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Guillaume Dufay Kanoniker, Sänger und Komponist

Zu Beginn der Renaissance prägte Dufay die Musik, indem er sich klar absetzte von bisherigen Ideen und die einzelnen Stimmen gleichberechtigt anlegte und so großartige Musik schuf.

Guillaume Dufay: Kyrie I aus der Missa Ave regina caelorum | Bildquelle: © Brüssel, Bibliothéque Royale

Bildquelle: © Brüssel, Bibliothéque Royale

"Denn [Binchois und Dufay] haben eine neue Art,
frische Zusammenklänge zu komponieren…
Und sie haben die englische Manier übernommen
und sind John Dunstable gefolgt
Deshalb macht wundervolles Vergnügen
ihre Musik fröhlich und vorzüglich."

Dies schrieb um 1440 der Kleriker Martin le Franc in einem Gedicht für den burgundischen Herzog Philipp den Guten. Darin beschreibt der Dichter Guillaume Dufay als einen der wichtigsten Neuerer der mehrstimmigen Vokalmusik. Wie sein Vorbild, der Engländer John Dunstable, bevorzugte Dufay eine konsonanzreiche Harmonik, verzichtete auf die harten Dissonanzen, die die französische Musik um 1400 prägten.

INNOVATIV

Auch in der Satztechnik wirkte Dufay innovativ: Vor 1400 herrschte in der mehrstimmigen Musik meist der Part vor, der den gregorianischen Cantus firmus trug, also den zugrundeliegenden liturgischen Choral. Dufay dagegen schuf einen ausgewogenen Satz, fügte die Einzelstimmen zu einem homogenen Gewebe zusammen.

Dennoch behielt auch Dufay den Cantus firmus in der mehrstimmigen Musik bei: Er nutzte die einheitsstiftende Wirkung dieser Grundmelodie, um die Messe zu einer monumentalen fünfteiligen Großform zu erweitern. Als Cantus firmus konnten dabei nicht nur Choräle fungieren, sondern auch weltliche Liedmelodien wie das beliebte Kriegslied "L'homme armé".

IM VATIKAN

Dufay wird heute zur ersten Generation der franko-flämischen Komponisten des 15. und 16. Jahrhunderts gerechnet. Zwischen 1428 und 1437 ist er als Mitglied der päpstlichen Kapelle in Rom nachweisbar, gegen Ende dieser Zeit nennen die Register des Vatikans ihn "Magister Capellae" (Kapellmeister). Danach kehrte er als berühmter Kleriker und Komponist in den Norden zurück und ließ sich in Cambrai nieder.

Dufays Ruhm war bereits zu seinen Lebzeiten einzigartig: Er zeigte sich in der Fülle an Aufträgen, repräsentative Motetten für besonders wichtige Anlässe zu komponieren. So bestellte zum Beispiel Papst Eugen IV. bei Dufay die großartige Motette "Nuper rosarum flores" zur Weihe des Doms in Florenz am 25. März 1436.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. Februar 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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