Selbst der große Voltaire war von Wilhelmines Musentempel beeindruckt.

"Bayreuth ist ein wunderlicher, stiller Ort, man kann da alle Annehmlichkeiten eines Hofes ohne die Unbequemlichkeiten der großen Welt genießen. Ich habe dort einen Hof gesehen, wo alle Freuden der Geselligkeit und alle Genüsse des Geistes versammelt sind." Voltaire

Das Markgräfliche Opernhaus gilt heute als das schönste und größte erhaltene Barocktheaters Europas, in dem unter anderem die Festivals Bayreuther Barock und Musica Bayreuth stattfinden. Wie gesagt: Es gibt auch ein kunstsinniges Bayreuth vor Richard Wagner.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Juli 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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