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Choral Seit der Reformation deutschsprachiges geistliches Gemeindelied

Luther war eine zentrale Figur in der Etablierung des Chorals: ihm war wichtig, dass die Gemeinde deutsch singen und somit den Inhalt verstehen sollte.

Choralbuch | Bildquelle: © Andreas Praefcke

Bildquelle: © Andreas Praefcke

Einfach und verständlich - so soll ein Choral sein, den die Gläubigen singen. Treibende Kraft im Prozess weg von lateinischen hin zu deutschen Texten war Martin Luther.

"Wer die Musik verachtet, wie es denn alle Schwärmer tun, mit denen bin ich nicht zufrieden, denn die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes nicht ein Menschen Geschenk. So vertreibt sie auch den Teufel und macht die Leute fröhlich. Man vergisst dabei allen Zorn Unkeuschheit, Hoffart und andere Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musik die nächste Stelle und die höchste Ehre."

VERSTEHEN, WAS MAN SINGT

Mit Musik meinte Martin Luther nicht etwa Instrumentalmusik, sondern Gesang. Das Singen in der Gemeinschaft war für den Reformator untrennbar mit dem Christsein verbunden. Eines seiner Hauptanliegen war die Verwendung der Muttersprache im Gottesdienst. Die Menschen sollten verstehen, was sie beteten und auch, was sie sangen. Daher stammen viele der frühen deutschsprachigen Kirchenchoräle von Martin Luthers selbst. Er veröffentlichte sie 1529 im Wittenberger Gemeindegesangbuch. Luther benutzte mit Vorliebe das Verfahren der Kontrafaktur. Dabei wird einer bekannten Melodie ein neuer, eben deutschsprachiger Text unterlegt. Auf diese Weise entstanden protestantische Hymnen wie "Ein feste Burg ist unser Gott", "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" oder "Vom Himmel hoch, da komm ich her".

LUTHER, DIE REFORMATION UND NATÜRLICH BACH

Martin Luther schrieb etwa 40 Kirchenlieder. Eine weitere wichtige Figur in der musikalischen Selbstfindungsphase des Protestantismus war Paul Gerhardt etwa 100 Jahre später. Seine an die 40 Gedichte wurden von Johann Krüger, Johann Georg Ebeling und Johann Sebastian Bach vertont. Das Ergebnis sind die großen Klassiker protestantischen Liedgutes, darunter "Ich steh an deiner Krippen hier", "O Haupt voll Blut und Wunden" oder "Befiehl du deine Wege".

Zwar gab es bereits vor der Reformation deutschsprachige Choräle, doch nun erhielten sie eine zentrale Funktion: die Choräle befeuerten die Reformationsbewegung und schweißten die neue Gemeinschaft zusammen. Bis heute haben diese Lieder nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 5. April 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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