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Giulio Caccini Italienischer Komponist des Frühbarock

Er war Sänger und Gesangslehrer und schrieb für Gesang, wie es noch keiner vor ihm getan hatte. Seine umfangreichen Texte mit Anweisungen, wie man seine Werke singen solle, sind für heutige Sänger eine wichtige Quelle.

G.Caccini, Euridice / Titelblatt Caccini, Giulio; ital.Komponist; 1550-1618 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Ich kann wahrhaftig sagen, dass ich in den Zeiten, da in Florenz die vortreffliche Camerata des hoch verehrten Signor Giovanni Bardi de'Conti di Vernio ihre Blütezeit hatte, welche auch ich häufig besucht habe, von ihren gelehrten Gesprächen mehr gelernt habe als in über dreißig Jahren im Kontrapunkt." aus: "Le nuove musiche"

Eine neue Gattung: die Oper

Der Florentiner Camerata, diesem illustren Kreis, der sich im späten 16. Jahrhundert mit den musikalischen Ideen der griechischen Antike beschäftigte und schließlich die Oper entwickelte, gehörte auch Giulio Caccini an. Den Mitgliedern der Camerata war wichtig, auch den Gesang neu zu denken. Der Text sollte besser verständlich sein als bis dahin, was im ersten Schritt durch einen einzelnen statt vieler Sänger erreicht werden sollte. Auch sollte der Sänger beim Zuhörer starke Gefühle erwecken.

"Drei Dinge muss derjenige wissen, welcher den schönen Sologesang mit Affekt praktiziert. Das sind der Affekt, seine Vielfalt und "la sprezzatura", die Lässigkeit des Gesangs." aus: "Le nuove musiche"

Geboren worden war Caccini in Rom. Er wurde bereits als Knabe zum Sänger ausgebildet, er spielte Harfe und Laute, und er komponierte. Einige Bühnenwerke und etliche Lieder - Arien und Madrigale genannt - sind uns überliefert. Caccini hat sie in seinem Hauptwerk "Le nuove musiche" - "Die neue Musik" - zusammengefasst.

Caccinis Hauptwerk

Diese Sammlung, die weit über den italienischen Sprachraum ausstrahlen wird, ist in zwei Bänden erschienen und mit umfangreichen Vorworten versehen. Darin beschreibt Caccini, wie seine Werke gesungen und verziert werden sollten. Eine Note könne man beispielsweise eine Terz tiefer beginnen oder sie leise beginnen und dann crescendieren. Bei einem Triller solle man auf einen Ton bleiben, ihn aber mehrfach anstoßen.

Über die rhythmische Gestaltung schreibt Caccini folgendes:

"Denn eine wirklich edle Gesangsmanier nenne ich erst jene, die, ohne sich einem geordneten Taktmaß zu unterwerfen, angewandt wird, indem man oftmals den Wert der Noten um die Hälfte verkürzt je nach dem Sinn der Worte, so dass daraus dann jene "sprezzatura", jene Lässigkeit des Gesangs entsteht, von der gesprochen wurde." aus: "Le nuove musiche"

Rezeption in anderen Ländern

In der "Nuove musiche" sind die Stücke als Monodien notiert. Es gibt eine Gesangstimme und darunter eine äußerst simpel gehaltene Generalbassstimme mit Ziffern, die dem Spieler anzeigt, welche Akkorde dazu passen. 1610, einige Jahre nach Erscheinen dieser Noten in Florenz, wird Caccinis wohl bekanntestes Stück in England nachgedruckt. Robert Dowland, der Sohn John Dowlands, veröffentlicht einen Sammelband mit Liedern in verschiedenen Sprachen, die er mit einer ausgeschriebenen Renaissancelautenstimme versehen hat, darin auch "Amarilli mia bella" von Giulio Caccini.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 9. Dezember 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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