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Cappella Coloniensis Feiner Originalklang aus Köln

Weltweit war sie das erste Originalklang-Orchester und machte sich bald rund um den Erdball einen großen Namen: die Cappella Coloniensis aus Köln, ein Pionier bei der Verbreitung und Etablierung der Historischen Aufführungspraxis auch jenseits des angestammten Repertoires der Alten Musik.

Cappella Coloniensis | Bildquelle: © Cappella Coloniensis

Bildquelle: © Cappella Coloniensis

Gegründet wurde die Cappella Coloniensis 1954 in Köln vom Westdeutschen Rundfunk - damals noch Nordwestdeutscher Rundfunk - als ein hauseigenes Originalklang-Orchester. Zu den Mitbegründern gehörte kein Geringerer als der legendäre Gambist und Pionier der Historischen Aufführungspraxis August Wenzinger, der von 1954 bis 1958 auch der erste Leiter der Cappella war. Sein Nachfolger wurde 1959 Ferdinand Leitner, der bereits 1947 bei der Gründung der Bachwoche Ansbach eine zentrale Rolle gespielt hatte. In einem Interview aus dem Jahr 1966 verwies der Dirigent  auf ein wichtiges Merkmal der Cappella Coloniensis.

Ein Orchester - kein Consort oder Kammerorchester

Die Cappella wurde nicht als ein kleines Ensemble, als ein Consort oder ein Kammerorchester gegründet. Vielmehr war sie von Anfang an ein "richtiges" Orchester. "Und zwar ein Orchester", so Ferdinand Leitner, " wie es zur Zeit der Barockmusik an den Höfen reicher Fürsten gewesen ist. Die Cappella Coloniensis unterscheidet sich im Instrumentarium durch beispielsweise sechs Oboen. Man hat in der Barockmusik die Blasinstrumente chorisch besetzt. Nicht wie das klassische Orchester, das zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten und zwei Fagotte hat, hat man vorwiegend die Oboen, aber auch eine Reihe anderer Instrumente chorisch besetzt. Das ist sicher etwas, was dem Laien gleich auffällt, dass sechs gleiche Instrumente nebeneinander sitzen."

Musikalischer Botschaft

Ferdinand Leitner war bis weit in die 1960 Jahre hinein eng mit der Cappella Coloniesis verbunden. Neben Orchestermusik dirigiert er die Händel-Opern "Alcina" und "Tamerlan" sowie Glucks "Orpheus" in der Wiener Fassung, und er führte das Orchester auf Tourneen nach Asien, Polen und in die UdSSR. Später sollten unter anderen Dirigenten auch Gastspiele im Nahen Osten sowie in Nord- und Südamerika folgen. Die Cappella Coloniensis avancierte zu einem musikalischen Botschafter Deutschlands und ihrer Heimatstadt Köln.

Öffnung zur Romantik

Das Repertoire der Cappella Coloniensis umfasste in den ersten Jahrzehnten ihrer Existenz ausschließlich Musik vom Frühbarock bis zur Vorklassik - von Samuel Scheidt bis Johann Christian Bach. Dieses Kernrepertoire wird bis heute gepflegt, wobei viele prominente Dirigenten am Pult standen: John Eliot Gardiner, Reinhard Goebel, Sigiswald Kuijken, William Christie oder Hans-Martin Linde. Anfang der 1980er Jahre stieß die Cappella dann mit der Gesamtaufnahme von Rossinis "La Cenerentola" mit Fiorenza Cossotto und Francisco Araiza unter Gabriele Ferro in die Romantik vor. 2001 folgte unter der Leitung von Bruno Weil die erste Gesamteinspielung von Webers "Freischütz" mit Originalinstrumenten. 2004 erregte das Orchester dann weltweites Aufsehen, als es - ebenfalls unter Bruno Weil - in Essen erstmals die Pariser Fassung von Wagners "Holländer" zur Aufführung brachte. Auch in jüngerer hat sich die Cappella vielfach unter der Leitung von Bruno Weil profiliert. Ein Groß-Projekt anlässlich des 200. Todestages von Joseph Haydn im Jahr 2009 wurde mit der Gesamteinspielung der Londoner Symphonien 2014 vorläufig abgeschlossen.

Die Cappella Coloniensis - 1954 als weltweit erstes Originalklang-Orchester gegründet, war sie fünfzig Jahre lang ein Klangkörper des WDR. 2004 gab der Sender die Trägerschaft auf. Seither steht das Orchester auf eigenen Füßen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 12. August 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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