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Wilhelmine von Bayreuth Königstochter, Markgräfin und kunstbegabter Tausendsassa

Sie war seit ihrer Kindheit äußerst kunstaffin; die Heirat mit dem Bayreuther Markgrafen gab Wilhelmine schließlich die Möglichkeit, ihre Talente zu entfalten und ihre Begeisterung für die Künste ausleben zu können.

Büste der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bayreuth, 3. Juli 1735: es ist der 26. Geburtstag der Markgräfin Wilhelmine. Seit dreieinhalb Jahren lebt sie mit ihrem Gatten Friedrich in Bayreuth, die gemeinsame Tochter Friederike ist knapp drei Jahre alt. Wilhelmine bekommt von Friedrich die Eremitage geschenkt, eine weitläufige Parkanlage mit mehreren Gebäuden, in denen sie gestalterisch tätig wird. Mehrere Räume im so genannten "Alten Schloss" tragen ihre Handschrift, darunter ein Chinesisches Spiegelkabinett, ein Audienzzimmer, ein Japanisches Kabinett.

Memoiren

"Rechts von diesem Kabinett liegt das Musikzimmer; es ist ganz aus weißem Marmor mit grünen Feldern; an jedem Felde ist eine vergoldete und sehr schön ausgeführte Musiktrophäe angebracht; die Zimmerdecke ist auf weißem Grunde ausgeführt; die Reliefs stellen Orpheus dar, wie er mit der Leier die Tiere lockt. In diesem Zimmer befinden sich mein Spinett und alle andere Musikinstrumente." (Wilhelmine von Bayreuth)

Das schreibt sie in ihren Memoiren; das Musikzimmer wie auch die anderen Räume existieren noch heute. Neben Spinett und Cembalo spielt Wilhelmine auch Laute, sie nimmt Unterricht bei Adam Falckenhagen und Silvius Leopold Weiß. Auch komponiert sie, zumindest eine Oper ist erhalten, auch ein wenig Kammermusik.

Vielseitige Interessen

"Nichts bringt den Menschen der Gottheit näher als die geistige Betätigung. Ich widme mich ihr so viel, als meine Gesundheit es zulässt. Auch mit den Regeln der Baukunst habe ich mich etwas zu beschäftigen begonnen. Dann komponiere ich eine neue Oper, deren Plan ich selbst entworfen habe. Den Vormittag widme ich der Physik und der Philosophie, und ein paar Nachmittagsstunden lese ich Geschichtswerke." (Wilhelmine von Bayreuth)

Sie musiziert und malt, das Markgrafenpaar gibt ein neues Schloss samt Hofgarten in Auftrag, auch eine Schlosskirche. Wilhelmine schart fähige Musiker um sich, holt gar eine gesamte Theatertruppe aus Italien an ihren Hof. Mit ihrem Bruder, dem Preußenkönig Friedrich dem Großen, steht sie in regem brieflichem Kontakt, auch mit dem französischen Philosophen Voltaire tauscht sie sich aus.

Dabei hatte es für Wilhelmine, die Tochter des preußischen Königs, ganz andere Pläne gegeben: ursprünglich sollte sie den englischen Thronfolger heiraten, doch nach langem Streit ihrer Eltern wird sie in das kleine Fürstentum Bayreuth geschickt. Dort kann sie, von ihrem kunstinteressierten Ehemann Friedrich unterstützt, ihre Talente entfalten; ihr Vater, der Soldatenkönig, hatte wenig von den musischen Neigungen seiner ältesten Tochter gehalten.

Das Opernhaus

Das wohl bekannteste Gebäude, das Wilhelmine in Bayreuth bauen ließ, dürfte das Markgräfliche Opernhaus sein, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und eines der wenigen weitgehend originalen Theater des 18. Jahrhunderts ist.

"Nichts macht mir mehr Vergnügen als eine schöne Oper; meine Ohren leiten die holden Töne bis in mein tiefstes Herz." (Wilhelmine von Bayreuth)

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. April 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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